Einladung zum Pressegespräch | 300 Jahre Sammeln in der Gegenwart

03. Juni 2020

300 Jahre Sammeln in der Gegenwart

2020 feiert das Kupferstich-Kabinett seinen 300. Geburtstag. Es ist damit das älteste Spezialmuseum für Kunst auf Papier im deutschsprachigen Raum. Hier werden seit 1720 nicht nur Kupferstiche, Holzschnitte, Radierungen, Lithografien und andere Werke der Druckgrafik, sondern auch Zeichnungen und Aquarellen sowie – wesentlich für sein Selbstverständnis – Fotografien gesammelt, bewahrt und erforscht.

  • Laufzeit 12.06.2020—14.09.2020

300 Jahre Sammeln in der Gegenwart

Gewachsen im Kontext des jeweils aktuellen Zeitgeists, abhängig von den politischen und sozialen Entwicklungen sowie nicht zuletzt geprägt von individuellem Geschmack, tiefer Kenntnis, Geschick und Ambition der mit dem Museum verbundenen Persönlichkeiten, beherbergt das Dresdner Kupferstich-Kabinett heute mit mehr als 500.000 Werken eine der bedeutendsten Sammlungen seiner Art weltweit.

Das gesamte Jahresprogramm des Kupferstich-Kabinetts steht 2020 im Zeichen des Jubiläums und wird gefördert durch die Sparkassen-Finanzgruppe. Diese ist seit 2006 offizieller Förderer und seit 2011 Hauptförderer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Im Frühjahr wurde der Kooperationsvertrag um weitere drei Jahre verlängert.

Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: „Wir sind der Sparkassen-Finanzgruppe für ihre langjährige Zusammenarbeit sehr dankbar und freuen uns, die Partner für das Jubiläum des Kupferstich-Kabinetts und weitere Projekte der nächsten Jahre gewonnen zu haben. Gerade in solch schwierigen Zeiten ist ein verlässlicher und konstruktiver Partner eine wertvolle Unterstützung.“

Den Höhepunkt des Jubiläumsjahres bildet die Ausstellung „300 Jahre Sammeln in der Gegenwart“, die retrospektiv auf die Sammlungsgeschichte schaut. Ein Prolog im Studiolo des Renaissanceflügels im ersten Obergeschoss des Residenzschlosses widmet sich den Anfängen des Grafiksammelns in der Kunstkammer der sächsischen Kurfürsten zwischen 1560 und 1720. Darüber hinaus geht das Kupferstich-Kabinett eine eigene Reihe von Dialogen mit Werken aus den anderen Häusern der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ein. Im Kleinen Schlosshof empfängt die raumgreifende Installation der Künstlerin Monika Grzymala (*1970 in Zabrze, Polen) die Besucher*innen. Die für den Ort geschaffene, temporäre Arbeit „Raumzeichnung (stop motion)“ aus handgemachten modellierten Papierbändern, die sich entlang eines Netzes aus dünnen Angelschnüren hangeln, lädt auch außerhalb der Ausstellungsräume dazu ein die Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten, Schönheit und Lebendigkeit von Papier zu feiern.

Die Hauptausstellung zeigt mehr als 200 Werke aus allen drei Jahrhunderten. Sie werden in thematischen Kapiteln und chronologisch nach ihrem Erwerbungszeitpunk präsentiert. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die Sammlung in ihrer jeweiligen Gegenwart entwickelt hat, welche Kunst unter welchen Umständen erworben wurde und welche Strategien für das Ordnen und Erweitern des Bestandes maßgeblich waren. In der „Schatzkammer“ der Ausstellung kann das Publikum herausragende Meisterzeichnungen vom 15. Jahrhundert bis heute in einem dreiwöchentlichen Wechsel entdecken. Gleich zu Beginn haben die Besucher*innen die seltene Möglichkeit für kurze Zeit eine der Ikonen des Kupferstich-Kabinetts – die einzige Zeichnung des Jan van Eyck – neben vielen weiteren Kostbarkeiten in Augenschein zu nehmen.

Zunächst sammelten die sächsischen Kurfürsten Zeichnungen und Drucke im Kontext der Kunstkammer. Sie dienten als Wissensspeicher für Geschichte und Politik, gaben der Welt eine Ordnung und öffneten den Blick auf außereuropäische Kulturen. Dieser spezifische Blick auf Kunstwerke auf Papier im Kontext der 1560 eingerichteten Kunstkammer prägte auch in den nachfolgenden Jahrhunderten die Praxis im neu gegründeten Kupferstich-Kabinett –neben berühmten Meistern wie Albrecht Dürer oder Lucas Cranach sammelten die Kurfürsten auch Künstler, die am Dresdner Hof tätig waren. Im frühen 18. Jahrhundert wurden die Bestände der Kunstkammer aufgegliedert und die einzelnen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gegründet, die sich bis heute trotz mancher Neuordnungen und Umzüge erhalten haben. Für das Bestehen des Kupferstich-Kabinetts als Museum seit 1720 lassen sich drei große Themen in etwa ein Jahrhundert umspannenden Zeiträumen herauskristallisieren.

Das erste Kapitel „Das Grafik-Kabinett der Fürsten“ stellt – gestalterisch umgesetzt in der Ausstellungsarchitektur – das Ordnungssystem des Kupferstich-Kabinetts unter seinem ersten Direktor Johann Heinrich von Heucher vor, wie es sich im ältesten Inventar von 1738 widerspiegelt. Hier sind Werke u. a. von Lucas van Leyden, Hans Burgkmair d. Ä. oder Marcantonio Raimondi zu sehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Sammeln von Druckgrafik zeitgenössischer „Peintre-Graveurs“, die nach eigenen Entwürfen der Künstler entstand. Mit Werken u.a. von Hercules Seghers, Hendrick Goltzius, Bernardo Bellotto, Giovanni Battista Tiepolo und Giovanni Battista Piranesi erlangte das Dresdner Kabinett im 18. Jahrhundert internationales Ansehen.

Das zweite Kapitel „Auf dem Weg zum Museum für Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie“ richtet den Blick auf die Erwerbungen im Kontext der sich entwickelnden akademischen Kunstgeschichte. Sammeln, Forschen und Fördern künstlerischer Talente gingen oft Hand in Hand. Zeichnungen von Künstlern wie Caspar David Friedrich, Julius Schnorr von Carolsfeld oder Ludwig Richter zeugen von der Bedeutung Dresdens als Kunstort zur Zeit der Romantik. Unter dem berühmten Kunsthistoriker und ehemaligen Direktor des Kupferstich-Kabinetts Max Lehrs kamen am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben bedeutenden Blättern Alter Meister und Arbeiten des 19. Jahrhunderts auch Fotografie, Plakatkunst sowie japanische Farbholzschnitte in die Sammlung.

Ein weiterer Raum ist dem dritten Kapitel „Brüche und Kontinuitäten“ und der Zeit ab 1920 bis heute gewidmet. Werke von Otto Dix, Erich Heckel und Oskar Kokoschka ebenso wie Fotografien von Edmund Kesting und Charlotte Rudolph stehen für die kontinuierliche Erwerbungstätigkeit in der Weimarer Republik. Die Beschlagnahmeaktion der Nationalsozialisten 1937 bedeutete schwere Verluste im Bereich der Moderne. Ein tiefer Einschnitt war nach Kriegsende und der Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft die Überführung von 95 Prozent der Sammlung als Beutekunst in die Sowjetunion, die 1958 den Großteil der Werke zurückgab. Seit den 1960er-Jahren gelang es unter dem langjährigen Direktor Werner Schmidt, große Konvolute und zahlreiche Werke mit Osteuropa-Schwerpunkt aber auch Werke non-konformer Kunst aus der DDR sowie Kunst aus Westdeutschland, Westeuropa und den Vereinigten Staaten zu erwerben.

Unter den Positionen in der Zeit nach 1945 befinden sich u. a. Arbeiten von Karl-Heinz Adler, Hermann Glöckner, Hans Hartung, Ilja Kabakov oder Pablo Picasso.

Die Jahre nach 1989/90 gingen auch für das Kupferstich-Kabinett mit Herausforderungen angesichts der Vielfalt neuer künstlerischer Positionen und Medien sowie einer global agierenden Kunstszene einher. Zu den herausragenden Künstlerinnen und Künstlern in der Zeit nach 1989 zählen Wols, Miriam Cahn und Eberhard Havekost. Ihre Positionen werden in der Ausstellung sichtbar. Auf einer separaten Wand sind die Neuerwerbungen der letzten Jahre präsentiert, darunter auch die bedeutenden aktuellen Schenkungen des MUSEIS SAXONICIS USUI – Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e.V. wie etwa Werke von Karl-Heinz Adler, Marlene Dumas und Gerhard Richter aus der Mappe des Kapitalistischen Realismus. Die Jahresgaben von Thomas Florschuetz (2019) sowie von Monika Grzymala (2020) sind in diesem Zusammenhang erstmals ausgestellt.

Zur Ausstellung erscheint die Publikation „300 Jahre Dresdner Kupferstich-Kabinett. Sammeln in der Gegenwart“ im Verlag Paul Holberton Publishing, London. Hrsg.: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Stephanie Buck, Petra Kuhlmann-Hodick und Gudula Metze. Darin werden 84 Meisterwerke zusammen mit einer reich bebilderten Chronologie der Geschichte des Kupferstich-Kabinetts auf 300 Seiten vorgestellt. Museumsausgabe: 29,50 €

 

ERÖFFNUNGSWOCHENENDE

Anlässlich der Eröffnung werden Künstlergespräche mit Monika Grzymala (Freitag, 12. Juni 2020, 15 Uhr) und mit Ines Beyer (Samstag, 13. Juni 2020, 12 Uhr) sowie Rundgänge durch die Ausstellung und im Studiolo aufgezeichnet und können auf der Website sowie auf Instagram verfolgt werden. Auch ein Konzert am Abend, bei dem Scotty Böttcher zu einem Bilderreigen aus der Geschichte des Kupferstich-Kabinetts improvisiert, kann auf Instagram verfolgt werden.

Wie zuletzt mehrfach erprobt, stehen auch zur Jubiläumsausstellung im Kupferstich-Kabinett Live-Speaker*innen an jedem Nachmittag am Wochenende für Einzelgespräche und Fragen zu einzelnen Werken zur Verfügung.

 

Die SKD kommunizieren über #300jahrekkdresden, #kupferstichkabinettdresden und #skdmuseum auf Social Media.

 

Um die hygienischen Anforderungen in Zeiten von Corona zu berücksichtigen, ist eine Anmeldung zum Pressetermin unbedingt erforderlich bis Dienstag, 9. Juni, 16.30 Uhr, unter: presse@skd.museum. Bitte beachten Sie, dass Sie zum Pressetermin einen Mund-Nasen-Schutz tragen und vor Ort untereinander die entsprechenden Abstände zu berücksichtigen sind. Aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten, Programm und Besuchsmodalitäten finden Sie jederzeit auf der Webseite der SKD www.skd.museum.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Sparkassen-Finanzgruppe, Hauptförderer der SKD.

 

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