Wolfgang Tillmans schafft Rauminstallation für das Albertinum: Staatliche Kunstsammlungen Dresden erhalten Schenkung von Wolfgang Tillmans und den Freunden der SKD

23. Mai 2018

Staatliche Kunstsammlungen Dresden erhalten Schenkung von Wolfgang Tillmans und den Freunden der SKD

Der international renommierte Künstler Wolfgang Tillmans (*1968 in Remscheid) richtet einen Ausstellungsraum mit seinen Bildern im Albertinum ein. Ab dem 25. Mai werden dort insgesamt 23 Fotoarbeiten des Turner-Preisträgers zu sehen sein, darunter auch Werke des Künstlers aus der Sammlung Hoffmann, die die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im März dieses Jahres erhalten haben.

Zeitgleich bekommen die SKD neun Arbeiten von Tillmans. Möglich wurde diese außerordentliche Schenkung durch den Künstler selbst und den Stifterkreis der Freunde der SKD. Letzterer verfolgt das Ziel, alljährlich zeitgenössische Kunst für den Museumsverbund anzukaufen. Zu diesem Zweck werden Künstler*innen eingeladen, sich mit den Sammlungen der insgesamt 15 Museen des Verbundes auseinanderzusetzen und neue Werke zu schaffen. Damit wollen die SKD den eigenen gesellschaftlichen Auftrag wahrnehmen und Künstler*innen in diesen Prozess aktiv einbeziehen.

Wolfgang Tillmans, dem die Tate Modern in London 2017 eine große Retrospektive widmete, ist dabei der erste Künstler, den die SKD einladen. Die von Tillmans getroffene Bildauswahl für das Albertinum umfasst Fotos aus den Jahren 1992–2018. Dabei kombiniert er seine Bilder – gerahmt und ungerahmt – in unterschiedlichen Formaten und Drucktechniken. Das motivische Spektrum ist ebenso vielfältig: Menschen, Landschaften, Nachthimmel, Gewitter, Häuser, Mauern, Gedenktafeln. Das Phänomenale und das Alltägliche, klassische Bildkonzepte und zufällige Beobachtungen, Dokumentation und fotochemische Abstraktion formieren einen Schauraum unterschiedlicher Themen, Perspektiven und Bedeutungen, in dem auch Bezüge zu den benachbarten Ausstellungsräumen – mit dem Kriegstriptychon von Otto Dix und den konstruktivistischen Werken Hermann Glöckners – sichtbar werden. Die jüngsten Arbeiten resultieren aus Tillmans Beschäftigung mit dem „War Requiem“ des Komponisten Benjamin Britten, das 1962 anlässlich der Weihe der neuerbauten Kathedrale von Coventry uraufgeführt wurde. Sie berühren die Frage nach Erinnerung und Versöhnung.

Diese Bilder hat der Künstler speziell für den Raum in Dresden herausgesucht. Beide Städte wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe des Kriegsgegners zerstört und ihr Schicksal steht exemplarisch für die grausame Logik des Krieges, für die militärische Strategie von Aggression und Vergeltung. Noch während des Wiederaufbaus verbanden sich beide Städte 1959 in einer Städtepartnerschaft und setzten ein „Zeichen der Versöhnung und des Friedenswillens“ über die Gräben des Kalten Krieges hinweg. In der kriegszerstörten Kathedrale von Coventry hat Tillmans Tafeln fotografiert, die in englischer und deutscher Sprache eine „Litanei der Versöhnung“ predigen – für eine Welt ohne Hass, Diskriminierung, Gewalt, Neid, Gier und Hochmut. Eine universelle Botschaft, die in einer nach wie vor von Konflikten und Kriegen gezeichneten Welt, in Zeiten eines auftrumpfenden Nationalismus an ein menschliches Miteinander appelliert.

Wie alle Installationen Tillmans ist der Raum im Albertinum zugleich auch eine Reflexion über den Realitätsgehalt des fotografischen Bildes, über seine Möglichkeiten und Strategien sowie über das Verhältnis von Bildern zu geschichtlichen Erfahrungen und persönlichen Erinnerungen. Die inhaltliche wie formale Konzeption von wandfüllenden und raumgreifenden Installationen für Ausstellungen und Museen ist in der künstlerischen Praxis von Wolfgang Tillmans von zentraler Bedeutung. Seine Räume resultieren aus einem intensiven, teils intuitivem, teils analytischen Prozess, den er in seinem Studio konzipiert und vor Ort meist persönlich ausführt.

Petra von Crailsheim, Vorstandsvorsitzende MUSEIS SAXONICIS USUI – Freunde der SKD e. V.: „Die Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind sehr dankbar, dass der Kreis unserer Stifter großzügig und gesellschaftlich engagiert diese herausragende Schenkung von neun Arbeiten Wolfgang Tillmans an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden möglich gemacht hat. Die Arbeiten Wolfgang Tillmans im Albertinum aktivieren neugierig hinzusehen und wahrzunehmen. Dieser - seit Vereinsgründung größte - Ankauf steht für den Gedanken mäzenatischer Museumsfreunde.“

Marion Ackermann, Generaldirektorin der SKD: „Dresden und seine Staatlichen Kunstsammlungen stoßen auf großes Interesse bei vielen Künstler*innen, die sich vom Ort und den Sammlungen zu eigenen Werken inspirieren lassen. Das hat hier eine lange Tradition. Ich freue mich besonders, dass mit Wolfgang Tillmans eine der vielseitigsten und renommiertesten Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit gerne meiner Einladung nach Dresden folgte und uns im Albertinum eine Rauminstallation schafft – schon das ein Geschenk. Besonders danke ich Wolfgang Tillmans und dem Stifterkreis der Freude der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden für ihr gemeinsames Geschenk von neun Arbeiten, die nun in den Bestand des Albertinum eingehen.  Was der Stifterkreis beiträgt ist ein in der 27-jährigen Vereinsgeschichte einzigartiges Engagement, das nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Um die Kernaufgabe des Sammelns großer Kunst erfüllen zu können, ist solcher Art Mäzenatentum unverzichtbar. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind sehr dankbar dafür.“

Die Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V. umfassen rund 1.800 Mitglieder. Innerhalb dieses Vereins hat sich der der Stifterkreis herausgebildet, der die Arbeit des Museumsverbundes mit seinen finanziellen Beiträgen in besonderer Weise unterstützt. Aktuell engagieren sich 37 Stifter, darunter Firmen und Privatpersonen, mit einem Jahresbeitrag ab 2.500 € für die Visionen der SKD. Weitere Informationen finden Sie unter www.freunde-skd.de.

Seine Installation im Dresdner Albertinum wird Wolfgang Tillmans am Donnerstag, den 24. Mai fertigstellen. Am Freitag, den 25. Mai wird es einen Rundgang mit Wolfgang Tillmans und Marion Ackermann geben. Für Vertreter*innen der Medien besteht die Möglichkeit der Teilnahme. Hierfür bitten wir um Vereinbarung unter presse@skd.museum.

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