AN-SICHTEN. Barocke Elfenbeinkunst im Dialog der Künste (Part 1)

04. Oktober 2017

AN-SICHTEN. Barocke Elfenbeinkunst im Dialog der Künste (Part 1)

Barocke Elfenbeinkunst im Dialog der Künste

Das Grüne Gewölbe in Dresden besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen barocker Elfenbeinkunst weltweit. Eine exklusive Auswahl aus dem facettenreichen Spektrum zeigt die Kabinettausstellung im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes. 

  • Laufzeit 12.10.2017—21.01.2018

Text

Zu Gast in Dresden sind zunächst in der Zeit vom 12. Oktober 2017 bis 21. Januar 2018 berühmte Elfenbeinwerke von Georg Petel, Johann Georg Kern, Francis van Bossuit, David Heschler, Gérard van Opstal und Paul Heermann. Kostbare Leihgaben kommen aus Paris, Versailles, München, Augsburg, Stuttgart, Hamburg und Schwerin sowie aus verschiedenen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Ein Gemälde von Georg Hinz aus der Hamburger Kunsthalle und das Porträt des Elfenbeinkünstlers van Opstal aus den Sammlungen von Schloss Versailles setzen besondere Glanzlichter. Kunstwerke unterschiedlicher Gattungen begegnen einander in der Ausstellung erstmalig und auf faszinierende Weise. Elfenbeinwerke des 17. und 18. Jahrhunderts treten dabei in ebenso erstaunliche wie exemplarische Dialoge sowohl miteinander als auch mit Objekten der Malerei, Grafik, Skulptur, mit Kleinbronzen, Medaillen, Zeichnungen und Kostbarkeiten der Schatzkunst. Dass dabei die Grenzen zwischen Inspiration, Adaption, stilistischen wie ikonografischen Parallelen fließend sind, zeigen die insgesamt 40 Kunstwerke, die sich für teils unerwartete AN-SICHTEN öffnen und einander auf unterschiedlichen Bedeutungsebenen begegnen.

Die besten Elfenbeinkünstler des Barock zeichneten sich durch ihre Begabungen in verschiedenen Kunstbereichen aus: So konnten sie nicht nur mit subtiler Präzision in Elfenbein schneiden, sondern waren ebenso Zeichner, Steinbildhauer oder Schöpfer von Kleinbronzen.

Auch der berühmte Barockbildhauer Georg Petel, der mit einer repräsentativen Werkgruppe das Bild der Ausstellung bestimmt, begann seine Karriere als Elfenbeinkünstler. Dessen kurze, höchst intensive Schaffenszeit steht exemplarisch für die Lebenswege vieler seiner Künstlerkollegen. Petel verband seit 1620 eine enge Beziehung mit Peter Paul Rubens in Antwerpen, der allein drei Elfenbeinarbeiten des Freundes besaß. Ein Wachsbozzetto von Georg Petel und das nach diesem Modell von ihm selbst in Elfenbein geschnittene Gefäß mit Bacchanal werfen ein Schlaglicht auf den komplizierten Entstehungsprozess eines Werkes. Vergleichbar wichtig waren in ikonografischer Hinsicht druckgraphische Inspirationen, Gemälde und Medaillenbilder, vor allem aber Entwürfe auf Papier, wie die Federzeichnung von Hans Friedrich Schorer zeigt, die als Vorlage für einen in der Wiener Kunstkammer erhalten gebliebenen Elfenbeinhumpen mit Trunkenem Silenos gedient hat. Die Rötelzeichnung Petels mit dem Heiligen Sebastian war eine Vorstudie für seine überlebensgroße Holzstatue in St. Georg (Aislingen). Die Zeichnung illustriert die eindringliche Beschäftigung des Künstlers mit dem Thema, das er in seiner signierten Elfenbeinstatuette des Heiligen Sebastian von 1630/31 grandios im Kleinformat umgesetzt hat. David Heschler aus Ulm, der die europäische Elfenbeinkunst nachhaltig geprägt hat, signierte um 1645 eine dynamisch inszenierte Kampfszene zwischen Herkules und Cacus, die in der Ausstellung einer Version aus Marmor von Francesco Baratta begegnet. Souverän präsentiert sich auf dem Gemälde von Lucas Frachoys (II) der aus Brüssel stammende, seit 1642 in Paris tätige Gérard van Opstal mit einem Elfenbeinkunstwerk, das sich in van Opstals Nachlass befand und 1690 in den königlichen Sammlungen in Paris inventarisiert wurde. Diese auf dem Gemälde dargestellte Gefäßwandung blieb erhalten und gehört heute zum Besitz des Louvre. In der Ausstellung wird sie nun gezeigt. So begegnen sich zum ersten Mal der porträtierte Künstler und sein Werk in Dresden wieder.

Ausgewählte Objekte aus dem Grünen Gewölbe machen das von Georg Hinz signierte Gemälde Kunstkammerregal fast „lebendig“. In seinen imaginären Regalen wetteifern exotische Naturalien mit Meisterwerken der Schatzkunst, wobei Elfenbeingefäße stets einen dominierenden Platz einnehmen.

Der Dresdner Künstler Ernst Hassebrauk zeichnete viele Werke aus den Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nach ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion 1958/59, wohin sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges gebracht worden waren. Teils waren die Objekte noch in den Transportkisten oder standen in Gruppen beieinander. Dabei galt sein besonderes Interesse den Kleinbronzen und den figürlichen Elfenbeinwerken im Grünen Gewölbe, von denen er expressive Zeichnungen anfertigte und sie damit dokumentierte. Nur eine Auswahl von drei Zeichnungen, denen ein großer dokumentarischer Wert zukommt, kann die Ausstellung zeigen.

Im Frühjahr 2018 folgt der zweite Teil der Ausstellung unter dem Titel AUGEN-BLICKE ebenfalls im Sponsel-Raum.

Begleitend zur Ausstellung erscheint der Katalog „AN—SICHTEN. Barocke Elfenbeinkunst im Dialog der Künste“ im Sandstein Verlag Dresden, herausgegeben von Jutta Kappel, 111 Seiten, 19,90 €; ISBN 978-3-95498-344-5.

Im Rahmen ihres Engagements als Hauptförderer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden unterstützt die Sparkassen-Finanzgruppe das zweiteilige Ausstellungsprojekt.

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