Einladung zum Pressegespräch „Rotes Gold. Das Wunder von Herrengrund“
22. August 2025Rotes Gold
Ohne den Bergbau sind die Schatz- und Kunstkammern der Renaissance und des Barock nicht denkbar, edle Metalle und kostbare Steine sind darin unverzichtbar. Für die Dresdner Kunstsammlungen bildeten die Bodenschätze des sächsisch-böhmischen Erzgebirges eine wesentliche Grundlage. Weiter östlich lieferte das heute slowakische Erzgebirge begehrte Rohstoffe. Erzeugnisse der Natur und menschliche Kunstfertigkeit kulminierten in Schaugefäßen aus bearbeiteten Metallen und Mineralien.
Mit der Sonderausstellung „Rotes Gold. Das Wunder von Herrengrund“ (29. August 2025 – 4. Januar 2026) widmet sich das Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) außergewöhnlichen Schätzen, die dem mitteleuropäischen Bergbau der Frühen Neuzeit zu verdanken sind: sogenannten Handsteinen und Herrengrunder Gefäßen. Mehr als 70 einzigartige Exponate erzählen im Sponsel-Raum vom Stolz der Bergleute über ihre Arbeit, von der Faszination für chemische Prozesse untertage und der Kunstfertigkeit hochspezialisierter Goldschmiede.
Im Mittelpunkt steht das sogenannte Wunder von Herrengrund, das vor rund 400 Jahren für Aufsehen sorgte und Gelehrte zwischen Rom und London beschäftigte: Bergleute in Herrengrund (slowakisch: Špania Dolina, im mittelslowakischen Erzgebirge gelegen) beobachteten, wie sich Eisengegenstände, die in Bergwässern hinterlassen wurden, nach einigen Wochen in Kupfer verwandelten. Bei diesem zunächst unerklärlichen chemischen Prozess handelte es sich um Kupferzementierung. Schon bald nutzten findige Goldschmiede in der benachbarten Bergstadt Neusohl (slowakisch: Banská Bystrica) die geheimnisvolle Verwandlung: Sie fertigten aus dem gewonnenen und weiterverarbeiteten Zementkupfer vergoldete Schalen, Krüge und Becher, die teils mit Gesteins- und Erzstufen verziert sind und figürliche Szenen aus dem Bergbau zeigen. Rasch fanden diese Goldschmiedearbeiten Eingang in viele Kunst- und Wunderkammern und gelangten auch in sächsische Sammlungen.
Ein charakteristisches Merkmal der Herrengrunder Gefäße sind deutschsprachige Inschriften wie „Eisen war ich, Kupfer bin ich, Silber trag ich, Gold bedeckt mich“. Damit wurde unmittelbar an den materiellen Entstehungsprozess angeknüpft.
Einen Höhepunkt dieser europaweit begehrten Goldschmiedeproduktion stellen aufwändige Tafelaufsätze mit mehreren Mineralarten und ganzen Bergbaulandschaften mit detaillierten Wiedergaben des Bergbau- und Verhüttungsprozesses dar. Sie dienten als repräsentative Andenken, hochrangige Geschenke und Zeichen bergmännischen Wissens. Sie bezeugten in der historisch zu Ungarn gehörenden, heute slowakischen Montanregion den einstigen Reichtum an Kupfer, Silber und Gold und schmückten auch die kaiserliche Tafel in Wien.
Für die sächsischen Kurfürsten spielte der Bergbau gleichfalls eine maßgebliche wirtschaftliche und politische Rolle. Er prägte deshalb auch den Charakter der um 1560 gegründeten Dresdner Kunstkammer. Sie umfasste früh eine große Zahl von Handsteinen aus dem sächsisch-böhmischen Erzgebirge. Diese Gesteinsbrocken, so groß wie eine Hand, wurden ursprünglich aus den Gruben entnommen und auf ihren Erzgehalt getestet. Aus besonders schönen Erzen, Metallen und Mineralien entstanden außergewöhnliche Kunstgegenstände, die oftmals die enge Verbindung von Bergbau und Glaubensvorstellungen veranschaulichen.
Im Zentrum der Ausstellung steht eine erlesene Objektauswahl aus der größten Privatsammlung Herrengrunder Gefäße, der Stiftung Achim und Beate Middelschulte, die sich heute im Bergbau- und Gotikmuseum in Leogang befindet. Dazu kommen Kostbarkeiten aus dem Grünen Gewölbe, etwa ein Handstein mit einer filigranen Miniaturdarstellung von Christus am Ölberg aus St. Joachimsthal (tschechisch: Jáchymov) oder die letzten dokumentierten Handsteine aus dem sächsischen Freiberg. Dank hochrangiger Leihgaben aus dem Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, dem Kunstgewerbemuseum Budapest, dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, dem MAK – Museum für Angewandte Kunst Wien sowie aus Privatbesitz in München sind in der Sonderausstellung Herrengrunder Gefäße und Handsteine in einem nie dagewesenen Umfang vereint und treten in Dialog mit den Schätzen der Dauerausstellung des Neuen Grünen Gewölbes.
Begleitend zur Ausstellung ist im Sandstein Verlag die Publikation „Rotes Gold. Das Wunder von Herrengrund“ erschienen, herausgegeben vom Bergbau- und Gotikmuseum Leogang, der Slowakischen Nationalgalerie Bratislava, dem Grünen Gewölbe der SKD, Andreas Herzog, Dušan Buran und Marius Winzeler, 204 Seiten, 28 €, ISBN: 978-3-95498-823-5.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Bergbau- und Gotikmuseum Leogang, wo sie von Mai bis Dezember 2024 zu sehen war.
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