Einladung zum Pressegespräch „TEAMWORK in Antwerpen! Pieter Bruegel, Hendrick van Balen und die anderen“
03. Juni 2025Einladung zum Pressegespräch „TEAMWORK in Antwerpen! Pieter Bruegel, Hendrick van Balen und die anderen“
Die Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zeigt vom 14. Juni bis 5. Oktober 2025 „TEAMWORK in Antwerpen! Pieter Bruegel, Hendrick van Balen und die anderen“, eine Ausstellung zur Struktur und Arbeit bedeutender Ateliers im Antwerpen des 17. Jahrhunderts. Sie basiert auf einem umfassenden, bereits 2012 begonnenen Forschungsprojekt zu den Beständen Flämischer Malerei in der Gemäldegalerie Alte Meister. Neueste, bislang nicht veröffentlichte Ergebnisse dieser Forschung zeigen, wie sich Künstler verschiedener Malerwerkstätten zusammengeschlossen und Gemälde in effizient organisierten Arbeitsprozessen gemeinsam gefertigt haben. Die Ausstellung veranschaulicht, wie diese Zusammenarbeit auf den unterschiedlichsten Ebenen funktionierte.
Von den 53 Gemälden und 28 Zeichnungen sowie Druckgrafiken stammen fast alle aus den Beständen der SKD – hinzu kommen sechs ausgesuchte Leihgaben aus Leipzig, Antwerpen und aus Privatsammlungen. Mehr als die Hälfte der Bilder sind seit dem Zweiten Weltkrieg in Dresden nicht mehr ausgestellt worden, einige aus den Werkstätten der Brueghel– und Francken-Familie wurden noch nie gezeigt.
Nach den Stürmen der Gegenreformation unter spanisch-habsburgischer Führung erlebte Antwerpen zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine neue wirtschaftliche Blüte, die einer immer breiteren Schicht von Bürgern einen gewissen Wohlstand bescherte. Kabinettbilder, also kleinformatige Bilder mit religiösen oder mythologischen Themen, Landschaftsgemälde und Stillleben, waren begehrt. So begehrt, dass die Künstler, zumal gefeierte Künstler wie Jan Bruegel der Ältere, Hendrik van Balen oder Frans Francken der Jüngere mit der Herstellung kaum hinterherkamen. So nahm eine auf Effizienz ausgerichtete Werkstattpraxis immer mehr Raum ein: Die Maler und ihre Ateliers bildeten Netzwerke und kooperierten bei der Herstellung von Gemälden in einer Intensität und Professionalität, wie dies zuvor in der niederländischen Malerei noch nicht beobachtet werden konnte.
Die Ausstellung zeigt, wie diese Zusammenarbeit organisiert war, welche Personen beteiligt waren und wie die Bilder gefertigt wurden. Künstler wie Jan Brueghel der Ältere oder Frans Francken der Jüngere gaben den Werken ihren Namen. Wenn Bilder in größerer Zahl und schlechterer Qualität in ihren Werkstätten von Gehilfen, Schülern oder Wanderarbeitern gemalt wurden, achtete man darauf, diese zumindest „in der Art von“ Brueghel I oder Balen zu malen. Die Kopien waren mitunter so gut, dass es schwierig war, diese vom Original zu unterscheiden. Das Forschungsprojekt konnte hier Licht ins Dunkel bringen: 45 Werke wurden intensiv sowohl technisch (in der Regel mit strahlendiagnostischen Methoden, Dendrochronologie, Mikroskopie) als auch kunsthistorisch untersucht. Man fand heraus, dass sich hinter den großen Namen mitunter verschiedene Künstler verbargen.
In der Ausstellung werden alle Protagonisten und die Charakteristika ihrer Malerei vorgestellt: So war Jan Brueghel d.Ä. berühmt für seine Landschaftsbilder und Blumenstillleben, während Hendrick van Balen mit Vorliebe mythologische Figurenszenen malte und Frans Francken sich auf kleinfigurige biblische Szenen spezialisiert hatte.
Für die effiziente Produktion von Kabinettbildern brachten sie ihre Talente zusammen. Die Arbeitsteilung fand nicht nur innerhalb eines Ateliers, sondern auch zwischen den einzelnen Häusern statt.
Werke auf Papier bilden in der Ausstellung einen eigenen Schwerpunkt. Für beliebte Motive aus dem Lebensalltag, besondere Naturszenerien und fiktive Sujets wurden gezeichnete Studien angelegt, die oft künstlerisch breit rezipiert wurden. Auch dienten Zeichnungen als Ideenskizzen zur Klärung der Gesamtkomposition und halfen den Künstlern, sich über einzelne Motive auszutauschen. TEAMWORK zeigt insgesamt 28 Zeichnungen sowie Druckgrafiken aus der Sammlung des Kupferstich-Kabinetts. Unter anderem wird die sehr rare und daher selten gezeigte Federzeichnung „Der Gänsehirt“ von Pieter Bruegel d.Ä. zu sehen sein. Kunstwerke wie dieses Blatt ermöglichen einen intimen Einblick in den Entstehungsprozess der Gemälde und in die künstlerische Werkstattpraxis.
Am Beispiel einzelner Motive wird verdeutlicht, wie sich diese in den verschiedenen Gemälden und in unterschiedlicher Qualität wiederfinden. Das Publikum wird angeregt, genau hinzusehen, Malstile und Handschriften zu erkennen. So wird die Ausstellung zu einer „Schule des Sehens“.
Förderer
SachsenEnergie
