Demonstrationsräume. Interventionen von Céline Condorelli, Kapwani Kiwanga und Judy Radul
Ein Interventionsprojekt des Albertinum, kuratiert von Isabelle Busch und Kathleen Reinhardt
Gesamtprojektleitung: Hilke Wagner
Ausstellungsorte: Eingang Georg-Treu-Platz und Gläsernes Depot (Judy Radul), Slevogt-Raum, 2. Etage (Kapwani Kiwanga) sowie weitere Räume in der 2. Etage (Céline Condorelli)
Die Künstlerinnen Céline Condorelli, Kapwani Kiwanga und Judy Radul wurden eingeladen, im Rahmen des Projekts „Demonstrationsräume“ künstlerische Interventionen für die Sammlungspräsentation des Albertinum zu entwickeln. In verschiedenen Räumen des Museums zeigen sie ortsbezogene Arbeiten, die den Fokus auf jene Elemente der Ausstellung lenken, die sonst leicht übersehen werden: Sitzbänke, Licht, Sockel und die gläsernen Wände des Schaudepots. Die neuen Arbeiten setzen sich so mit Gewohnheiten des Sehens und räumlichen Wahrnehmens auseinander.
Céline Condorelli (*1974 in Paris, Frankreich, lebt und arbeitet in London) recherchierte zu Sitzgelegenheiten, die in verschiedenen Jahrzehnten im Albertinum die Art des Verweilens geprägt haben. Sechs dieser unterschiedlichen Sitzmöbel konnten in den Depots ausfindig gemacht und von der Künstlerin neu gestaltet werden. Diese werden als benutzbare und zugleich skulpturale Sitzgelegenheiten zusammen mit einem eigens für das Albertinum entworfenen Sitzmöbel, einer Reihe von Zeichnungen sowie einer Auswahl historischer Ausstellungsansichten des Albertinum in den Ausstellungsrundgang integriert.
Kapwani Kiwangas (1978 in Hamilton, Ontario, Kanada, lebt und arbeitet in Paris) Installation zitiert das gerasterte Oberlicht des Raums, in dem ein Gemäldezyklus des Impressionisten Max Slevogt ausgestellt ist, der 1914 auf einer Ägyptenreise entstanden war und Landschaften in strahlenden Farben zeigt. Kiwanga positioniert einen gerasterten Lichtkörper zentral im Raum, dessen Licht sich am Tageslicht in Ägypten orientiert. Er beleuchtet eine Installation verschiedenfarbiger, großer Stoffbahnen, deren Farben zwei Gemälden aus Slevogts Zyklus entlehnt sind: vom facettenreichen Blau des Himmels über ockerfarbene, sandige und erdige Bodentöne bis hin zu jenen Farben, mit denen die Haut von zwei Sudanesischen Frauen definiert wird. Mit ihrer Arbeit richtet Kiwanga den Blick auf das Verhältnis von realem Raum, Bildraum und Ausstellungsraum und den damit verbundenen Fragen der Wahrnehmung.
Judy Radul (*1962 in Lillooet, British Columbia, Kanada) reflektiert mit einer Videoinstallation im Gläsernen Schaudepot im Eingangsbereich des Albertinum aktuelle medial bestimmte Sehgewohnheiten, die von Frontalität und Flächigkeit geprägt sind. Das Gläserne Depot präsentiert in einem für die Besucher*innen unzugänglichen, aber durch große Glasfenster einsehbaren Raum einen Teil der Skulpturensammlung. Radul installiert an verschiedenen Positionen dieses Depots Kameras, die Stellen von Skulpturen filmen, die für die Betrachter*innen sonst nicht sichtbar sind. Diese Bilder werden live auf einen Monitor übertragen, der vor dem Depot steht. Der Monitor ist Teil einer Installation aus Sockeln aus dem Bestand des Albertinum, die wiederum von der Künstlerin neue Sockel erhielten. Es entsteht ein System, das die Hierarchien des Zeigens ebenso vergegenwärtigt wie das damit verbundene Verhältnis zu den Betrachter*innen.
Das Interventionsprojekt „Demonstrationsräume“ knüpft an Ideen El Lissitzkys an, der diesen Begriff für seine räumlichen Arbeiten verwendete, zu denen auch sein Raum für Abstrakte Kunst zählt, der 1926 als Ausstellungsraum für die Internationale Kunstausstellung Dresden entstanden war. Mit seiner unkonventionellen Raumgestaltung verfolgte Lissitzky das Ziel, zu einer aktiven Kunstbetrachtung anzuregen Bis heute wohnt den progressiven Entwürfen Mondrians und Lissitzkys das Potenzial inne, neue Denkansätze anzuregen.
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Im Rahmen beider Projekte findet im Frühjahr 2019 ein Kolloquium statt, das sich interdisziplinär mit dem Display, also dem Ausstellen von Kunst beschäftigt. Ausstellung, Interventionen sowie die Ergebnisse des Kolloquiums werden in einer Publikation dokumentiert.
Parallel findet im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden noch bis zum 12. Mai 2019 die Sonderausstellung „Tendenz Abstraktion – Kandinsky und die Moderne um 1910“ statt.
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