Einladung zum Pressegespräch | Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang

28. November 2018

Medea 1

Medea: Femme Fatale und Über-Frau aus dem Osten. Flucht in den Mythos? Nicht mit ihr! Häufig wichen vor 1989 gerade in Ostdeutschland Literat*innen und Maler*innen auf antike Schauplätze aus, um Unfreiheit darzustellen.

  • Laufzeit 08.12.2018—31.03.2019

Medea 1.2

Die hier vorgestellten Künstlerinnen, allesamt auf der sozialistischen Seite des Eisernen Vorhangs gereift, interpretierten Medea, Kassandra oder Penthesilea im weitesten Sinne als zeitgenössische Frauenbilder. Sie zündelten, provozierten, protestierten, experimentierten unter dem Radar akzeptierter Medien, entblößten sich selbst und ihren Zorn, verweigerten sich zugleich sozialistischen und bürgerlichen Rollenmodellen. Mit dieser doppelten Verweigerung gingen sie meist größere Risiken ein als ihre männlichen Kollegen. Bis heute sind viele der Werke, die die Ausstellung „Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang“ zeigt, einem weiten Publikum unbekannt. Gerade jetzt, da nach einer öffentlichen Sichtbarkeit für Kunst aus der Zeit vor 1989 verlangt wird, werden derlei Defizite besonders deutlich. Hier greift „Medea“ als Korrektiv ein.

Medea 2

Um die Einzigartigkeit dieser künstlerischen Antworten auf den autoritären Zwang wirklich einordnen zu können, reicht weder der Bezug nur zu den zeitgeschichtlich aufgeladenen ostdeutschen Kontexten, noch die Orientierung am westlichen Kunstkanon nach 1945. Vielmehr ist es an der Zeit, eine Einordnung nach Osten vorzunehmen: „Medea muckt auf.“ schaut auf jene sozialistisch aufgestellten Territorien, wo die Bedingungen für freie (oder eben unfreie) Kunstausübung mit denen in der DDR vergleichbar waren. Risikobereitschaft, Improvisationstalent, Selbstironie, kategorische Umdeutungen klassischer Materialien und Motive – das sind längst nicht alle Verbindungen, die sich etwa zwischen Magdalena Abakanowicz (PL) und Christa Jeitner, zwischen Katalin Ladik (HU) und Gabriele Stötzer, zwischen Zorka Saglova (CZ) und Else Gabriel, zwischen Zofia Rydet (PL) und Gundula Schulze Eldowy, zwischen Geta Bratescu (RO) und Christine Schlegel ziehen lassen.

Foto einer wütenden älteren Frau
© Gundula Schulze Eldowy, Foto: Stefanie Recsko
Gundula Schulze Eldowy, Berlin 1987, aus dem Zyklus: Der große und der kleine Schritt (1984–1990) Förderankauf des Freistaates Sachsen 1998, Kunstfonds, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Medea 3

„Medea muckt auf“ gegenüber den Vergesslichkeiten der jüngeren Kunstgeschichte und der Marginalisierung weiblicher Positionen. Fernab von Opfergestus oder Verbitterungsszenarien, feiert die Sonderausstellung Stärke, Selbstbewusstsein, Widerstandsfähigkeit und vor allem künstlerische Qualität.

Die Ausstellung des Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die vom 8. Dezember 2018 bis 31. März 2019 in der Kunsthalle im Lipsiusbau zu sehen ist, präsentiert 36 nationale und internationale Künstlerinnen und Künstlerinnengruppen. Neben Malerei, Fotografie und Medienkunst werden Textilarbeiten und Papierarbeiten sowie Performances und Installationen gezeigt.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Performances von Ewa Partum (PL) und Katalin Ladik (HU), einer Kurzfilmnacht im Lipsiusbau am 21. Dezember 2018, einem Abend zur Geschichte des Ostberliner Modekollektivs „Allerleirauh“ sowie einem internationalen Kolloquium begleitet die Ausstellung. Im Frühjahr 2019 erscheint eine ca. 250-seitige Publikation beim Verlag Walter König mit Beiträgen von Susanne Altmann, Marie Klimesova, Kata Kraznahorkai, Emese Kürti und anderen Autorinnen in deutscher und englischer Sprache.

Die SKD kommunizieren über #medeamucktauf, #medeasinsurrection, #albertinum und #skdmuseum auf Social Media.

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