Einladung zum Pressegespräch | CZAS NASZ | Uecker | Andreas Rost
24. September 2020Einleitung
am Mittwoch, 30. September 2020, 10 Uhr im Albertinum, Treff: Eingang Georg-Treu-Platz
anlässlich der Ausstellungskooperation mit dem Nationalmuseum in Wrocław
CZAS NASZ — UNSERE ZEIT — OUR TIME im Albertinum
und der zwei Präsentationen im Kupferstich-Kabinett zum 300-jährigen Jubiläum
Uecker
Andreas Rost. Wiedervereinigung
CZAS NASZ — UNSERE ZEIT — OUR TIME
Magdalena Abakanowicz – Dresden
Magdalena Abakanowicz († 2017) und Günther Uecker – beide Jahrgang 1930 – setzen sich in ihren skulpturalen Arbeiten immer wieder mit existenziellen Fragen auseinander.
- Ausstellungsort Albertinum
- Laufzeit 02.10.2020—18.04.2021
Text Czasz Nasz
Die Ausstellungskooperation „CZAS NASZ — UNSERE ZEIT — OUR TIME‘“ bringt Werke beider Künstler zusammen und verbindet gleichzeitig die Partnerstädte Wrocław, wo sich die weltweit größte Abakanowicz-Sammlung befindet, und Dresden, wo in Zusammenarbeit mit dem Uecker Archiv, Düsseldorf und mit Unterstützung der Franz Dieter und Michaela Kaldewei Kulturstiftung an einem Werkverzeichnis-Projekt zu Günther Uecker gearbeitet wird.
Während im 1. Obergeschoss des Albertinum textile Skulpturen von Abakanowicz aus den Beständen des Nationalmuseums in Wrocław (MNWr) gezeigt werden, präsentiert das MNWr im Vier-Kuppel-Pavillon ab dem 25. Oktober eine Installation von Uecker als Leihgabe des Künstlers selbst.
Die Gruppe „Tłum“ („Menge“), bestehend aus 26 Figuren, hat Abakanowicz zwischen 1986 und 1994 geschaffen. Sie zeigt das Motiv der sich wiederholenden menschlichen Figur als eine anonymisierte Masse von kopflosen, ihrer Identität beraubten Gestalten. Ohne konkreten Zeitbezug können sie verallgemeinernd für einen gewaltfreien Massenprotest stehen oder aber auch für die schleichende Zersetzung einer zur Ohnmacht verurteilten Menschheit. Ergänzt wird „Menge“ durch ein zweites Werk mit dem Titel „Klatka“ („Käfig“), in dem eine kopflose Figur gefangen ist.
Im Vier-Kuppel-Pavillon in Breslau wird Günther Uecker eine „Sandmühle“ zeigen – eine überzeitliche Installation, die ihn seit 1966 bis heute immer wieder beschäftigt. Die Arbeit greift Themen auf, mit denen sich Uecker in seinem Œuvre befasst: Die Verletzungen und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen, dessen Qualen, Verstrickungen und dessen Hilflosigkeit angesichts von Gewalt, aber ebenso die Stärke seiner Zerstörungskraft.
Überleitung
Im Rahmen seines 300-jährigen Jubiläums zeigt das Kupferstich-Kabinett die Präsentationen:
Uecker
1930 in Mecklenburg geboren, lebt und arbeitet Günther Uecker seit 1955 in Düsseldorf und zählt zu den international bedeutendsten Künstlern.
- Ausstellungsort Residenzschloss
- Laufzeit 02.10.2020—01.11.2020
Sein seit Mitte
Sein seit Mitte der 1950er-Jahre entstandenes Werk zeichnet sich neben seiner inhaltlichen Vielschichtigkeit durch Grenzüberschreitungen zwischen den klassischen Gattungen und angewandten künstlerischen Techniken sowie durch eine Vielfalt der verwendeten Materialien aus, darunter Nägel, Holz, Stoff, Stein, Asche und Sand. Seit Ende 2017 ist ein Forschungsprojekt zum umfangreichen Werk des Künstlers an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden angesiedelt. Uecker ist dem Dresdner Kupferstich-Kabinett seit den 1970er-Jahren persönlich eng verbunden und dort mit bedeutenden Werkgruppen vertreten. Anlässlich seines 90. Geburtstages wird aus den mehr als 160 grafischen Arbeiten des Kabinetts eine repräsentative Auswahl von über 40 Werken zu sehen sein. Exklusiv für das 300-jährige Jubiläum schuf der Künstler eine Edition, die zur Eröffnung der Ausstellung präsentiert wird.
Andreas Rost. Wiedervereinigung
Die Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 hat der Fotograf Andreas Rost in Berlin zwischen dem Brandenburger Tor und dem Reichstagsgebäude verbracht.
- Ausstellungsort Residenzschloss
- Laufzeit 02.10.2020—01.11.2020
Rost, der im Herbst 1989
Rost, der im Herbst 1989 in der Bürgerrechtsbewegung aktiv gewesen war, nutzte die zentralen Feierlichkeiten zur deutschen Wiedervereinigung, um die Feiernden mit seiner Mittelformatkamera zu porträtieren: frontal, direkt und mit starkem Blitzlicht, doch stets mit genügend Abstand, um an den Bildrändern immer wieder auch unwillkürliche Nebengeschehnisse aufzuzeichnen.
Das Negativmaterial dieser Aufnahmen lag annähernd 30 Jahre im Archiv des Fotografen, bis dieser sich zu einer Neusichtung entschloss. Rost stellte eine Serie von Porträtaufnahmen zusammen, die ebenso analytisch wie eindringlich die weite Spannbreite emotionaler Reaktionsweisen auf das historische Ereignis sichtbar werden lässt und die nun im Kupferstich-Kabinett zu sehen ist. Darüber hinaus wählte er aus den Bildhintergründen der Porträts und anderer Aufnahmen derselben Nacht sprechende Details aus. Diese sind vergrößert als Hintergrund für die gerahmten Porträts direkt auf die Ausstellungswand tapeziert. Während die Porträtierten teils begeistert, teils bang in eine ungewisse Zukunft blicken, entdeckt der Fotograf in seinen Aufzeichnungen der Vergangenheit visuelle Chiffren, die bis in unsere Gegenwart Gültigkeit haben und als vorausahnende Motive eines langwierigen und mühsamen Wiedervereinigungsprozesses gedeutet werden können. Geschichte wird hier als Geschehen einer zugleich vor- und zurückschauenden Sinngebung erfahrbar.
Ergänzt wird die Präsentation auf den gegenüberliegenden Wänden durch Rosts Architekturaufnahmen aus dem Ost-Berliner Stadtraum von 1990. In ihrer menschenleeren Traumverlorenheit bilden sie Projektionsflächen für die Hoffnungen und Ängste der Wendezeit.
Die Fotoinstallation „Wiedervereinigung“ wurde von MUSEIS SAXONICIS USUI – Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V. für das Kupferstich-Kabinett erworben.