Einladung zum Pressegespräch „Moderne Zeiten. Der amerikanische Traum und die Avantgarden der 1920er Jahre“
04. April 2025Das Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona (ADA)
Das Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona (ADA) der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) – erst kürzlich vom Kunstkritikerverband AICA Deutschland zum „Museum des Jahres 2024“ gewählt – widmet sich in seiner dritten Schau seit der Eröffnung im vergangenen Jahr den transatlantischen Wechselbeziehungen zwischen den europäischen Avantgarden und der US-amerikanischen Massenkultur.
„Moderne Zeiten“ beleuchtet die Faszination für den amerikanischen Lebensstil der 1920er Jahre, etwa anhand von Phänomenen wie Charlie Chaplin und dem Jazz, zeigt aber auch kritische Stimmen aus Europa und den USA an kapitalistischen Produktionsformen wie dem Fordismus. Dabei veranschaulicht die Ausstellung den Zeitgeist der 1920er Jahre, insbesondere anhand von Druckerzeugnissen, Fotografien und Grafiken, die in hohen Auflagen erschienen. Weil Künstler und Künstlerinnen Zeitschriften, Flugblätter und Bücher gestalteten, konnten sich ihre Motive und Anliegen international verbreiten. Zu sehen sind über 150 Exponate aus der umfangreichen Sammlung des ADA, ergänzt um selten gezeigte Experimentalfilme.
In drei Ausstellungskapiteln werden unterschiedliche Perspektiven, aber auch gemeinsame Blickwinkel künstlerischer Positionen von beiden Kontinenten in Augenschein genommen. Aus Europa emigrierten zwischen 1900 und 1929, dem Jahr der Weltwirtschaftskrise, viele Künstlerinnen und Künstler der Avantgarde in die USA. Umgekehrt weckten die künstlerischen Bewegungen des Dadaismus, Futurismus und Konstruktivismus reges Interesse in der US-amerikanischen Kunstszene. Netzwerkerinnen wie Katherine S. Dreier und Jane Heap förderten diesen transatlantischen Austausch, der für beide Seiten fruchtbar war. So gründete Dreier in New York mit Man Ray und Marcel Duchamp die „Société Anonyme Inc.“, die eine Vielzahl an Ausstellungen, Lesungen und Konzerten organisierte. Aus dem Bestand des ADA werden rare Archivalien der Société Anonyme Inc. gezeigt.
Nach dem Ersten Weltkrieg erfreuten sich der Jazz sowie die Filme von Charlie Chaplin in Europa zunehmender Beliebtheit. Die Ästhetik der amerikanischen Populärkultur sickerte unweigerlich in die Theorien und Praktiken der europäischen Avantgarde ein. Neue „Ismen" wurden geprägt: der „Chaplinismus“ und der „Jazzbandismus“. In der Ausstellung zu sehen ist unter anderem die 1920 erstmals in Dresden im Kaemmerer Verlag erschienene Publikation „Die Chapliniade“ von Ivan Goll mit vier kubistischen Darstellungen Chaplins von Fernand Léger.
Auch veränderten sich in dieser Zeit die Arbeitssysteme in den Fabriken der USA. Vom neuen Maschinenzeitalter wurden auch zahlreiche Künstler*innen der Avantgarden inspiriert. Ab Mitte der 1920er Jahre nahmen linke und sozial engagierte Kunstschaffende eine kritische Haltung gegenüber der amerikanischen Politik und Lebensweise ein. Auf die Weltwirtschaftskrise und die „Große Depression“ reagierten Magazine wie „New Masses“ mit künstlerisch gestalteten Covern, politischen Gedichten und Kurzgeschichten.
Neben Archivsprechstunden, Livespeakern sowie öffentlichen Führungen und Kuratorenrundgängen wird die Präsentation von einem reichhaltigen Vortragsprogramm begleitet. In den „Object Talks“ geben Mitarbeitende des ADA erweiterte Perspektiven in die 1920er Jahre. Darüber hinaus sprechen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in den „Tiny Desk Lectures“ über ihre Forschungen zum Thema. Zu Gast sind unter anderem Alexandra Chiriac (Leibniz-Institut GWZO, Leipzig), Aleksandar Bošković (Columbia University, New York) und Isabel Wünsche (Constructor University, Bremen).
In der Ausstellung sind zudem mehrere Medienstationen vorhanden, die vertiefende Hintergrundinformationen bereithalten. Eine dieser Plattformen wird zeitgleich über das Online-Portal der SKD „voices“ veröffentlicht. Sie beschäftigt sich mit der „Société Anonyme, Inc.“. 1926 organisierte die Gruppe die einflussreiche Ausstellung „International Exhibition of Modern Art“ im Brooklyn Museum, in der Werke von über 100 Künstlern und Künstlerinnen ausgestellt wurden. Auf Basis des damaligen Ausstellungskataloges wurde eine interaktive Karte eingerichtet, in der beispielsweise die Reiserouten zwischen Europa und Nordamerika nachvollzogen werden können.
Im Rahmen der Ausstellung erscheint außerdem die Publikation „Moderne Zeiten. Transatlantische Begegnungen in den 1920er Jahren“ beim Verlag Spector Books auf Deutsch und Englisch. Herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, dem Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona: Rudolf A. Fischer, Przemysław Strożek, Antonella B. Meloni unter Mitarbeit von David Wittinghofer. 245 Seiten, ISBN 978-95905-885-8 (DE) und 978-3-95905-886-5 (EN), 28 Euro (Museumspreis) und 32 Euro.
Am Sonntag, den 13. April von 12:30 bis 14:30 Uhr wird das Ensemble AuditivVokal Dresden im Rahmen der 32. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik in Kooperation mit dem Festspielhaus Hellerau mit „(Meta)Moderne Zeiten?!“ das Thema der Schau aufgreifen und im Ausstellungsbereich mit kurzen zeitgenössisch-musikalischen Interventionen zu erleben sein.
Moderne Zeiten. Der amerikanische Traum und die Avantgarden der 1920er Jahre
Laufzeit: 11. April bis 10. August 2025
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 15–19 Uhr, Samstag und Sonntag 11–18 Uhr
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, unter 17 Jahren und alle Schüler*innen & Studierende frei
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