Medea goes L.A.: “The Medea Insurrection. Radical Women Artists behind the Iron Curtain” im Wende Museum in Culver City, Los Angeles
07. November 2019Medea goes L.A.: “The Medea Insurrection. Radical Women Artists behind the Iron Curtain” im Wende Museum in Culver City, Los Angeles
Aus Anlass des 30. Jahrestages des Mauerfalls wird vom 10. November 2019 bis 5. April 2020 die Ausstellung „Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang“, die von Dezember 2018 bis März 2019 in der Kunsthalle im Lipsiusbau in Dresden zu sehen war, in adaptierter Form im Wende Museum in Kalifornien gezeigt.
Die Ausstellung wurde von Susanne Altmann auf Einladung der Direktorin des Albertinum, Hilke Wagner, kuratiert und von den US-amerikanischen Kolleg*innen Joes Segal und Jessica Hoffmann um einige US-amerikanische Künstlerinnen ergänzt, die in Dialog zu den europäischen Positionen treten. Die Kooperation ist Teil und Abschluss der Initiative „Deutschlandjahr USA 2018/2019 – Wunderbar Together“, die vom Auswärtigen Amt gefördert, vom Goethe-Institut realisiert und vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) unterstützt wurde.
Die Ausstellung wagt erstmals eine Kontextualisierung der unangepassten, weiblichen Kunstproduktion in der DDR mit der anderer sozialistischer Staaten. Der Blick nach Osten – mit 36 Künstlerinnen aus der DDR, der Tschechoslowakei, Polen, Ungarn und Rumänien – lehrt, wie sich diese Kunst unter ähnlichen Bedingungen ihre Freiräume schuf und zu spezifischen, auch spezifisch weiblichen Ausdrucksformen kam. Sie umfasst Fotografie, Malerei, Grafik, Experimentalfilm, Textilarbeiten, Skulptur und zwischen Mode und Theater grenzüberschreitende Performances u.a. von Magdalena Abakanowicz, Tina Bara, Sibylle Bergemann, Geta Brătescu, Else Gabriel, Christa Jeitner, Magdalena Jetelová, Zofia Kulik, Katalin Ladik, Natalia LL, Ewa Partum, Evelyn Richter, Gundula Schulze Eldowy, Christine Schlegel, Cornelia Schleime, Gabriele Stötzer oder Doris Ziegler.
Besonders in der DDR wichen Literaten und Maler häufig auf antike Schauplätze aus, wenn es galt, Unbehagen am Regime darzustellen. Für die hier vorgestellten Künstlerinnen jedoch, allesamt auf der sozialistischen Seite des Eisernen Vorhangs gereift, stand nicht die vornehme Verschlüsselung im Zentrum, im Gegenteil: Ihre Interpretationen von Medea, Kassandra oder Penthesilea waren Auslöser für zeitgenössische Frauenbilder, manchmal sogar der reine Punk. Diese Künstlerinnen zündelten, provozierten, protestierten, experimentierten unter dem Radar akzeptierter Medien, entblößten sich selbst und ihren Zorn, verweigerten sich sozialistischen und bürgerlichen Rollenmodellen gleichermaßen. Mit dieser doppelten Verweigerung gingen sie meist größere Risiken ein als ihre männlichen Kollegen.
Susanne Altmann, Kuratorin der Ausstellung, ging es darum, die Einzigartigkeit dieser künstlerischen Antworten auf den autoritären Zwang zu würdigen: „Bisher standen entweder Vergleiche mit dem westlichen Kunstkanon nach 1945 oder rein zeitgeschichtliche Interpretationen innerhalb des ostdeutschen Kontexts im Vordergrund. Nun ist es an der Zeit, eine Einordnung nach Osten vorzunehmen: ‚Medea muckt auf‘ schaut auf jene sozialistisch strukturierten Territorien, in denen die Bedingungen für freie (oder eben unfreie) Kunstausübung denen in der DDR ähnelten. Risikobereitschaft, Improvisationstalent, Selbstironie, kategorische Umdeutungen klassischer Materialien und Motive unter anderem.“
Hilke Wagner, Direktorin Albertinum: „Dass Medea nun in die USA reist, ist uns eine große Freude. Sind viele der osteuropäischen Künstlerinnen auch bereits international sehr bekannt und in den großen Sammlungen auch in den USA vertreten, so sind viele der ostdeutschen Künstlerinnen nun erstmals in den USA zu sehen.“
Jessica Hoffmann, stellvertretende Direktorin des Wende Museums: “‘The Medea Insurrection‘ präsentiert Künstlerinnen, die zu lange von der Kunstgeschichte marginalisiert wurden. Die Ausstellung eröffnet eine neue Perspektive auf die Gegenkultur im Sozialismus und vertieft und erweitert unseren Blick auf die subversive Kunst von Frauen im Osten Europas zwischen 1960 und 1990”.
Beteiligte Künstlerinnen: Magdalena Abakanowicz (PL), Tina Bara (D), Annemirl Bauer (D), Sibylle Bergemann (D), Geta Brătescu (RO), Anna Daučíková (ČSSR), Orshi Drosdik (HU), Else Gabriel (D), Angela Hampel (D), Christa Jeitner (D), Magdalena Jetelová (ČSSR), Judit Kele (HU), Běla Kolářová (ČSSR), Alena Kucerová (ČSSR), Zofia Kulik (PL), Künstlerinnengruppe Erfurt mit Monika Andres und Verena Kyselka (D), Zofia Kulik (PL), Katalin Ladik (HU), Natalia LL (PL), Anna Lupaş (RO), Dóra Maurer (HU), Ewa Partum (PL/D), Evelyn Richter (D), Zofia Rydet (PL), Zorka Ságlová (ČSSR), Gundula Schulze Eldowy (D), Christine Schlegel (D), Cornelia Schleime (D), Adriena Šimotová (ČSSR), Gabriele Stötzer (D), Erika Stürmer-Alex (D), Alina Szapocznikow (PL), Hanne Wandtke (D), Karla Woisnitza (D), Doris Ziegler (D)
Zusätzlich sind im Wende Museum Werke der in Los Angeles lebenden Künstlerinnen Lezley Saar (USA), Chelle Barbour und Sichong Xie zu sehen.
Das Wende Museum ist ein Museum im US-amerikanischen Culver City, Los Angeles County, Kalifornien, das sich auf die Sammlung von Relikten untergegangener Ostblockstaaten aus der Ära des Kalten Krieges spezialisiert hat. „The mission of the Wende Museum is to preserve Cold War art, culture, and history from the Soviet Bloc countries, inspire a broad understanding of the period, and explore its enduring legacy.“ (Wende Museum)
Katalog zur Ausstellung: Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang / The Medea Insurrection. Radical Women Artists Behind the Iron Curtain – Dresden, Albertinum / Kunsthalle Lipsiusbau – Hrsg.: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Susanne Altmann, Katarina Lozo, Hilke Wagner. Dresden 2018/19. Beiträge von Agata Jakubowska, Katalin Krasznahorkai, Emese Kürti und Ramona Novicov. 22 x 32 cm. 256 S. mit 258 (230 farb.) teils ganzseit. Abb., Kurzbiographien, broschiert – Text in dt. und engl. Sprache. Verlag der Buchhandlung Walther König, 29,80 €.
Die Initiative „Deutschlandjahr USA 2018/2019 – Wunderbar Together“ wird vom Auswärtigen Amt gefördert, vom Goethe-Institut realisiert und vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) unterstützt.
Mehr Informationen zum Deutschlandjahr USA finden Sie unter:
https://wunderbartogether.org/
https://www.goethe.de/pressemappe
Weitere Informationen zur von Susanne Altmann im Auftrag des Albertinum kuratierten Ausstellung.
Die SKD kommunizieren über #MedeaInsurrection, #RadicalWomenArtists und #albertinum auf Social Media.