Zwei neue Bestandspräsentationen des Formats „Focus Albertinum“

06. September 2017

Zwei neue Bestandspräsentationen des Formats „Focus Albertinum“

Bestandspräsentationen unter dem Format „Focus Albertinum“ erlauben den Museumsbesucher*innen immer wieder neue Einblicke in die Sammlung und stellen diese in neue Zusammenhänge. Das Albertinum zeigt ab 13. September 2017 im 2. Obergeschoss rund 30 Gemälde der 1920er und 1930er Jahre aus dem eigenen Bestand. Die zwei eng gehängten Studiendepot-Anordnungen „Frauenbilder der Neuen Sachlichkeit“ und „Vor und nach 1933“, ermöglichen Vergleiche der künstlerischen Vielfalt und Qualität der Bildwerke. Brüche und Kontinuitäten wie auch Widerstand und Anpassung an gesellschaftspolitische Realitäten lassen sich in der Malerei zur Zeit der Weimarer Republik und des Dritten Reiches ablesen.

Frauenbilder der Neuen Sachlichkeit
In den 1920er Jahren war Dresden eines der wichtigsten deutschen Zentren der Neuen Sachlichkeit. Nach dem Ersten Weltkrieg und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten befassten sich Künstler wie Otto Dix (und später seine Schüler), Conrad Felixmüller, Wilhelm Lachnit, Fritz Tröger mit detailgenauen Beobachtungen und alltäglichen Sujets.
Das Porträt war eine der populären Bildgattungen, in denen sich das neue Rollenbild der 1920er Jahre – die selbstbewusste, berufstätige und unabhängige Frau – in Mimik, Gestik und in zeittypischen Accessoires der Porträtierten entdecken lässt. Die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe von Modellen und Freundinnen reicht in den 17 Werken von sozialkritisch-bissig über altmeisterliche Eleganz bis hin zu neuromantischen Tendenzen.

Vor und nach 1933
Die zehn ausgewählten Werke der 1930er Jahre verdeutlichen die Vielfalt der Positionen, die sich aus Neuer Sachlichkeit, Naturalismus und Heimatkunst entwickelten. In Deutschland orientierten sich die Künstler besonders stark an altdeutscher Kunst, etwa an Hans J. Holbein oder Albrecht Dürer. Diesem konservativen Zeitgeschmack folgten Dresdner Künstler unterschiedlichster politischer Auffassungen. Das Studiendepot setzt sich daher mit den einzelnen Positionen und Biografien auseinander.
Mit der „Gleichschaltung“ des kulturellen Lebens durch die NSDAP am 22. September 1933 bestimmten Monumentalisierung und Idealisierung immer stärker die Kunst. Beispiele, wie die Malerei in den Dienst der NS-Ideologie gestellt wurde, gelangten allerdings kaum in den Bestand des Albertinum. Der Dresdner Künstler Georg Siebert bediente eher das banale Klischee eines „deutschen“ Menschentypus, den er in seinem Milieu stilisierte und detailverliebt schilderte.
Künstler, die den Nationalsozialismus ablehnten und diffamiert wurden, reagierten auf unterschiedliche Weise: Otto Dix malte, in innerer Emigration, nach außen hin unverdächtige Landschaften und biblische Szenen, Hans Grundig engagierte sich mit klassenkämpferischen, antifaschistischen Bildern und Wilhelm Lachnit, unter Polizeiaufsicht gestellt, entfloh in ideale Gegenwelten.

Folgende Künstler werden in der Bestandsausstellung „Focus Albertinum“ präsentiert:
Rudolf Bergander (1909–1970), Johannes Beutner (1890–1960), Richard Birnstengel (1881–1968), Gerd Böhme (1899–1978), Ernst Bursche (1907–1989), Pol Cassel (1892–1945), Otto Dix (1891–1969), Wilhelm Dodel (1907–1944), Conrad Felixmüller (1897–1977), Hans Grundig (1901–1958), Hainz Hamisch (1908–1997), Ernst Hassebrauk (1905–1974), Gussy Hippold-Ahnert (1910–2003), Rolf Huhn (1896–1933), Wilhelm Lachnit (1899–1962), Max Möbius (1901–1978), Erich Ockert (1889–1953), Richard Sander (1906–1987), Georg Siebert (1896–1984), Kurt Schütze (1902–1971), Fritz Tröger (1894–1978)


Zum Seitenanfang