Lissitzkys interaktive Raumgestaltung dauerhaft in der Sammlungspräsentation des Albertinum
15. August 2019Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Academy for Architectural Culture präsentieren studentische Architekturentwürfe für das Japanische Palais
Er gehörte zu den Highlights der großen Ausstellung „Zukunftsräume. KANDINSKY, MONDRIAN, LISSITZKY und die abstrakt-konstruktive Avantgarde in Dresden 1919 bis 1932“, die bis Anfang Juni dieses Jahres im Albertinum zu sehen war: Der originalgetreue Nachbau des berühmten Präsentationsraums für avantgardistische Kunst, den El Lissitzky 1926 für die internationale Kunstausstellung in Dresden entworfen hatte. Ein Segment aus dem spektakulären, international bekannten „Raum für konstruktive Kunst“ ist nun in der Sammlungspräsentation im zweiten Obergeschoss des Albertinum dauerhaft installiert und lädt Besucherinnen und Besucher ein, sich interaktiv mit dem Demonstrationsraum auseinanderzusetzen.
Anlässlich der vergangenen Ausstellung wurde der „Raum für konstruktive Kunst“ erstmals in Deutschland historisch nachgebaut. Jetzt sind zwei Wände in der Dauerausstellung eingerichtet – beide sind jeweils vier Meter hoch, die Hauptwand beeindruckt mit sechs Metern Länge. In der Sammlungspräsentation ist das Publikum eingeladen, Lissitzkys Ausstellungskonzept hautnah mitzuerleben. „Lissitzky reflektiert hier etwas ungemein Zeitgenössisches, nämlich das museale Zeigen und die Frage, wie sich Besucher involvieren, zu einem aktiven Schauen animieren lassen. Daneben möchten wir mit der dauerhaften Integration von Teilen der nachgebauten Wände an eine fast vergessene Episode (und 1933 jäh beendeten) künstlerischer Zukunftsgewandtheit in unserer Stadt erinnern, für die Lissitzyks Raum als einer der bahnbrechendsten Raumentwürfe der Moderne beispielhaft steht.“, so Hilke Wagner, Direktorin des Albertinum.
Geplant ist, die Segmente für wechselnde Präsentationen zu nutzen. Der Bestand des Albertinum bietet sich an, abstrakt-konstruktivistische Kunstwerke aus der Zeit der DDR zu zeigen. Den Anfang machen daher aktuell Arbeiten von Wilhelm Müller, Hermann Glöckner oder Karl-Heinz Adler. Zwei herausragende Gemälde von Josef Albers, dem Bauhaus-nahen Vertreter der konkreten Kunst, ergänzen die Hängung. Durch die Holzlamellen an den Wänden – auf der einen Seite weiß, auf der anderen schwarz sowie von vorne grau gestrichen –verändert sich die Farbe des Hintergrundes je nach Standpunkt der Betrachtenden. Lissitzkys Strategie, die „in Passivität eingelullten Besucher“ aktiv in die Ausstellung einzubeziehen, wird einerseits durch die Beweglichkeit einzelner Raumelemente erfahrbar, auf der anderen Seite durch eine Sensibilisierung hinsichtlich der Wirkung der wechselnden Wandfarbe aktiviert.
Ein weiteres Raumexperiment lässt sich im Lichthof des Albertinum erleben. Die bis zum 01. September 2019 verlängerte Ausstellung der Installation „Heimo Zobernig. Piet Mondrian. Eine räumliche Aneignung“ präsentiert einen Raumentwurf Piet Mondrians als begehbares Kunstwerk. Auf Basis der 1926 entworfenen Raumpläne für die Dresdner Kunstsammlerin Ida Bienert, erschuf der Wiener Künstler Zobernig ein skulpturales Werk, welches von den Besucherinnen und Besuchern von innen, wie von außen zu erleben ist.