SKD: Böhmische Spuren in der Gemäldegalerie Alte Meister

Italienische Malerei 14. bis 17. Jahrhundert

Böhmische Spuren in der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden

Böhmen spielte beim Aufbau der Dresdener Gemäldegalerie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle: Mit seiner politischen und wirtschaftlichen Schwächung nach der Thronbesteigung Maria Theresias wandten sich die sächsischen Herrscher August der Starke und sein Sohn verstärkt dem Nachbarland zu, das sich als „wahre Fundgrube von Gemälden“ herausstellte.

Zu den Kunstwerken

Die fürstlichen Vorlieben lagen auf der italienischen Malerei der Hochrenaissance und des Barock sowie der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Neben der spektakulären Erwerbung von 100 Meisterwerken aus der Sammlung des Herzogs von Modena 1746 gelangte aber eine noch größere Anzahl von vielfach ebenfalls herausragenden Meisterwerken aus Prag nach Dresden. Noch heute besitzen über 110 Gemälde der Dresdener Galerie eine böhmische Provenienz. Es handelt sich meist um Werke niederländischer, italienischer und einiger deutscher Künstler, von denen etwa Adrian de Vries oder Joseph Heintz als Hofkünstler von Kaiser Rudolf II. in Prag tätig waren.

Zwar war die Prager Sammlung Rudolfs II. aus der Zeit um 1600 am Ende des Dreißigjährigen Krieges zu großen Teilen nach Schweden verbracht worden, mit den verbliebenen Resten wurde jedoch eine beachtliche neue kaiserliche Galerie in der Prager Burg aufgebaut, aus deren Beständen 1742 84, 1743 23 und 1749 69 Bilder nach Dresden verkauft wurden – darunter herausragende Werkgruppen von Domenico Fetti und Jacopo Tintoretto sowie Einzelwerke von Bartolommeo Veneto, Schiavone, Andrea del Sarto, Jacopo Bassano, Paolo Veronese, Palma Giovane, Valentin de Boulogne, Peter Paul Rubens, Gerard von Honthorst oder Anthony van Dyck.

Aus wirtschaftlichen Gründen kamen damals auch zahlreiche Gemälde aus böhmischen Adelssammlungen auf den Markt. So konnte zum Beispiel schon 1723 Raymond Le Plat, der als Generalinspekteur mit der Vergrößerung der Dresdner Sammlungen beauftragt war, 21 Gemälde aus der 373 Bilder umfassenden Sammlung des Grafen Felix Vršovec in Prag erwerben, darunter die Rubens‘sche Kopie der Leda Michelangelos sowie Werke von David Teniers und Govaert Flinck. 1741 kamen 268 Gemälde aus der Sammlung Waldstein in Dux/Duchcov nach Dresden, von denen sich noch 65 dort befinden – darunter Vermeers „Kupplerin“ sowie Werke von Frans Hals, Alessandro Magnasco, Antonio Canaletto oder Lucas Cranach. Vermittelt hatte diesen Ankauf Johann Gottfried Riedel, der aus Eger/Cheb stammte und lange in Prag tätig war, u. a. auch als Restaurator für die Sammlung Waldstein, ehe er 1742 erster Inspektor der Dresdner Gemäldesammlung wurde.

Nicht alle diese vielen Kunstwerke sind heute noch in der Gemäldesammlung vorhanden: manche wurden 1924 nach dem Auseinandersetzungsvertrag dem Verein Haus Wettin A.L. übereignet, andere gingen im Zweiten Weltkrieg durch Zerstörung oder Raub verloren. Aber auch durch Verkäufe im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden Gemälde mit solchen historischen Bezügen ausgesondert.

Die „böhmischen Spuren“ führen zu über 30 entsprechenden Kunstwerken, die in der Gemäldegalerie ausgestellt sind.

Adriaen de Vries, Christian II. Kurfürst von Sachsen (1583–1611), 1603

Bronze, H: 96 cm, B: 66 cm, T: 41 cm, Inv.-Nr. H4 001 / 004
1607 Geschenk Kaiser Rudolfs II. an Kurfürst Christian II.

Böhmische Spuren in der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden

Die fürstlichen Vorlieben

Die „böhmischen Spuren“ führen zu über 30 entsprechenden Kunstwerken, die in der Gemäldegalerie ausgestellt sind.

Adriaen de Vries, Christian II. Kurfürst von Sachsen (1583–1611), 1603

Jacopo Tintoretto, Musizierende Frauen, nach 1566

Jacopo Tintoretto, Die Ehebrecherin vor Christus, um 1547

Luca Giordano, Bacchus und Ariadne, um 1680/85

Bartolomeo Veneto, Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers, um 1520/25

Marietta Tintoretto, Selbstbildnis mit Jacopo Strada, um 1567/68

Guido Reni, Christus mit der Dornenkrone, 1636/37

Domenico Fetti, Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, um 1619/21

Domenico Fetti, Das Gleichnis vom verlorenen Groschen, um 1619/21

Domenico Fetti, Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, um 1619/21

Domenico Fetti, Das Gleichnis von den Blinden, die Blinde führen, um 1619/21

Domenico Fetti, Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, um 1619/21

Domenico Fetti, Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, um 1619/21

Valentin de Boulogne, Die Falschspieler, um 1615/18

Jan Massijs, Beim Steuereinnehmer, 1539

Willem Key, Bildnis eines Mannes mit dunkelblondem Vollbart, 1552

Cornelis Cornelisz. van Haarlem, Venus, Bacchus und Ceres, 1614

Gerard van Honthorst, Der Zahnarzt, 1622

Peter Paul Rubens, Leda mit dem Schwan, um 1598-1600

Peter Paul Rubens, Eine Wildschweinjagd, um 1616/18

Anthony van Dyck, Bildnis eines Geharnischten mit roter Armbinde, um 1625/27

David (II) Teniers, Vor der Küche, um 1670/75

Frans Snijders, Stillleben mit der Hündin und ihren Jungen, um 1620/30

Benedetto Luti, Der segnende Christus, um 1720

Johann Heinrich Schönfeld, Musikalische Unterhaltung am Clavichord, um 1670

Jan Onghers, Musikalische Unterhaltung am Tisch, nach 1660

Karel Škréta, Der heilige Gregorius, um 1645

Karel Škréta, Der heilige Hieronymus, um 1645

Karel Škréta, Der heilige Ambrosius, um 1645

Karel Škréta, Der Apostel Paulus, um 1645

Joseph Heintz, Der Raub der Proserpina, um 1595

Joseph Heintz, Ecce Homo, 1585/95

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