Einladung zum Pressegespräch | „Das schönste Pastell, das man je gesehen hat“. Das Schokoladenmädchen von Jean-Étienne Liotard

17. September 2018

„Das schönste Pastell, das man je gesehen hat“. Das Schokoladenmädchen von Jean-Étienne Liotard

„Das Schokoladenmädchen“ von Jean-Étienne Liotard (1702–1789) ist eines der Hauptwerke der Dresdner Gemäldegalerie. Der Kunsthändler Francesco Graf Algarotti erwarb es 1745 in Venedig direkt vom Künstler für die Sammlung von König August III. In der Zeit vom 28. September 2018 bis zum 6. Januar 2019 widmen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) diesem berühmten Pastell eine eigene Ausstellung.

  • Laufzeit 28.09.2018—06.01.2019

Schoko 2

Über 100 gezeigte Werke ermöglichen es erstmals, das berühmte Pastell als Teil von Liotards Œeuvre zu erfahren. Sie geben einen exemplarischen Einblick in das vielfältige Schaffen des Künstlers, von dem allein insgesamt rund 40 Pastelle, Ölgemälde, Zeichnungen und Grafiken präsentiert werden. Darüber hinaus wird der Schweizer Liotard, der sich, inspiriert von seinen Reisen durch das Osmanische Reich und das Fürstentum Moldau, mit langem Bart und Pelzmütze als selbsternannter „türkischer Maler“ inszenierte, vorgestellt. 1743 reiste er nach Wien an den Hof der Erzherzogin Maria Theresia, der späteren römisch-deutschen Kaiserin, die er mehrfach, auch in türkischen Kostümen, porträtierte.

Der Maler Jean-Etienne Liotard in einer türkischen Tracht
© SKD, Foto: Jürgen Karpinski
Jean-Étienne Liotard, Selbstbildnis in türkischer Tracht, um 1746 Pastell auf blauem Papier 60,5 x 46,5 cm

Schoko 3

In Wien entstand um 1744 auch „Das Schokoladenmädchen“. Größer als die meisten Werke verfügt das fragile Pastell über einen kostbaren, individuell geschnitzten Rahmen. Es zeigt eine unbekannte, ganzfigurige Hausangestellte im Profil. Sie trägt ein ockerfarbenes Mieder mit einer weißen Schürze, die über ihren grauen Rock fällt. Ihr Haar ist von einer rosafarbenen Seidenhaube bedeckt. In den Händen hält sie ein kleines Lacktablett mit einem Glas Wasser und einer Tasse heißer Schokolade. Im 18. Jahrhundert erfreute sich das teure, exotische Genussmittel insbesondere an den europäischen Höfen großer Beliebtheit. Seine Exklusivität äußerte sich nicht zuletzt in den wertvollen Porzellanen sowie silbernen und goldenen Untertassen, in denen das Getränk serviert wurde.

Schoko 4

Im Pastellkabinett von König August III. muss sich die Darstellung eines einfachen Dienstmädchens von den Portraits, Allegorien und Musen stark abgehoben haben. Mit seiner präzisen Beobachtung nahm Liotard hier die Kunst der Aufklärung und den Realismus des 19. Jahrhunderts vorweg. Die wohl berühmteste Pastellmalerin Rosalba Carriera (1673-1757) bezeichnete es als „das schönste Pastell, das man je gesehen hat“.
Weniger die vielen Kopien, die bereits kurz nach seiner Entstehung in Pastell oder Öl angefertigt wurden, als vielmehr die zahlreichen grafischen und fotografischen Reproduktionen förderten die weite Verbreitung und internationale Rezeption des Pastells. „Das Schokoladenmädchen“ war zudem seit dem 19. Jahrhundert in der Volkskunst und der Werbung ein äußerst beliebtes Motiv – auch dieses Kapitel zeichnet die Ausstellung nach.

Pastellgemälde eines Dienstmädchens, das Schokolade und Wasser bringt
© SKD, Foto: Herbert Boswank
Jean-Étienne Liotard, Das Schokoladenmädchen, um 1744-45 Pastell auf Pergament, 82,5 x 52,5 cm

Schoko 5

Weniger die vielen Kopien, die bereits kurz nach seiner Entstehung in Pastell oder Öl angefertigt wurden, als vielmehr die zahlreichen grafischen und fotografischen Reproduktionen förderten die weite Verbreitung und internationale Rezeption des Pastells. „Das Schokoladenmädchen“ war zudem seit dem 19. Jahrhundert in der Volkskunst und der Werbung ein äußerst beliebtes Motiv – auch dieses Kapitel zeichnet die Ausstellung nach.

Zwei Medienstationen in der Ausstellung bieten zum einen Informationen über die vielen Reisen, die Liotard durch Europa unternahm, zum anderen geben sie Auskunft über die Technik der Pastellmalerei, die anhand von naturwissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen am Werk selbst erläutert werden. Durch die Unterstützung der traditionsreichen Pariser Manufaktur „La Maison du Pastel“ kann die Fertigung der Pastellkreiden nachvollzogen werden. Ein umfangreiches Rahmenprogramm – vom Malen und Herstellen von Pastellkreiden in Kooperation mit der Dresdner Hochschule für Bildende Künste, über eine Vortragsreihe zusammen mit der Volkshochschule Dresden, diversen Kinderveranstaltungen und Schokoladenworkshops bis hin zu themenspezifischen Führungen – begleitet die Ausstellung.

Etwa 40 Leihgaben aus großen, internationalen Sammlungen wie dem Musée d’art et d’histoire aus Liotards Heimatstadt Genf, dem Louvre und der Bibliothèque Nationale in Paris, dem British Museum in London, dem Rijksmuseum in Amsterdam, dem Haus Doorn bei Utrecht, dem Schokoladenmuseum Köln, dem Getty Museum in Los Angeles und Privatbesitz sowie aus zehn Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ergänzen die Präsentation und geben einen Einblick in die Kunst Liotards sowie in die Sammlungsgeschichte der Dresdner Gemäldegalerie im 18. Jahrhundert.

Es erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag, der das berühmte Werk von Jean-Étienne Liotard in den Fokus rückt; ca. 272 Seiten, ca. 175 Abbildungen in Farbe, ISBN: 978-3-7774-3134-5, Buchhandelspreis: ca. 34,90 €.

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