Poolpropaganda in Wermsdorf

„Ein Freibad erlaubt ein doppeltes Eintauchen – in das Element Wasser ebenso wie in eine immer wechselnd zusammengesetzte Gemeinschaft von Menschen.“

Matthias Oloew, Schwimmbäder 200 Jahre Architekturgeschichte des öffentlichen Bades, 2019

Das Projekt POOLPROPAGANDA der Outreachabteilung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nutzte die Örtlichkeit eines 80m2 großen Swimmingpools als Setting für Kunst, Kino, Lesungen und zivilgesellschaftliches Engagement. Vom 11.-20.08.2023 konnte mitten im Zentrum der sonst freibadlosen Gemeinde in Wermsdorf geschwommen und gebadet werden. Gemeinsam mit zahlreichen Akteur:innen aus Wermsdorf sowie mit den Künstler:innen. wurde so ein „aktiver“ Ort der Begegnung und demokratischen Teilhabe geschaffen, der neben Schwimmkursen und Badespaß auch Raum für Kunst, Diskurs und zivilgesellschaftliches Engagement bot.

Film

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Poolpropaganda in Wermsdorf  (11. bis 20. August 2023)

Programmrückblick

Mit einem Wasserballett der Synchronschwimm-Abteilung des Postsportvereins Dresden und einer Darbietung der Turntiger Wermsdorf wurde die Poolsaison in Wermsdorf am Freitag eröffnet. Die eigens für die Poolpropaganda gestalteten Pooltücher des Leipziger Illustrators Squizzy P, bei denen eines der fünf Motive in Zusammenarbeit mit den Turntigern entwickelt wurde, verteilten sich unter den Badegästen und prägten von nun an auf dem Rasen ausgebreitet, auf Wäscheleinen hängend und um Schultern gelegt die Szenerie im Schlosspark. Bei der Poolplaylist für Kinder und Jugendliche am Samstag entstand auf Zuruf der perfekte Soundtrack zum Baden. Am Sonntag schlug Squizzy P in der Wermsdorfer Sommersonne sein Zelt auf und portraitierte mit seinen Poolportraits Besuchende live auf dem iPad. Die dabei entstandenen Porträts konnten ausgedruckt und mit nach Hause genommen werden. Bei der abschließenden Poollektüre #1 skizzierte der Historiker und Leiter der Unternehmenskommunikation der Berliner Bäderbetriebe Dr. Matthias Oloew die Ideen- und Architekturgeschichte des Freibads, die es gerade heute als ein schützenswertes Kulturgut einer lebendigen demokratischen Gesellschaft erscheinen lässt. Inwieweit Freibäder als soziale Orte begriffen und betrachtet werden müssen unterstrich zudem die Bildstrecke des Fotografen Christian Werner zu Freibädern in Deutschland, die für die Dauer der Veranstaltungsreihe als Beckenranddisplay in Nachbarschaft zum Swimmingpool zu sehen war.

Der Montag begann mit den dreitägigen Schwimmkurse der pensionierten Lehrkraft Anne Schlechter für den Hort Wermsdorf, der bereits im Vorfeld gemeinsam mi der Künstlerin Theresa Rothe in Workshops die Gestaltung von Liegestühlen und weiteren Poolrequisiten übernommen hatte. Der ehemalige Gymnasiallehrer Andreas Scheller initiierte am Mittwoch ein Seniorentreff (Poolkränzchen) und sorgte bei Kaffee & Kuchen für gute Laune und einen lebhaften transgenerationalen Austausch. Die Autorin Daniela Dröscher las am Abend (Poollektüre #2) aus ihrem preisgekrönten Roman „Lügen über meine Mutter“, der vom Aufwachsen in einer Familie erzählt, in der das Körpergewicht der Mutter als Thema alles andere beherrscht. Im Anschluss diskutierte sie gemeinsam mit Marlena Riegel und den zahlreichen Gästen. Mit Anbruch der Dunkelheit zeigte am Freitag die Initiative Kino Über Land e.V. mit „Findet Nemo“ einen Klassiker der (Unter)Wasserwelt (Kino am Pool #1). Am Samstagabend präsentierte die Freiwillige Feuerwehr Wermsdorf, die bereits die Befüllung und den Aufbau des Pools tatkräftig unterstützt hatte, ein eigens für diesen Abend kuratiertes Kurzfilmprogramm (Kino am Pool #2). Zum Abschluss am Sontag konnte ein letztes Mal ein ausgiebiges Bad genossen werden, bevor Jugendliche des E-Werk Oschatz als Wasserkuriere unter Beihilfe der Badegäste das Poolbecken abpumpten und mithilfe von umgebauten Lastenräder umliegende Bäume bewässerten.

Poolpropaganda auf voices

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Impressionen

Beteiligte Autor*innen/ Künstler*innen

Dr. Matthias Oloew arbeitete viele Jahre als Redakteur für den Berliner "Tagesspiegel" und ist heute Leiter der Unternehmenskommunikation der Berliner Bäder-Betriebe. Der Historiker promovierte an der TU Berlin zur Architektur- und Infrastrukturgeschichte des öffentlichen Schwimmbads.

Daniela Dröscher

Daniela Dröscher, Jahrgang 1977, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Sie schreibt Prosa, Essays und Theatertexte. Ihr Romandebüt »Die Lichter des George Psalmanazar« erschien 2009 im Berlin Verlag, es folgten der Erzählband »Gloria« und der Roman »Pola« sowie das Memoir »Zeige deine Klasse. Die Geschichte meiner sozialen Herkunft« bei Hoffmann & Campe. Sie wurde u.a. mit dem Anna-Seghers-Preis, dem Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds sowie dem Robert-Gernhardt-Preis (2017) ausgezeichnet. Seit Herbst 2018 ist sie Ministerin im Ministerium für Mitgefühl.

Christian Werner

Christian Werner, geboren 1980 in Weimar, beschäftigt sich in seiner fotografischen Arbeit vorwiegend mit Orten und Gefügen, die als Mikrokosmen die Gesellschaft komprimiert beschreiben. Nach Abschluss der Schule arbeitet Christian Werner mehrere Jahre als Handwerker und Altenpfleger in Weimar. 2007 beginnt er eine Ausbildung zum Fotografen in Münster und im Anschluss ein Studium für Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover. Seit 2016 lebt und arbeitet er in Leipzig.

Patrick Vollrath

Der in Leipzig lebende Künstler und Illustrator Patrick Vollrath arbeitet für verschiedene Projekte, Magazine und Museen in den Bereichen Kunst, Musik und zeitgenössisches Design. Seine Arbeiten entstehen ausschließlich digital auf dem Smartphone oder Tablet.e.V., Soziokulturelles Zentrum "E-Werk" Oschatz

Theresa Rothe

Theresa Rothe (1990) arbeitet als bildende Künstlerin in Dresden und Leipzig. 2013 begann sie ihr Studium an der Hochschule für bildende Künste Dresden, und schloss diese 2019 mit einem Diplom und 2022 mit einem Meisterschülerabschluss in der Fachklasse für Bildhauerei bei Prof. Wilhelm Mundt ab. Ihre künstlerischen Arbeiten vereinen Skulptur, Installation, zeichnerische/malerische sowie performative Elemente. Dabei reflektiert und hinterfragt sie in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und diversen Materialien die Kuriositäten des Alltags, Tierbetrachtungen oder auch den voyeuristischen Blick. Neben ihrer künstlerischen Arbeit agiert sie auch als Performerin und Kostümbildnerin in verschiedenen und ist seit 2016 Mitglied der Galerie Stephanie Kelly Dresden und seit 2019 des SALOON Dresdens und wird seit 2022 von der Galerie Irrgang in Leipzig vertreten.

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Kooperationspartner*innen

Gemeinde Wermsdorf, Freiwillige Feuerwehr Wermsdorf e.V., Turntiger Wermsdorf e.V., Grundschule und Hort Wermsdorf, Kino über Land e.V., Buchhandlung Roscher Oschatz, Postsportverein Dresden

Aktive Orte

Das Projekt findet statt im Rahmen des Outreach-Programm „Aktive Orte“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die Staatlichen Kunstsammlungen erweitern mit Outreach-Programmen ihr Engagement in den ländlichen Räumen. Aufbauend auf den Erlebnissen, Impulsen und Visionen aus dem Programm „180 Ideen für Sachsen“ entstehen im aktuellen Programm Aktive Orte Projekte, die den Fokus auf Gemeinschaft und Vielfalt, aktive Mitgestaltung und Formen des Zusammenlebens legen. Das Projekt wird im Rahmen von „Museen als aktive Orte der Demokratie“ durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien gefördert.

Förderer & Partner

BKM

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