Transkulturelle Akademie 2024
Transkulturelle Akademie „Unvollendete Öffentlichkeiten: Kunst und Demokratie“
Forschungsabteilung der Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD)
Mai – November 2024 im Japanisches Palais
In einer Zeit, die von zahlreichen Diskussionen über die Notwendigkeit der Demokratie für die Freiheit von Kunst und Forschung geprägt ist, wird das Versprechen der Demokratie intensiv debattiert. Die Verteidigung der Demokratie, die in vielen globalen Debatten, Protesten und Bewegungen im Mittelpunkt steht, spricht auch die Verantwortung des Museums, der Ausstellungsgestaltung, des kuratorischen Wissens und der Mittel der Kunst an. Kunst und Kultur waren schon immer entscheidend für die Gestaltung der Gesellschaft aus sich selbst heraus, und auch instrumental, wenn nicht sogar instrumentalisiert, für die Ausgestaltung des Staatswesens.
Die Transkulturelle Akademie „Unvollendete Öffentlichkeiten: Kunst und Demokratie“ 2024 zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Fluidität, Heterogenität und Fragilität der Demokratie zu schärfen. Indem sie die Objekte der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als Gesprächspartner, Zeugen und Speichereinheiten von unsichtbarem Wissen mobilisiert, stellt die Akademie Fragen:
Über wessen Demokratie sprechen wir? Was können die Mittel der Kunst für die Aushandlung der Prozesse der Demokratisierung tun? Welche unterschiedlichen Modelle der Demokratie werden sichtbar – oder bleiben unsichtbar – in den Kunstsammlungen eines 500 Jahre alten europäischen Museumskomplexes, beispielsweise im Geiste der haitianischen Revolution, die die Kolonialität des Rechts besiegte? Was sind Formen und Moden der Französischen Revolution? Welche Alternativen zu westlichen Demokratiemodellen der jüngeren Geschichte halten die Sammlungen bereit? In der Zeit nach 1989 sah die Welt eine "democracy unrealized" (Okwui Enwezor) und eine "democrarcy promotion" (Radha D'Souza) auf Basis einer marktgetriebenen, neoliberalen Wirtschaft. Doch wo sind all die Ideen, Bilder und Vorschläge der Diskussionen der Runden Tische hin, einem basisdemokratischen Forum während der letzten Monate des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (1989/1990) zur Aushandlung einer postsozialistischen Demokratie? Konnten Erfahrungen aus dem Leben in einem Einparteienstaat eine Vorstellung von Demokratie hervorbringen, die realer ist als gelebt? Können wir Alternativen zum westlichen Demokratiemodell in den Sammlungsobjekten Dresdens sehen? Im aktuellen politischen Klima bedrohen faschistische Politik, Post-Wahrheit und Ethnonationalismus schmerzhaft die grundlegenden Prinzipien der Demokratie. Welche Rolle spielt das Museum als Ort der Kunst, Forschung und Wissensprozesse – mit seinen Materialitäten, Geschichten, Zukünftigkeiten, Technologien, Wertkategorien, Traditionen, Gemeinschaften – in diesen Debatten? Wie können Kunst und eine Akademie dazu beitragen, Demokratie als ein Netzwerk der Praxis zu leben und zu erproben, was die Kommunikation in verschiedenen Öffentlichkeiten fordert?
Verschiedene Elemente der Transkulturellen Akademie konzentrieren sich darauf, die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Bildern, Räumen, Codierungen oder Allegorien im Zusammenhang mit demokratischen Prozessen innerhalb der Sammlungen zu erkunden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer führen Gespräche mit Wissenschaftler*innen und Mentorinnen, um ausgewählte Kunstwerke zu erforschen. Gemeinsam hinterfragen wir die Objekte auf ihre zeitgenössische gesellschaftliche Relevanz in Demokratiedebatten, immer mit Blick auf die Bedeutung historischer Kontexte.
Ein ebenso wichtiger Aspekt der Akademie besteht darin, Methoden der Kuratorik zu entwickeln, um Forschungsprozesse, auch wenn sie noch nicht abgeschlossen sind, öffentlich sichtbar zu machen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer experimentieren mit verschiedenen Möglichkeiten, Forschungsergebnisse öffentlich zu machen, und lassen sich dabei von verschiedenen musealen Praktiken inspirieren. Das umfasst die Veröffentlichung institutioneller Entscheidungen, Narrative über Kunstwerke, sowie die Beteiligung an politischen, medialen und kunstbezogenen Debatten. Ziel ist es, das Bewusstsein für verschiedene Möglichkeiten zu schärfen, wie Forschung öffentlich gemacht werden kann, unabhängig von einer definierten Zielgruppe.
Teilnehmende:
Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurden 13 transdisziplinäre Teilnehmende für die Transkulturelle Akademie 2024 ausgewählt. In Workshops, Gesprächen, Rundgängen durch die Sammlungen und einer Assembly School erforschen sie die Kernfragen der Akademie. Die Künstlerforscherin Lizza May David und die unabhängige Kuratorin und Herausgeberin Joanna Warsza betreuen den Prozess, während auch SKD Mitarbeitende für projektspezifische Dialoge zur Verfügung stehen.
Das Programm läuft online und in Dresden von Mai bis November 2024.
Projektteile:
Verschiedene Elemente der Transkulturellen Akademie konzentrieren sich darauf, die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Bildern, Räumen, Codierungen oder Allegorien im Zusammenhang mit demokratischen Prozessen innerhalb der SKD Sammlungen zu erkunden. Die Teilnehmenden erforschen dazu ausgewählte Kunstwerke. Gemeinsam hinterfragen sie die Objekte auf ihre zeitgenössische gesellschaftliche Relevanz in Demokratiedebatten, immer mit Blick auf die Bedeutung historischer Kontexte.
Ein ebenso wichtiger Aspekt der Akademie besteht darin, Methoden der Kuratorik zu entwickeln, um Forschungsprozesse, auch wenn sie noch nicht abgeschlossen sind, öffentlich sichtbar zu machen. Verschiedene Möglichkeiten zur Veröffentlichung werden dazu experimentell erprobt, inspirieren von Praktiken im Museum.
In der Assembly School vom 21.-25.10.24 werden entstandene Kunstwerke und Forschungsarbeiten öffentlich präsentiert, begleitet von Gesprächsrunden.
Ein Programm für die öffentlichen Termine folgt.
Konzeption: Doreen Mende mit Anna-Lisa Reith
Beratung durch: Gürsoy Doğtaş, Lizza May David, Joanna Warsza
Koordination: Anna-Lisa Reith
Gestaltung: Patricia Reed
Gefördert von:
Förderer
dt. Förderer
TA 24 engl.
Transcultural Academy „Unfinished Publics: Art and Democracy“ 2024
Research Department of Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD)
May – November 2024 at Japanisches Palais
The promise of democracy is strongly debated in our troubled times as a necessity for the freedom of art and research. The defence of democracy, central to many debates, protests and movements globally, also invokes the responsibility of the museum, exhibition-making, curatorial knowledge and the means of art. Art and culture have always been at the core for the making of society from below, as much as it also has been instrumental, if not instrumentalized, for crafting statehood.
The Transcultural Academy “Unfinished Publics: Art and Democracy” 2024 aims at raising consciousness for the fluidity, heterogeneity and fragility of democracy. Mobilizing the objects of Staatliche Kunstsammlungen Dresden (State Art Collection) as interlocutors, witnesses and repositories of invisible knowledge, the Academy asks:
Whose democracy? What can the means of art do for living the processes of democratization? Against what? Which different models of democracy become visible—or remain invisible — in the art collections of a 500-years old European museum complex, for example, emerging in the spirit of the Haitian Revolution defeating the coloniality of law? What are forms and fashions of the French Revolution? Which alternatives to western models of democracy in recent history do the collections hold? For example, the post-1989 world has seen a “democracy unrealized” (Okwui Enwezor) and a “democracy promotion” (Radha D’Souza) on the grounds of a market-driven, neoliberal economy. Yet, where did all the ideas, images, and proposals of the discussions of the Round Tables go, an basic-democratic forum during the last months’ of the existence of the German Democratic Republic (1989/1990) for negotiating a post-socialist democracy? Could, possibly, the experiences made in a one-party state instigate an imaginary of democracy more real than lived? Can we see some of these alternatives to the Western model in the collections objects of Dresden? More pressing in the current climate, fascist politics, post-truth and ethno-nationalism threaten painfully the basic principles of democracy. What role does the museum play as a site of art, research, and knowledge processes – with its materialities, histories, futures, technologies, value categories, traditions, communities – in these debates? How can art, and an academy contribute to live and rehearse democracy as a network of practise fostering the making of publics?
Various elements of the Transcultural Academy focus on exploring the visibility and invisibility of images, spaces, codifications, or allegories related to democratic processes found within the collections. Participants engage in conversations with scholars and mentors to explore selected works. Together, we interrogate chosen objects for their contemporary societal relevance in democracy debates, emphasizing the importance of historical contexts.
An equally crucial aspect of the Academy involves developing curatorial methods to make research processes, even unfinished, publicly visible. Participants experiment with various ways of making research results public, drawing inspiration from different museum practices. This includes publishing institutional decisions, narratives about artworks articulated by the outreach department, or engaging in political, media, and art-related debates. The goal is to raise awareness of different ways research can be made public, regardless of a defined target audience.
Participants:
Following an openc call, 13 transdisciplinary and international participants were selected for the Transcultural Academy 2024. In workshops, discussions, tours of the collections, and an Assembly School, they explore the core questions of the Academy. Artist-researcher Lizza May David and independent curator and editor Joanna Warsza accompany the process, while SKD experts are available for project-specific dialogues. The program runs online and in Dresden from May to November 2024.
Formats:
Various elements of the Transcultural Academy focus on exploring the visibility and invisibility of images, spaces, codifications, or allegories related to democratic processes within the SKD collections. Participants research selected artworks, questioning their contemporary social relevance in democratic debates, always considering the importance of historical contexts.
An equally important aspect of the Academy is developing curatorial methods to make research processes, even if not yet completed, publicly visible. Various possibilities for publication are experimentally explored, inspired by practices in the museum.
In the Assembly School from October 21-25, 2024, resulting artworks and research findings will be publicly presented, accompanied by discussion rounds.
Schedules for all public events will follow.
Concept: Doreen Mende with Anna-Lisa Reith
Advisory board: Gürsoy Doğtaş, Lizza May David, Joanna Warsza
Coordination: Anna-Lisa Reith
Design: Patricia Reed
Funded by: