ABC der Menschlichkeit

A wie Aufmerksamkeit, W wie Wertschätzung oder Z wie Zuversicht – Kunstwerke sind voller Geschichten über uns Menschen, über unser Miteinander, den Umgang mit der Welt und Ideen über die Welt, unseren Glauben, über unsere Gefühle wie Liebe und Geborgenheit. Aus dem reichen Bestand an Kunstwerken unserer 15 Museen und Sammlungen haben wir stellvertretend Werke ausgewählt und betrachten sie unter den Gesichtspunkten der Menschlichkeit. Wählen Sie einen Buchstaben und erfahren Sie, welches Thema sich dahinter verbirgt.

Anteilnahme

Schmiedeeiserne Grabkreuze zählen zu den wertvollen Stücken sächsischer Volkskunst im 19. Jahrhundert. Das Gestaltungsspektrum reicht von einfach bis prachtvoll. Findet der Friedhofsbesucher heute auf den Grabsteinen nur noch Namen und Lebensdaten, vielleicht auch noch einen kurzen Spruch, so berichten die integrierten metallenen Bücher dieser Grabmale aus dem Leben der Verstorbenen. Oskar Seyffert, der Gründer des Museums für Sächsische Volkskunst schreibt dazu: „Wer Anteil nimmt, schlägt das Büchlein auf.“
Sollte Anteilnahme erst mit dem Tod eine Rolle spielen? Oder ist es viel wichtiger Anteilnahme im Sinne von Interesse am Leben der Anderen zu verstehen?

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Grabkreuz mit aufklappbaren Buch
© Museum für Sächsische Volkskunst, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Grabkreuz, Sachsen, 1939

Bildung als Menschenrecht

Ein graviertes Sonnenbild dienst dieser prunkvollen Uhr als Stundenzeiger. Mit dem Sonnenbild dreht sich eine dunklere Beschattungshülse, die die Nacht darstellt, einmal in 24 Stunden um den emaillierter Globus. Dadurch wird gezeigt, wo gerade auf der Erde Tag und wo Nacht ist, und dies im Wechsel der Jahreszeiten. Die Krone auf der Uhr sowie Zierelemente wie der polnischer Adler weisen auf den sehr spezifischen Zusammenhang, in dem die Uhr entstanden ist: Der katholische Herrscher Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen und König von Polen (dort unter dem Namen "August III."), hat sie beim gelehrten jesuitischen Pater Johannes Klein beauftragt. Man mag sich trotzdem im übertragen Sinne wünschen, dass alle Menschen der Erde das "Licht" der Bildung genießen dürfen, so wie die sich drehende Hülse stets nacheinander verschiedene Teile der Erde hell aufscheinen lässt.

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prunkvolles Uhrwerk mit Globus im Zentrum
© Mathematisch-Physikalischer Salon, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Pater Johannes Klein, Astronomisch-Geographische Stutzuhr, 1738

Courage, Charisma

Diogenes von Sinope war ein antiker griechischer Philosoph. Er sprach sich für Bedürfnislosigkeit und gegen materiellen Besitz der Menschen aus. Seine Philosophie bestand darin, dass der Mensch nur durch den Verzicht auf Eigentum Glück erreichen könne, denn nur so hat er nichts zu verlieren. Über Diogenes selbst sind zahlreiche Anekdoten bekannt. Er soll in einer Tonne gelebt haben und besaß nichts, außer einem hölzernen Becher. Letztendlich trennte er sich auch noch von diesem, als er einen Bettler aus der hohlen Hand trinken sah. Der flämische Maler Jakob Jordaens malte im 17. Jahrhundert eine weitere Geschichte, die über Diogenes berichtet wird. Am helllichten Tag ging der Philosoph mit einer leuchtenden Laterne durch die Menschenmenge eines belebten Marktplatzes und sprach: „Ich suche einen Menschen“.

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© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Jacob Jordaens, Diogenes mit der Laterne, auf dem Markt Menschen suchend, um 1642

Duldsamkeit

Unglück und Leid dürfte wohl jeder Mensch schon einmal erfahren haben, ob unverschuldet oder selbst verursacht, ob kleines Dilemma oder große Katastrophe. Gott legte, vom Teufel angetrieben, Hiob immerfort zahllose Prüfungen auf – Krankheit, Verlust der Kinder und Frau –, die er lange klaglos erduldete. Damit bewies er seinen festen Glauben an Gott, trotz allem Ungemach. Schließlich aber klagte er doch zu Gott, warum denn der Schuldlose leiden muss – eine bis heute zentrale Frage menschlichen Daseins, die nicht nur viele Gläubige bewegt.

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© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Johann Carl Loth, Hiob mit seinen Freunden

Einheit in Vielfalt

Der Himmel gehört uns allen gemeinsam, die Gestirne haben seit jeher die Menschen über alle Sprach- und Kulturgrenzen hinweg als Quelle der Inspiration und der Faszination gedient. Erst Galileo Galilei hat um 1610 durch sein Fernrohr beobachtet, dass der Mond nicht perfekt kugelrund, sondern – wie die Erde –  auch Berge und Täler habe. Der Erde nächster Nachbar am Himmel ist seitdem ununterbrochen Objekt der Forschung, auch 100 Jahre vor der ersten menschlichen Mondlandung sind solche Gipsmodelle wie dieses entstanden, um die Mondoberfläche dreidimensional darzustellen.

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plastisches Modell einer Mondkugel auf Holzstelze
© Mathematisch-Physikalischer Salon, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Ernst Fischer, Mondglobus, um 1864

Fairness

Entstehen im 17. Jahrhundert die ersten Kaffeehäuser in Europa, ist der Genuss von  Kaffee zu dieser Zeit dennoch absoluter Luxus und erst einmal nur den Eliten vorbehalten. Bis im 18. Jahrhundert die europäischen Kolonialmächte die Anbaugebiete in Mittelamerika, Afrika und Indien eroberten. Heute gehört Kaffee zu unseren geliebten Alltagsgütern. Doch um welchen Preis? Machen wir uns Gedanken darüber, wie gerecht und ehrlich Kaffeebauern behandelt und bezahlt werden und wie ressourcenschonend wir mit unserer Umwelt beim Kaffeeanbau umgehen?

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Kaffeemühle mit Intarsien
© Museum für Sächsische Volkskunst, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Kaffeemühle, 1. Hälfte 19. Jahrhundert

Güte

Als Adam und Eva aus dem Paradies verbannt wurden, erfuhren sie zum ersten Mal einen Bruch in der sonst bedingungslosen Güte ihres Gottes. Sie hatten Gott in seiner Barmherzigkeit und ihre eigene Fähigkeit, ihm aus den Augen zu gehen, überschätzt. Doch was sind die Bedingungen der Güte? Wann kann man sie erwarten? Wann überspannt man sie? Und ist ein gütiger Mensch nicht auch einer, der bei Fehlern gnädig ist und Nachsicht zeigt? Jede Person kann sich an einen Akt der Güte in ihrem Leben erinnern, denn Güte ist wohltuend, egal, ob man sie erfährt oder übt. 

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düsteres Ölgemälde mit drei Bibelgestalten
© Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Franz von Stuck, Das verlorene Paradies, 1897

Hingabe

Der Pelikan gibt sein Leben nach einer alten Legende seinen Kindern, indem er sich mit dem Schnabel die Brust öffnet und sie mit seinem Blut ins Leben zurück holt. Mit Hingabe kann man sich auch den einfachen Freuden widmen. Dieser Pelikan ist gleichzeitig ein Trinkspiel. Der Genuss des Weines dürfte eine besondere Hingabe erfordert haben, denn beim Kippen des Gefäßes bewegen sich die mit Scharnieren befestigten Flügel unkontrollierbar. Welcher Sache oder welchem Menschen würden wir uns hingeben? Wem oder was würden wir unser Leben oder unsere Zeit widmen?  

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Große Pelikanfigur mit drei kleineren Vögeln
© Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Andreas Klette, Pelikan mit Jungen als Trinkgefäß, um 1600

Kommunikation

Die Stirn in Falten, den Finger vor den geschlossenen Mund gelegt – wie ein Gebot zur Stille. Ohne ein Wort gelingt es dem jungen Mann nur mit dem Gesichtsausdruck und der Geste seiner Hand, dass wir seiner Aufforderung folgen. Wir sind still und verharren. Menschen reden miteinander – auch ohne Worte. Mimik, Gestik, Körperhaltung und Bewegung sind wichtige Mittel der Kommunikation. Ohne Körpersprache sind soziale Beziehungen ärmer. Kann eine Aufforderung zu Stille eigentlich eindringlicher sein, als auf diesem Bild von Rotari? 

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Ölgemälde Mann mit Pelzmütze erhebt Zeigefinger vor seinen Mund
© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Pietro Antonio Graf Rotari, Mann mit Pelzmütze, den rechten Zeigefinger erhoben, um 1753/55

Liebe

„Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern das, was man bereit ist zu geben.“- Katharine Hepburn. Diese Meissner Porzellangruppe ist eine der ersten, die nach einer Skulptur der Dresdner Antikensammlung gefertigt wurde und die starke Liebe von „Amor und Psyche“ versinnbildlicht. Diese begann unter schwierigen Umständen, wuchs jedoch mit jedem Hindernis und nahm zum Schluss ein glückliches Ende. Das Liebespaar kämpfte für seine Liebe und deren Anerkennung. Wahrscheinlich ist die Liebe eins der intensivsten Gefühle, dass der Mensch verspüren kann. Jeder Mensch sollte das Recht haben, egal welchen Geschlechts, Hautfarbe oder Religion, seine Liebe zu leben und seinen Partner aus freier Entscheidung heraus zu wählen. 

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küssendes Paar aus Porzellan
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Johann Carl Schönheit, Plastik: Amor und Psyche, um 1772

Mitmenschlichkeit

Vier Jahre war Otto Dix im Ersten Weltkrieg an vorderster Front. Nach Kriegsende schuf er das Triptychon „Der Krieg“, und verarbeitete seine eigenen Erfahrungen in erschütternden Szenen. Die Bildtafeln des Triptychons stellen die Sinnlosigkeit und den Schrecken des Krieges schonungslos dar. Dix‘ Werk entstand in einer Zeit von Nationalismus und Kriegsgeschrei, in welcher solche Darstellungen unerwünscht waren. Doch gerade deshalb sollte das Triptychon zum Gegenteil mahnen: dem friedlichen Miteinander und mitmenschlichem Verhalten. Bis heute hat es nichts an Aktualität verloren. 

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hölzernes Triptychon mit Kriegsdarstellungen
© Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Otto Dix, Der Krieg (Triptychon), 1929/32

Neugier

Man spürt sie tatsächlich – die kindliche Neugier des damals ungefähr 4 Jahren alten Hans Kühn, der gespannt ein kleines Türchen öffnet. Von seinem Vater mit der Kamera beobachtet und für die Nachwelt festgehalten. Eine Szene, die sich in unzähligen Familien immer wieder wiederholt, heute festgehalten von Digitalkameras oder Mobiltelefonen. Heinrich Kühn arbeitete vor über hundert Jahren mit dem Edeldruckverfahren des Gummidrucks, einer Technik, die auf Basis von Gummiarabikum, Dichromatsalzen und Pigmenten malerisch wirkende Fotografien erschuf. Kühn, der als Amateur zur Fotografie gekommen war, fand über die Neugier am kindlichen Leben und die Freude an der Beschäftigung mit seinen Kindern zu einem Thema, das in seinem Gesamtwerk den größten Teil ausmachen sollte. Eine andere Art von Neugier – das Interesse an neuen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten – brachte künstlerische Fotografien wie diese zum Kupferstich-Kabinett. Der damalige Direktor Max Lehrs begann 1898 als einer der Ersten eine Sammlung Fotografien anzulegen und verhalf damit zur Akzeptanz als autonomes künstlerisches Medium.

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Kind kniet und öffnet Schranktür
© Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Heinrich Kühn, Hans vor dem Schrank kniend, um 1904

Ordnungsliebe

Die Ordnungsliebe ist unter uns Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Gleichzeitig ist der Begriff Ordnung positiv besetzt. Was sich auf den ersten Blick vielleicht als ein etwas ungewöhnlich gebauter Tisch zeigt, erweist sich bei der Benutzung als eine besondere Form der Ordnungsliebe. In den geschickt im Tisch verborgenen acht Schub- und Einsatzkästen befinden sich perfekt eingepasst mehr als 200 Einzelteile: unter anderem Apotheken- und Badergerät, Schreibzeug, Spiele, wissenschaftliche Gerätschaften und ein Musikinstrument. Alles in bester Ordnung also.  

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hölzerner Tisch
© Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Georg Zorn, Tischkabinett, um 1630

Phantasie

Phantasie hatte Walt Disney im Überfluss, als er 1928 eine der berühmtesten Comic-Figuren der Welt erschuf: Mickey Mouse oder auf deutsch Micky Maus. Mit ihren Filmen wurde die Walt Disney Company auf der ganzen Welt bekannt und ihre Zeichentrickfiguren gehören heute zum kulturellen Gedächtnis.  Auch kommerziell hatte die Firma einen enormen Erfolg, der u. a. 1955 zur Gründung des ersten Disneyland-Themenpark  in Anaheim/ Kalifornien führte. Zwischen 1897 und 2016 gab es in den Disneyland-Themenparks eine Ersatzwährung – den Disney Dollar – mit dem man in den Parks bezahlen konnte. Interessanterweise war der Disney Dollar kein Gutschein, sondern eine Art Wertpapier. Er verjährt nicht und hat einen von der Walt Disney Company garantierten zeitlich unbegrenzten Wert. Er kann jederzeit eins zu eins in US-Dollar umgetauscht werden. Disney Dollar sind heute begehrte Sammlerobjekte.

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Phantasievoll 2

© Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Walt Disney Company, 1 Disney Dollar, 1987

Religiosität

Religiosität entspringt aus dem menschlichen Streben nach Welterklärung und Sinnfindung. Dem eigenen Leben eine Bedeutung geben, die eigene Existenz im Gefüge der Welt wiederfinden. Viele Objekte in unseren Museen tragen Symbole christlicher Religiosität. So trug Kurfürst August  das Kreuz an seinem Herzen – auf der Brust seines Harnisches den er 1547 in der Schlacht von Mühlberg trug. Es war das sichtbare Zeichen seiner eigenen Religiosität. 

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eiserne Rüstung mit gelber Befederung am hinteren Kopfteil
© Rüstkammer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Peter von Speyer d.Ä., Offene Sturmhaube/Trabharnisch

Selbstwahrnehmung

Das Kinderbuch „Das kleine Ich bin ich“ von Mira Lobe und Susi Weigel ist 1972 erschienen. Darin spaziert ein buntes Tier auf einer Wiese und trifft einen Frosch. Dieser fragt es, wer oder was es denn ist. Darauf weiß das kleine ‚Ich bin ich‘ keine Antwort und begibt sich auf die Suche nach sich selbst. Wer bin ich? - Eine scheinbar simple aber sehr bedeutsame Frage. Wie nehmen wir uns selbst wahr? Kennen wir unsere eigenen Stärken und Schwächen, unsere Gefühle und Wirkung auf andere? Dem kleinen ‚Ich bin ich‘ kommt am Ende seiner Reise die Erkenntnis „Ich bin ich“.

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Phantasielebewesen kariert und bunt
© Puppentheatersammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Puppentheater Dresden, Schenkung Theater Junge Generation, Das kleine Ich zum Stück „Das kleine Ich bin Ich“, 2006

Toleranz

„Mache dich von deinen Vorurteilen los, und du bist gerettet“

Das ist einer von vielen Gedanken, die der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel (121 n.Ch. – 180 n.Ch.) in seinem Buch „Selbstbetrachtungen“ niederschrieb. Es sind tagebuchartige Aufzeichnungen, in denen seine Lebenserfahrung und philosophische Weitsicht miteinander verschmelzen. In verschiedenen Feldlagern notierte er, was ihn das Leben und seine Vorbilder gelehrt haben: Menschlichkeit und Toleranz, Bescheidenheit und Respekt, Besonnenheit und Vernunft gehören zu den Tugenden, die er sich und der Nachwelt empfiehlt. 

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© Skulpturensammlung bis 1800, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Filarete, Marc Aurel, um 1440/45

Unvoreingenommenheit

Die Tür zur Schlosskapelle des Dresdner Residenzschlosses schmückt eine Szene aus der Bibel. Wunderbar detailreich in Holz geschnitzt, zeigt sie eine Begebenheit aus Johannes 8,1–11. Jesus ist im Tempel zu sehen, er schreibt mit den Fingern in den Sand auf dem Boden. Eine Frau wird von mehreren, aufgeregt diskutierenden Männern, herbeigebracht. Sie war beim Ehebruch ertappt worden, ihr droht die Steinigung. Die Männer bedrängen Jesus und fragen nach seiner Meinung, doch er richtet sich nur auf und spricht: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.

Und wieder bückt Jesus sich nieder und schreibt auf die Erde. Alle Männer, einer nach dem anderen verlässt den Tempel, bis auf die Frau. Jesus aber richtet sich auf und fragt: Frau, wo sind sie? Hat niemand dich verurteilt? Sie verneint woraufhin Jesus zu ihr sagt: Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr! Jesus verurteilt die Frau nicht, unvoreingenommen steht er ihr gegenüber.

massive hölzerne Tür versehen mit Schnitzereien
© Residenzschloss, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Tür zur Schlosskapelle mit Darstellung von Christus und der Ehebrecherin

Versöhnung

Der Neumarkt entstand als zusätzlicher Marktplatz im 16. Jahrhundert nach der Verlegung der alten Stadtmauer. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts – in der Regierungszeit August des Starken - veränderte sich der Platz. Er wurde vergrößert und repräsentative Bürgerhäuser entstanden. Die mittelalterliche Frauenkirche wurde abgerissen und durch einen neuen Kirchenbau ersetzt. Bernardo Bellotto hielt diesen damals sehr modernen Platz in seinem Gemälde fest. Im Zentrum des Bildes ragt die Frauenkirche mit ihrer steinernen Kuppel auf. 200 Jahre später, im Februar 1945 brannte die Frauenkirche infolge der Bombardierung Dresdens aus und stürzte in sich zusammen. Als Mitglied der Nagelkreuzgemeinschaft steht die Frauenkirche heute nicht nur für eine bauliche Meisterleistung sondern als Symbol für Frieden und Versöhnung der Länder und Menschen.

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Ansicht der Altstadt Dresdens mit Frauenkirche
© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Bernardo Bellotto, gen. Canaletto, Der Neumarkt in Dresden vom Jüdenhofe aus, um 1748

Weltoffenheit

Wir sind daran gewöhnt, die Erde in 24 relativ breite Zeitzonen zu unterteilen. Diese Konvention gibt es allerdings noch nicht so lange, sie stammt erst aus dem 19. Jahrhundert. In den Jahrhunderten davor hat jeder Ort eine eigene „Ortszeit“; 12 Uhr mittags ist dann der Augenblick, wenn die Sonne dort ihren höchsten Stand über dem Horizont erreicht. Alle Orte auf der Erde, die auf einer gemeinsamen Nord-Süd-Linie durch die beiden Pole (einer sogenannten „Längengradlinie“) liegen, haben eine gemeinsame Ortszeit. Dem genialen Konstrukteur dieser Uhr gelang es, mittels nur eines Uhrwerks die jeweilige Ortszeit für 360 solche Längengrade rund um den Globus gleichzeitig und automatisch anzuzeigen. Mit einem Blick kann der Betrachter also alle Zeiten der Welt erkennen.  

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hölzerne Standuhr mit kreisrunder und vergoldeter Front
© Mathematisch-Physikalischer Salon, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Andreas Gärtner, Weltzeituhr, um 1700

Zuwendung

Das Modell im französischen Stil versinnbildlicht die Zuwendung einer Mutter zu ihren Kindern. Der liebevolle Umgang einer Mutter ist für ein Kind und seine Entwicklung ungemein wichtig. Oft erfahren wir Zuneigung in der Familie und im Freundeskreis, aber sollte sich diese nur auf seinen Nächsten beschränken? Kranke und alte Menschen, Menschen am Rande der Gesellschaft sind auf Fürsorge angewiesen. Brauchen wir nicht einen liebevollen Umgang miteinander, so dass sich der Einzelne durch die Anderen angenommen fühlen kann?

"Zur Kultur gehört auch eine Zuwendung der Starken zu Schwachen, also nicht nur durch eine vertikale soziale Verpflichtung des Staates, sondern auch die Hilfe einer hori­zontalen Solida­rität der Bürger unter­einander." - Richard von Weizsäcker 

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 Figurengruppe aus buntem Porzellan
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Michel Victor Acier et al., Figurengruppe "Die gute Mutter", um 1774
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