Deutsches Historisches Museum in Berlin gibt zwei Kunstwerke an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zurück
24. März 2017Modul Text
Die Stiftung Deutsches Historisches Museum hat heute zwei Kunstwerke an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden übergeben.
Es handelt sich zum einen um das in Gold gravierte Reiterbildnis des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585/1611-1656), welches 1658 in die kurfürstlich-sächsische Kunstkammer gelangte. Zum anderen ist es ein etwa gleichzeitiger in Öl gemalter Stammbaum des Kurfürsten Johann Georg I. und seiner zweiten Gemahlin Magdalena Sibylla, geborene Herzogin von Preußen. Die Provenienzforschung des Deutschen Historischen Museums (DHM) und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erbrachte den Nachweis, dass die Objekte zum Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehören. Den Anstoß zu den Recherchen hatte die proaktive Provenienzforschung der Sammlung des Deutschen Historischen Museums geben.
Beide Werke wurden zunächst kriegsbedingt ausgelagert, nach dem Kriegsende 1945 in die UdSSR überführt und 1958 an die DDR zurückgegeben. Sie gelangten dabei irrtümlich in das Museum für Deutsche Geschichte in Berlin. Fehlrückgaben passierten damals häufig, mussten doch Hundertausende von Objekten wieder verteilt werden. Im Frühjahr 2015 gelang es der für die Provenienzrecherche zuständigen Abteilung des DHM, beide Werke als mögliche Verluste der Rüstkammer Dresden zu identifizieren. Nach Überprüfung der Quellen und Inventare durch die Dresdner Kollegen, konnte der Eigentumsnachweis für die Staatlichen Kunstsammlungen erbracht werden.
Die kleine, in Gold gravierte Platte ist seit 1658 lückenlos in der Kunstkammer und anschließend im Historischen Museum Dresden (heute Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden) nachweisbar. Auch der Stammbaum ist zweifellos Eigentum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, wie sich aus dem rückseitig aufgebrachten Stempel der Gemäldegalerie in Dresden erweist. 1932 wurde das Werk als Leihgabe in das Historische Museum Dresden gegeben, restauriert, gerahmt und in die Dauerausstellung integriert.
Die in reines Gold gravierte Platte mit der Darstellung des Kurfürsten Johann Georg I. zu Pferde nimmt aufgrund des kostbaren Materials eine Sonderstellung in der Reihe kleinformatiger Darstellungen dieses Kurfürsten ein. Das Grüne Gewölbe und die Rüstkammer in Dresden bewahren weit mehr als ein Dutzend solch kleiner Porträts in Silber- und Holzrelief, in Ölmalerei, als Gravur und Zeichnungen in ihren Beständen. Die meisten dieser kleinen Kunstwerke stammen aus der Kunstkammer.
Vier Söhne und drei Töchter des kurfürstlichen Paares Johann Georg I. und Magdalena Sibylla von Sachsen erreichten das Erwachsenenalter. Sie heirateten in bedeutende protestantische Fürstenhäuser ein, darunter Hessen-Darmstadt, Schleswig-Hollstein-Gottorp, Königreich Dänemark und Brandenburg-Bayreuth. Der in Öl gemalte Stammbaum des kurfürstlichen Paares vor der Kulisse ihrer Residenzstadt Dresden zeugt mit der bildlich festgehaltenen Nachkommenschaft und den bedeutenden dynastischen Verbindungen vom Erfolg der Heiratspolitik und zugleich von der Bedeutung und Reputation des Kurfürstentums Sachsens.
Die Dresdner Rüstkammer (bis 1990 Historisches Museum Dresden) erhielt bereits mehrfach Objekte aus dem Deutschen Historischen Museum zurück, die nach der Rückführung aus der UdSSR irrtümlich dorthin gelangt waren und aufgrund fehlender Inventarnummern nicht unmittelbar zuzuordnen waren. So kehrten 1990 und 1991 größere Gruppen an Stangen-, Blank- und Schlagwaffen nach Dresden zurück, 1991 auch mehrere Gemälde, darunter ein in Silber graviertes Bildnis des Kurfürsten Johann Georg I. Zuletzt konnten 1993 zwölf bleigefasste Scheiben mit 31 Glasgemälden im Museum für Deutsche Geschichte identifiziert und nach Dresden zurückgeführt werden.
„Provenienzforschung bedeutet gerade für das Deutsche Historische Museum nicht nur Forschung in Bezug auf die NS-Zeit, sondern auch auf die Sowjetische Besatzungszone und die DDR. Schon seit der Übernahme der Sammlungen des Museums für Deutsche Geschichte ist das für uns ein wichtiges Thema und wir konnten bereits zahlreiche Recherchen anstoßen und Restitutionen einleiten. Wir freuen uns, dass uns das auch diesmal gelungen ist“, meinte Ulrike Kretzschmar, Präsidentin a.i. des Deutschen Historischen Museums.
Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, sagte: „Die Rückführung dieser Kunstwerke ist ein erneuter Beleg für die Notwendigkeit der Provenienzforschung und sie zeigt, dass die Museen auf diesem Forschungszweig intensiv zusammenarbeiten. Gerade in Ostdeutschland erfordern die dramatischen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts auch weiterhin eine konsequente Fortführung der wissenschaftlichen Klärung von Provenienzen.“
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