Einladung zum Pressegespräch „Die blauen Schwerter – Meissen in der DDR“
10. September 2025Erstmals zeichnet die Porzellansammlung
Erstmals zeichnet die Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) die bemerkenswerte Geschichte der Porzellanmanufaktur Meissen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einer großen Sonderausstellung nach – vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und der partiellen Demontage durch die sowjetische Besatzungsmacht bis in die letzten Jahre der DDR. Einst von August dem Starken als Porzellanschloss erträumt, bietet das an der Elbe gelegene Japanische Palais für die rund 450 Exponate der Schau „Die blauen Schwerter – Meissen in der DDR“ einen spannungsvollen Rahmen. Neben den Porzellanen selbst weiten Entwurfsskizzen, Zeichnungen, Theaterkostüme, Filmausschnitte und mehr den Blick auf die Meissener Manufaktur in der DDR-Zeit.
Die Präsentation gliedert sich in sieben Kapitel, in deren Mittelpunkt das Künstlerkollektiv um Ludwig Zepner, Heinz Werner und Peter Strang steht. Diese drei Mitarbeiter der Manufaktur waren unter anderem von tschechischen Animationsfilmen, Theaterstücken des Berliner Ensembles oder literarischen Motiven wie „1001 Nacht“ inspiriert und sollten den politischen Auftrag erfüllen, „aus guter Tradition zu neuem Schaffen“ (Otto Grotewohl) zu finden. Die Schau beleuchtet die Herausforderungen, denen sich die Künstler angesichts dieser Ausgangslage stellen mussten, und die Freiheiten, die sie sich in ihrer Arbeit dennoch nehmen konnten. Der programmatische Anspruch, Porzellan für alle Bevölkerungsschichten zu produzieren, stand dabei der repräsentativen Exklusivität und den hohen Kosten des Produkts gegenüber. So blieb die große Barocktradition einflussreich, obwohl sie in vielerlei Hinsicht im Widerspruch zum sozialistischen Staatssystem stand. Monumentale Wandgemälde für den Palast der Republik oder das Haus der Ministerien in Berlin, über 20 großformatige Unikate und eine von Sigmund Jähn ins All mitgenommene Medaille zeigen nicht nur in der Ausstellung, dass Meissener Porzellan als Luxusprodukt nach wie vor hohes Ansehen genoss und politischen Stellenwert besaß.
Neben dem neuen künstlerischen Schaffen nimmt die Ausstellung auch die Meissener Betriebskultur in den Blick: Künstlerisch anspruchsvolle Fotoserien der 1950er- und späten 1980er-Jahre geben gleichermaßen bislang weitestgehend verborgene Einblicke in den Arbeitsalltag der größten Porzellanmanufaktur Europas wie die kommentierte Ausgabe des betriebsinternen Magazins „Manufaktur-Echo“. Daneben betrachtet die Ausstellung grundsätzliche Aspekte zur Bedeutung der Meissener Manufaktur für die Kunst- und Kulturgeschichte im Osten und Westen Deutschlands. Da ein Großteil des Porzellans gegen Devisen über die Grenzen der DDR hinaus vor allem in die Bundesrepublik Deutschland exportiert wurde, stellt sich etwa die Frage, was im eigenen Land verblieb und inwieweit Meissener Porzellan das kollektive Gedächtnis und die nationale Identität auf beiden Seiten der Mauer prägte. Stellvertretend für die internationalen Beziehungen der Manufaktur beschäftigt sich ein Raum mit den Reisen und intensiven Verbindungen des Meissener Künstlerkollektivs nach Japan.
Ergänzend zu den Beständen der Dresdner Porzellansammlung und des Kooperationspartners, der Meissen Porzellan-Stiftung GmbH, vereint die Ausstellung Exponate von mehr als 30 öffentlichen und privaten Leihgebern. Dazu gehören unter anderem das Betriebsarchiv der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH, die Stadtmuseen Meißen und Berlin, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig und die Sammlung Ulla und Hans-Jürgen Koch in Scheidegg. Zudem besteht seit April 2025 die Möglichkeit, persönliche Geschichten und Erinnerungsstücke mit der Porzellansammlung zu teilen. Alle Beiträge werden auf der SKD-Digitalplattform voices (voices.skd.museum) veröffentlicht, einige besondere Stücke im Japanischen Palais gezeigt, darunter eine Medaille aus dem Besitz der Eiskunstläuferin Katarina Witt. In dem Online-Portal stimmen im Laufe der Ausstellung zahlreiche weitere Angebote auf die Präsentation ein, darunter eine interaktive Karte zu Meissener Wandbildern im Dresdner und Meißener Stadtraum, und filmische Zeitzeugen-Interviews, die 2022 vom SKD-Jugendbeirat in der Meissner Manufaktur geführt wurden.
Medien- und Mitmachstationen geben Besucherinnen und Besuchern praktische Eindrücke aus der Welt der Meissener Porzellanmanufaktur und machen das Schaffen der Künstlerinnen und Künstler der DDR erfahrbar. „Die blauen Schwerter – Meissen in der DDR“ wird darüber hinaus von einem abwechslungsreichen Programm begleitet, das unter anderem Stadtspaziergänge, Livespeaker sowie Erzählcafés und Vorführungen zur Porzellanmalerei einschließt. Ein Highlight ist auch die Porzellanbegutachtung durch Expertinnen und Experten aus Museum und Kunsthandel am Sonntag, den 21. September 2025.
Zur Ausstellung erscheint im Ch. Links Verlag der Begleitband „Die blauen Schwerter. Meissen in der DDR“ mit Beiträgen von Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Kunst, Sammlerinnen und Sammlern sowie Zeitzeuginnen und -zeugen, herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Julia Weber und Sebastian Bank, 280 Seiten, 28 € ISBN: 978-3-96289-238-8.
Laufzeit
20. September 2025 bis 22. Februar 2026
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag 10 – 17 Uhr
Eintrittspreise
Regulär 6 €, ermäßigt 4,50 €, unter 17 frei, ab 10 Pers. 5,50 €
Kombi-Ticket mit „Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag“ bis 21. Dezember 2025:
Regulär 10 €, ermäßigt 7,50 €, unter 17 frei, ab 10 Pers. 8,50 €
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Meissen Porzellan-Stiftung GmbH.
Eine Ausstellung der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Kooperation mit der Meissen Porzellan-Stiftung GmbH.
Förderer
Sparkasse



