Staatliche Kunstsammlungen Dresden laden zur 3. Martin Roth Lecture

08. Januar 2020

Martin Roth 1

Donnerstag, den 16. Januar 2020, 19 Uhr im Lichthof des Albertinum

Zelfira Tregulova: Rezeption der Sixtinischen Madonna in Russland. Im Allgemeinen und im Besonderen

 

Am 16. Januar 2020 wäre Martin Roth 65 Jahre alt geworden. Seit 2018 veranstalten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) am Geburtstag ihres ehemaligen Generaldirektors Vorträge renommierter Kulturschaffender in der Reihe Martin Roth Lectures und erinnern damit an eine große Persönlichkeit der Museumswelt, die die SKD nachhaltig geprägt hat.

Der diesjährige Festvortrag wird von Zelfira Tregulova, Generaldirektorin der Staatlichen Tretjakow-Galerie in Moskau, gehalten und widmet sich der Rezeption der Sixtinischen Madonna in Russland. Für Martin Roth waren die Beziehungen zu Russland seit jeher von elementarer Bedeutung. Sie ermöglichten einen regen kulturellen Austausch auf Augenhöhe. Während seiner Zeit in Dresden realisierte Roth eine Vielzahl an Projekten mit Museen in Russland.

Zelfira Tregulova studierte Kunstgeschichte an der Staatlichen Universität Moskau und arbeitete anschließend an Museen im In- und Ausland, darunter das Puschkin-Museum in Moskau, das Staatliche kulturhistorische Museum Moskauer Kreml und das Solomon R. Guggenheim Museum in New York. Darüber hinaus kuratierte sie Ausstellungen in Berlin, New York, Rom, Amsterdam, London und Bonn. Seit 2015 ist Tregulova Generaldirektorin der Staatlichen Tretjakow-Galerie in Moskau. Neben verschiedenen anderen Auszeichnungen erhielt sie zuletzt 2018 den Ehrenpreis der Regierung der Russischen Föderation.

Die Staatliche Tretjakow-Galerie ist eines der größten und bekanntesten Museen für russische Kunst. Die Sammlung mit Werken vom 14. bis zum 21. Jahrhundert gilt als die umfangreichste ihrer Art. Sie wurde 1856 von dem russischen Kaufmann Pawel Michailowitsch Tretjakow (1832–1898) gegründet. Die private Sammlung seiner Familie bildet den Grundstock des Museums, das im Jahr 1867 seine Türen für Besucher*innen öffnete. 1892 wurde die Sammlung der Stadt Moskau übergeben. Nach der Oktoberrevolution von 1917 wurde sie verstaatlicht und gehört seitdem zu Russlands Nationalmuseen.

Unter der Leitung von Zelfira Tregulova erhielt die Staatliche Tretjakow-Galerie einen neuen Entwicklungsimpuls, der das Museum als Vorreiter der Präsentation russischer Kunst etablierte. 2016 wurde die Staatliche Tretjakow-Galerie von The Art Newspaper Russia für das beste Ausstellungsprojekt und im Jahr 2018 als bestes Museum des Jahres ausgezeichnet.

Zelfira Tregulova, Generaldirektorin der Staatlichen Tretjakow-Galerie: „Die Sixtinische Madonna ist eines der bekanntesten und am meisten verehrten Bilder der klassischen Kunst in Russland. Als zur Zeit der Romantik Pensionäre der Russischen Akademie der Künste auf ihrem Weg nach Italien in Dresden Zwischenhalt machten, kehrten sie mit Kopien dieses Gemäldes oder farbigen Lithographien zurück, welche fortan die Adelshäuser sowie die Kabinette der größten russischen Schriftsteller, wie Tolstoi oder Dostojewski, schmückten. Schon damals galt dieses Bild als Verkörperung höchster Schönheit, die himmlisch und zugleich ergreifend menschlich ist. In der Nachkriegszeit, als sich das Gemälde von 1945 bis 1955 in der Sowjetunion befand, wurde es Teil des Lebens vieler Menschen – mit Reproduktionen, die an den Wänden unzähliger Wohnungen hingen. Es war das Objekt eines sehnsüchtigen Traums, das Gemälde eines Tages in Wirklichkeit sehen zu können. Noch immer zieht die Sixtinische Madonna tausende russische Gäste nach Dresden und gilt bis heute als Inbild von künstlerischem Schaffen, vereint mit einem Hauch des Göttlichen.“

Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: „Die diesjährige Rednerin war Martin Roth in Freundschaft verbunden und ebensolches gilt, so hoffe ich sagen zu können, für Zelfira Tregulova und mich. Trotz des zurzeit nicht unkomplizierten politischen Verhältnisses zwischen den Nationen Russland und Deutschland, lassen sich die Menschen, die Kollegen, die Protagonisten der jeweiligen Kulturszenen davon nicht beeindrucken und setzen sich, gemäß dem Motto „people to people“, für einen lebendigen Austausch ein. In Dresden lässt sich dies besonders wirksam umsetzen, da viele Menschen in Russland eine besondere Liebe zu den Kunstschätzen in Dresden empfinden – und dies seit Jahrhunderten, wobei die Sixtinische Madonna eine besondere Rolle spielt. Umgekehrt weisen viele Bezüge von Dresden nach Russland, gerade in der Zeit der Romantik. In unserer Kooperation mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie, Moskau wird es um die Krise des Subjekts im 19. Jahrhundert gehen. Die gemeinsame Ausstellung »Romantik – Träume von Freiheit« wird 2020 in Moskau und 2021 in Dresden die Aktualität der Romantik vor Augen führen. Wie Bruno Latour ausgeführt hat, habe man nach der Revolution eine neue Sprache für die Demokratie gebraucht, und diese sei die Fähigkeit, zu träumen. In der heutigen Beschäftigung mit Romantik wird sicherlich der Aspekt der »Entgrenzung« eine wichtige Rolle spielen, im Sinne der Notwendigkeit, den Anthropozentrismus zu überwinden und die Aufmerksamkeit vom Menschen auf die Natur und die Umgebung zu richten.“

 

Im Fall einer Vorberichterstattung bitten wir um folgenden Hinweis:

Die SKD bitten alle Interessierten darum, sich bis 15. Januar 2020 per Mail an anmeldung@skd.museum oder postalisch über Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Generaldirektion, Taschenberg 2, 01067 Dresden anzumelden.

Aufgrund der begrenzten Platzkapazität werden die Anmeldungen in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt.

Vertreter*innen der Medien werden gebeten, sich bis 15. Januar 2020 über presse@skd.museum zu akkreditieren.

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