The German Dream: Ütopien aus den Reihenhäuser / Woman to Go: Das Persönliche und Unpersönliche in Repräsentation und Präsentation

09. Mai 2019

The German Dream: Ütopien aus den Reihenhäuser / Woman to Go

Das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig eröffnet am 16. Mai 2019 zwei Sonderausstellungen gleichzeitig. Das Projekt „The German Dream: Ütopien aus den Reihenhäusern“ ist die ethnologische Untersuchung der Wünsche, Rituale und Zukunftsträume einer Gemeinschaft, der Deutschen. Das künstlerische Projekt „Woman to Go: Das Persönliche und Unpersönliche in Repräsentation und Präsentation“ der niederländischen Künstlerin Mathilde ter Heijne ist ein Langzeitprojekt und ein veränderliches Archiv zugleich, welches auf die Leerstellen in den Archiven und damit auch auf eine einseitige Geschichtsschreibung aufmerksam macht. Es sind die ersten Ausstellungseröffnungen in der Amtszeit der neuen Museumsdirektorin, Leontine Meijer-van Mensch: „Zwei Ausstellungen, deren Themen und Herangehensweisen nicht unterschiedlicher sein könnten - doch beiden Ausstellungen ist gemein, dass sie neue Wege und zeitgemäße Ansätze nutzen und die vielfältigen Aktionsfelder eines ethnologischen Museums des 21. Jahrhunderts aufzeigen.“

„The German Dream“ präsentiert entlang der Utopien und Ütopien, der großen und kleinen Zukunftsträume, die ersten Ergebnisse einer Feldforschungsreise quer durch die materiellen Zeugnisse, Eigenarten und Imaginationswelten der im Völkerkundemuseum oft vergessenen Gemeinschaft „der Deutschen“. Ein Berliner Künstlerkollektiv forscht archäologisch in der Ausstellung nach der noch nicht vorhandenen Zukunft. Im „Deutschen Wald“ halten und entwickeln sich neue Bräuche, wie das immaterielle, deutsche Kulturerbe des Maskenbrauches der Spergauer Lichtmess oder das der sächsischen Muldegeister. Die Nachtseiten der deutschen Geschichte(n) werden verortet: als Kellerloch oder Black Box der verdrängten Erinnerung, als ein Kuriositätenkabinett zwischen Alptraum, Terror und schwarzer Romantik. Keine andere deutsche Band vermag dieses Gefühl und das Spiel mit der eigenen teils dunklen Geschichte besser zur Schau zu stellen als Rammstein, welche mit dem umstrittenen Musikvideo „Deutschland“ in der Ausstellung vertreten ist.

Die Sonderausstellung „Woman to Go: Das Persönliche und Unpersönliche in Repräsentation und Präsentation“ widmet sich dem seit 2005 laufenden künstlerischen Projekt „Woman to Go“ der Künstlerin Mathilde ter Heijne. Porträtfotografien unbekannter Frauen, die zwischen 1839, dem Beginn der Fotografie mit Daguerreotypien, und den 1920er Jahren lebten, werden dabei mit Biografien von anderen Frauen oder Menschen, die als Frau geboren wurden, verknüpft. Die Biografien und Fotografien werden in Form von Postkarten miteinander in Bezug gesetzt. Diese Menschen, deren Biografien in Vergessenheit geraten sind, lebten in einer Zeit, in der Frauen für ihr Wahlrecht, das Recht auf Eigentum oder eine politisch legitimierte Stimme kämpfen mussten. Anlässlich der Ausstellung im GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig wird die Künstlerin auch mit dem Fotoarchiv und den Biografien interessanter Frauen der Museumsgeschichte arbeiten.

 

Zur Vernissage spricht die Direktorin Léontine Meijer-van Mensch und es führen die beteiligten Künstlerinnen und Künstler durch die beiden Sonderausstellungen und DJane Menerva Umay umrahmt das Programm musikalisch. Außerdem lädt das Museum zum Grassi-Musikantenstadl ein: Volksmusik meets Völkerkunde. Das Format Musikantenstadl wird neu aufgelegt und ergründet das faszinierende Phänomen der Volksmusik mit spannenden Gästen aus der Leipziger Musik- und Kulturszene.

 

 

Während der Vorbesichtigung der Sonderausstellungen sind auch einzelne Interviews mit den Beteiligten möglich.

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