Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erhalten mit der Sammlung Hoffmann eine international bedeutende private Kunstsammlung
09. März 2018Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erhalten mit der Sammlung Hoffmann eine international bedeutende private Kunstsammlung
Die Sammlung von Erika und Rolf Hoffmann zählt zu den international bedeutenden privaten Kunstsammlungen und zeichnet sich durch ihren besonders qualitativen Ansatz und das unbedingte Vertrauen in die innere Kraft der Kunstwerke aus. Nun kommt sie im Zuge eines äußerst generösen Schenkungsakts nach Dresden und wird künftig zum Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) gehören. Das haben die Sammlerin Erika Hoffmann-Koenige, die Generaldirektorin der SKD Marion Ackermann und die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Eva-Maria Stange heute auf einer Pressekonferenz in Dresden bekannt gegeben.
Die Sammlung vereint rund 1.200 Werke künstlerischer Positionen und Strömungen von den 1910er Jahren bis in die Gegenwart aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Zeichnung, Skulptur, Installation, Film- und Videokunst. Das Spektrum umfasst Künstler*innen wie Jean-Michel Basquiat, Monica Bonvicini, Marcel Broodthaers, Miriam Cahn, Tracey Emin, Isa Genzken, Félix González-Torres, Roni Horn, On Kawara, William Kentridge, Julie Mehretu, François Morellet, Sarah Morris, Bruce Nauman, Ernesto Neto, Hermann Nitsch, Albert Oehlen, Sigmar Polke, Arnulf Rainer, Ad Reinhardt, Pipilotti Rist, Thomas Ruff, Anri Sala, Frank Stella, Hiroshi Sugimoto, Wolfgang Tillmans, Cy Twombly oder Andy Warhol.
Die Anfänge der Sammlung reichen bis in die 1960er Jahre zurück. Zunächst in Mönchengladbach, später in Köln beheimatet, war das Ehepaar Hoffmann eng mit der vitalen Kunstszene des Rheinlandes verbunden und sammelte gemeinsam und im ständigen Austausch mit den Künstlern. Von Beginn an interessierten sie sich für die künstlerischen Regelverletzungen und Grenzüberschreitungen, in denen sich in der fruchtbaren Auseinandersetzung mit der Gegenwart immer wieder das Neue und Außergewöhnliche offenbarte. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 2001 führte Erika Hoffmann die Sammlungstätigkeit konsequent fort und erweiterte den Fokus in Richtung Osteuropa.
Die Sammlung, die seit 1997 in den Räumen einer ehemaligen Nähmaschinenfabrik in den Sophie-Gips-Höfen in Berlin-Mitte untergebracht ist, zählt zu den größten Schenkungen, die die SKD je erhalten haben. Damit gelingt dem Museumsverbund ein kaum zu ermessender Zuwachs im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Die Sammlung soll in den nächsten fünf Jahren ihren endgültigen Standort in Dresden finden. Ziel ist es, dass alle 15 Museen und Sammlungen der SKD mit dem Konvolut arbeiten können. Ferner sollen Werke als Leihgaben auch anderen Museen im Freistaat Sachsen zur Verfügung stehen.
Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst: „Der Schenkerin Erika Hoffmann gebührt unser größter Dank dafür, dass sie den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden diese bedeutende Sammlung anvertraut. Bereits Anfang der 1990er Jahre bestand mit der nach Plänen von Frank Stella entworfenen Kunsthalle das Vorhaben, die Sammlung Hoffmann für Dresden zu gewinnen. Damals scheiterte dieses Projekt. Wir freuen uns außerordentlich, dass es nun gelungen ist, diese einzigartige private Sammlung als Teil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in den Freistaat Sachsen zu holen und sie einem breiten und überregionalen Publikum zugänglich machen zu können.“
Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: „Die Sammlung Hoffmann ist eine Ausnahmeerscheinung unter den großen privaten Kunstsammlungen der Welt. Nicht zuletzt zeichnet sich die Sammlung durch den offenen Blick und die philosophische Reflektion der beiden Sammler aus. Wichtige Werke sind so vertreten von regionalen als auch internationalen, von männlichen als auch weiblichen und von bekannten als auch unbekannteren Künstlern, die alle kleine Schätze darstellen, Lücken in der Kunstgeschichtsschreibung schließen und unseren eigenen Blick erweitern. Für Dresden, den Freistaat Sachsen und darüber hinaus ist diese Sammlung ein Gewinn von unermesslichem Wert. Es ist ein wesentliches Anliegen von Erika Hoffmann und mir, dass diese nicht separiert präsentiert, sondern im Gegenteil über Forschungs- und Ausstellungsprojekte in allen unseren Museen integriert wird und neue Konstellationen und Entdeckungen ermöglicht. Erika Hoffmanns Schenkung ist ein großer Vertrauensbeweis und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind ihr für diesen einzigartigen Schritt zutiefst dankbar.“
Erika Hoffmann: „Seit Beginn der 1990er Jahre ist die Verbindung von meinem Mann und mir zu Dresden nie ganz abgerissen. Sie begann mit dem ehemaligen Generaldirektor der SKD Werner Schmidt und führt über Martin Roth glücklich zu Marion Ackermann. Zwar sind wir nach dem Fall der Mauer mit dem Projekt einer Kunsthalle gescheitert, mit der wir in Dresden eine Institution für zeitgenössische Kunst schaffen wollten, die Ausstellungen aus Leihgaben internationaler Sammlungen zeigen sollte. Wenn die Sammlung Hoffmann jetzt in die der Staatlichen Kunstsammlungen integriert wird, ist das zwar etwas völlig anderes als das, was wir damals beabsichtigten, erfüllt aber den ursprünglichen Wunsch nach einem Dialog mit der Kunst über Grenzen und Generationen hinweg, wie ich ihn seit über zwanzig Jahren im privaten Rahmen in Berlin ausprobiere. Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst erscheint mir wesentlich für das Verständnis unserer Gegenwart. Dem Publikum möge unsere Sammlung im Dialog mit den Sammlungen der SKD neue Einblicke und Einsichten vermitteln.“
Ab sofort zeigt das Albertinum bereits erste Werke aus der Sammlung. Zu sehen sind Arbeiten von Isa Genzken, Félix González-Torres, Braco Dimitrijevic und Mathilde ter Heijne.