Christian Borchert in Wuischke/we Wuježku

03. Juli 2019

Borchert in Wuischke 1

Mehr als zwanzig Jahre lang war der in Dresden geborene und in Berlin lebende Fotograf Christian Borchert (1942–2000) ein regelmäßiger Gast in Wuischke/Wuježk. Diesem Aspekt seiner Biografie widmet sich nun eine Schautafel-Ausstellung des Kupferstich-Kabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Vom 7. Juli 2019 bis 26. Januar 2020 werden elf Tafeln an der Außenmauer des „Haus am Czorneboh“ mit Bildern und Texten einen Einblick in die Künstlerwelt des kleinen Dorfes in der sorbischen Oberlausitz gewähren.

  • Ausstellungsort Außenmauer des Haus am Czorneboh, Wuischke bei Bautzen
  • Laufzeit 07.07.2019—26.01.2020

Borchert in Wuischke 2

Die Bedeutung von Wuischke/Wuježk als abgelegener und doch zentraler Ort der Literatur- und Kulturgeschichte der DDR ist nur Wenigen bekannt. Hier hatte eine Gruppe von Schriftsteller*innen seit den frühen 1970er-Jahren nach und nach drei beieinanderliegende Gehöfte erworben, um am Fuße des Czorneboh in größtmöglicher Distanz zum offiziellen Kulturbetrieb des sozialistischen Staats zu leben und zu arbeiten. Zuerst bezog das Berliner Dichterehepaar Elke Erb und Adolf Endler ein altes Mühlgebäude als Sommerwohnsitz. Dann folgte ihr sorbischer Kollege Kito Lorenc, der sich mit seiner Familie ganzjährig im Nachbarhof niederließ. Und schließlich erwarb der Hallenser Dichter Heinz Czechowski ein weiteres benachbartes Umgebindehaus, das er mit seiner damaligen Partnerin notdürftig instand setzte.

Die Dichterkolonie war nicht nur ein Refugium für die genannten Autor*innen, sondern auch Rückzugsort und Anlaufstelle für einen weiten Kreis von befreundeten Künstler*innen und Intellektuellen aus der gesamten DDR. Zu den regelmäßig wiederkehrenden Gästen zählte der in Berlin lebende Fotograf Christian Borchert. Im Juni 1976 war er erstmals nach Wuischke/Wuježk gekommen, um Erb, Endler und Lorenc für seinen großen Zyklus der »Künstlerporträts« zu fotografieren. Seit den späten 1970er-Jahren besuchte er seine Wuischker Freunde dann fast jedes Jahr und verbrachte hier oft mehrere Wochen, um sich zu erholen und zu arbeiten. Wie wichtig Wuischke/Wuježk für Borchert über die Jahre als emotionaler Ort wurde, zeigt sein Nachlass, in dem das Dorf, seine Menschen und die Dichter mit ihren Familien und Freunden einen eigenen Themenkreis bilden. Mit Bildern und Texten soll vor Ort an dieses Kapitel seines Werks erinnert werden.

Vom 26. Oktober 2019 bis zum 8. März 2020 zeigt das Kupferstich-Kabinett die große Retrospektive „Christian Borchert. Tektonik der Erinnerung“ – ergänzt durch die Präsentationen „Auszug der Seele. Das Archiv Christian Borcherts in Fotografien von Maria Sewcz“ (Residenzschloss, Studiolo, 26. Oktober 2019 bis 8. März 2020) und „‘…eine eigenartige Entrücktheit‘. Christian Borcherts Blick auf Georg Kolbe“ (Albertinum, 26. Oktober bis 26. Januar 2020).

Kuratorenführungen in Wuischke/Wuježk:
Sonntag, 14. Juli 2019, 15 Uhr mit Dr. Bertram Kaschek
Sonntag, 18. August 2019, 15 Uhr mit Dr. Robert Lorenz
Sonntag, 15. September 2019, 15 Uhr mit Dr. Robert Lorenz
Sonntag, 13. Oktober 2019, 15 Uhr mit Dr. Robert Lorenz

Die SKD kommunizieren über #christianborchert, #kupferstichkabinettdresden, und #skdmuseum auf Social Media.

Zum Seitenanfang