Einladung zum Presserundgang | Wiedereinrichtung des Mosaiksaals im Albertinum

13. September 2018

Einladung zum Presserundgang | Wiedereinrichtung des Mosaiksaals im Albertinum

Nach kurzer Schließzeit ziehen nun wieder über 24 Skulpturen, darunter allein zehn Werke von Ernst Rietschel (1804–1861), in den Mosaiksaal des Albertinum ein. Sie werden dabei erstmals den Gemälden von Ferdinand von Rayski (1806–1890), einem der bedeutendsten Porträtmaler des 19. Jahrhunderts, gegenübergestellt. Darüber hinaus eröffnen weitere Werke aus dem Umfeld beider Künstler ein breites Spektrum der Porträtkunst vom ausgehenden 18. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Ernst Rietschel und Ferdinand von Rayski, die mit ihrem Werk im Zentrum der Präsentation stehen, sind Zeitgenossen. Beide befassen sich im Kern mit dem Porträts bedeutender Persönlichkeiten, bei Rietschel erscheinen Herrscher und Künstler, bei Rayski vor allem Vertreter des sächsischen Adels.

Rietschels Skulpturen sind noch deutlich der strengen Formensprache des Klassizismus verbunden, weisen aber bereits darüber hinaus, beispielsweise in seiner Wahl einer für ihre Zeit typischen Alltagskleidung der Dargestellten, unter anderem in Rietschels Denkmalentwürfen, der Monumentalstatue des Lessing für Braunschweig und dem Goethe-Schiller-Denkmal für Weimar. Sie sind jetzt im Mosaiksaal wieder als Gussmodel beziehungsweise als Entwurf zu sehen.

Rayskis Malstil ist für seine Zeit vergleichsweise früh bereits auf einen Realismus in der Darstellung fokussiert. Das wird in gekonnt gesetzten Pinselstrichen seines pastosen Farbauftrags deutlich. Ihm gelingt es, die Dargestellten in ihrem Charakter zu erfassen und zu psychologisieren, wie beispielsweise in seinem Porträt des Grafen von Einsiedel. Zum Teil finden sich aber auch Zeichen einer ironischen Überspitzung, so unter anderem in der Darstellung des Friedrich von Boxberg als Jäger.

Ergänzt wird die Sammlungspräsentation im Mosaiksaal durch ein Gemälde des 1977 in Los Angeles geborenen afroamerikanischen Künstlers Kehinde Wiley. In seinen meist großformatigen Gemälden inszeniert er seine Figuren wie Heilige und weltliche Herrscher. Das ausgestellte Werk mit dem Titel General John Burgoyne aus dem Jahr 2017 zeigt einen Mann in eindrucksvoller Körperpose. Das enganliegende T-Shirt des Models hebt die selbstbewusst zur Schau gestellte Muskulatur hervor, die gleichfalls ein Topos antiker und klassizistischer Skulpturen ist, so wie wir sie bei Rietschel finden. Die pathetisch ausgeführte Geste verbindet sich mit üppigen Mustern im Hintergrund. Die sportliche Kleidung des Dargestellten bei Wiley und die Uniformen in Rayskis Porträts betonen gleichermaßen körperliche Kraft der porträtierten Männer sowie ihren sozialen Status. Mit den Skulpturen von Ernst Rietschel tritt  Wileys Arbeit gleichfalls in einen Dialog: Was bei dem zeitgenössischen Künstler als Alltagskleidung erscheint, hat dennoch einen symbolischen Wert, und auch Rietschels Figur bricht mit den tradierten Formen, wenn seine 1848 entstandene Statue von Gotthold Ephraim Lessing in ein für seine Zeit alltägliches Gewand gekleidet ist.

Die Präsentation im Mosaiksaal des Albertinum ist als Sammlungspräsentation auf Dauer angelegt. Das Gemälde von Kehinde Wiley stammt als Leihgabe aus belgischem Privatbesitz und wird die Sammlungspräsentation für ein Jahr ergänzen.

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