Hans Posse

Hans Posse (1879-1942)  prägte als Direktor die Gemäldegalerie in Dresden, er engagierte sich als Kurator für die zeitgenössische Kunst – und er war Adolf Hitlers „Sonderbeauftragter für Linz“. Das ganze Spektrum seiner Tätigkeiten und die Person Posse in all ihrer Ambivalenz zu beleuchten, war das Ziel der von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am 5. und 6. Dezember 2013 veranstalteten Tagung.

Posse, der von 1910 bis zu seinem Tod der Dresdner Gemäldegalerie vorstand, war und ist umstritten. Gefördert von Wilhelm von Bode trat der erst gut 30jährige Kunsthistoriker sein Amt in Dresden an. Er führte die Gemäldegalerie leidenschaftlich und er hatte Visionen; Visionen, die nicht immer auf Gegenliebe stießen. Darüber hinaus agierte Posse u.a. als Kommissar des Deutschen Pavillons auf der Biennale in Venedig und prägte die Internationale Kunstausstellung 1926 in Dresden. Mit seinen Plänen für einen Galerieneubau und vor allem mit seinen Erwerbungen zeitgenössischer, später als „entartet“ diffamierter Kunst zog er sich den Zorn konservativer und reaktionärer Kritiker zu. Obwohl Posse sich nach dem Regierungsantritt der NSDAP 1933 keineswegs als Kämpfer für die „entartete“ Kunst profilierte, stand er weiter im Fokus der Kritik. Diese Stimmen sollten erst verstummen, als er 1939 von Adolf Hitler zum „Sonderbeauftragten für Linz“ ernannt wurde, um für ein gigantisches, nie realisiertes „Führermuseum“ in Linz an der Donau Kunstwerke zusammenzutragen. Dafür betätigte er sich zum einen als Großeinkäufer auf dem internationalen Kunstmarkt, zum anderen bediente er sich aber auch an beschlagnahmtem Besitz jüdischer Sammler. Dresden wurde durch ihn zu einem wichtigen Ort im NS-Kunstverschiebesystem.

Aus Anlass des 15. Jahrestages der Washingtoner Erklärung 1998 mit ihren Leitlinien zum Umgang mit beschlagnahmten Kunstwerken veranstalten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden diese Tagung, die sich erstmals umfassend, auch über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus, der Rolle Hans Posses im Kunst- und Museumsbetrieb widmete.
In zwölf Vorträgen beleuchteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich das ambivalente Wirken des Kunsthistorikers, Museumsdirektors und Sonderbeauftragten für das "Führermuseum" in Linz unter verschiedenen Gesichtspunkten.

Die Tagungsbeiträge wurden in Buchform veröffentlicht.
 

Das Tagungsprogramm finden Sie hier.

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