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Ausgangspunkt für diese Ausgabe des Stannaki-Forums ist die samische Sammlung des Museumsverbundes: Aktuell werden 229 Objekte als Kulturgegenstände der Sápmi im Norden Norwegens, Schwedens, Finnlands und Russlands geführt. Ein Teil davon gelangte durch Gustav Friedrich Klemm (1802-1867), Anthropologe und Leiter der Königlichen Bibliothek in Dresden, in die Sammlungen. In seiner zehnbändigen Kulturgeschichte ordnete Klemm die Sámen als Finnen in die Kategorie der „passiven“ Völker ein, im Gegensatz zu den „aktiven“ Völkern. Es veranschaulicht eine jahrhundertelange Kolonialität der Forschung innerhalb Europas in Bezug auf das einzige indigene Volk auf dem europäischen Festland. Die sámischen Künstler Silje Figenschou Thoresen und Fredrik Prost wurden eingeladen, mit Forschenden der SKD ins Gespräch zu kommen und Zeit mit den sámischen Objekten in Dresden und Leipzig zu verbringen. Im Stannaki Forum werden sie über ihre Begegnungen mit den Objekten reflektieren. Ausgehend von ihrer individuellen künstlerischen Praxis werden sie erzählen, wie die Gruppe der Kemi Sámi auf der finnischen Seite von Sápmi seit der Herstellung einer der Trommeln in der Sammlung beinahe ausgestorben ist. In einem weiteren Teil geht es um die Frage, wie z.B. Stöcke – angesichts der Tradition ihrer ständigen Wiederverwendung und warum diese keine Spuren in der Landschaft hinterlassen haben – in den Museen gelandet sind. Das Stannaki Forum wird in Zusammenarbeit mit dem Kin Museum für zeitgenössische Kunst in Kiruna auf der schwedischen Seite von Sápmi und im Gespräch mit den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen realisiert.
Silje Figenschou Thoresen ist Nordsámi und lebt und arbeitet in Kirkenes im Norden Norwegens. Figenschou Thoresen arbeitet als zeitgenössische Künstlerin, kommt aber aus dem Designbereich und hat einen MA in Möbeldesign von der Konstfack in Stockholm. Ihre Werke wurden u. a. im norwegischen Nationalmuseum, im Sámi Centre of Contemporary Art, im lettischen Zentrum für zeitgenössische Kunst, im Museum für zeitgenössische Kunst in Estland, in Liljevalchs, Schweden, im Marabouparken, Schweden, und im Kunstnerforbundet, Norwegen, ausgestellt.
Fredrik Prost ist ein sámischer Künstler, dessen Schaffen sich sowohl auf traditionelle als auch auf zeitgenössische sámische Kunstformen bezieht. Im Jahr 2001 immatrikulierte er sich an der renommierten sámischen Schule für Kunst und Handwerk in Jokkmokk, Schweden. Seit 2010 ist er hauptberuflich als Künstler tätig. Des Weiteren ist er als Schriftsteller tätig und hat verschiedene Artikel sowie ein Buch veröffentlicht. Vor über zwanzig Jahren begann er, sámische Trommeln zu erforschen und zu bauen. Daraus entstand ein 340-seitiges Buch, welches im Jahr 2023 im renommierten sámischen Verlag DAT veröffentlicht wurde.
Marita Andó ist Diplom-Ethnologin (Humboldt-Universität Berlin) und seit mehr als 40 Jahren wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Sammlungsbestände von Europa, Nord-/Zentralasien am GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Maria Lind ist Kuratorin, Autorin und Pädagogin und arbeitet derzeit als Direktorin des Kin Museum of Contemporary Work in Giron/Kiruna.