Neuzugänge für fünf Museen – Dank des Freundeskreises der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
20. Dezember 2024Neuzugänge für fünf Museen – Dank des Freundeskreises der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Auch im Jahr 2024 hat MUSEIS SAXONICIS USUI – Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V. wieder bedeutende Ankäufe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) finanziert. Dies beschloss der Vorstand in seiner jüngsten Ankaufssitzung. Dank der inzwischen 2.300 Vereinsmitglieder können sich in diesem Jahr fünf der 15 Museen des Verbundes über Neuzugänge freuen.
Die Skulpturensammlung erhält einen originalen italienischen Renaissance-Rahmen für ein Relief aus dem 15. Jahrhundert. Dieses Relief aus Stuck ist gegenwärtig der Mittelpunkt der Ausstellung „Der Madonna ganz nah. Reliefs und Gemälde der Florentiner Renaissance" (23.11.2024–27.4.2025). Mit neuem Rahmen ist es nun vollkommen. Dargestellt ist eine Madonna mit Kind. Die originale Farbfassung stammt von Neri di Bicci (1419–1491). Er leitete im 15. Jahrhundert eine der wichtigsten Malerwerkstätten in Florenz. Auch nach der Sonderausstellung wird das Werk dauerhaft in der Sempergalerie zu sehen sein.
In das Albertinum zieht eines der seltenen frühen Gemälde der gerade mit dem Pauli-Preis gewürdigten Künstlerin Gabriele Stötzer ein. „Wegdrehen, 1978/ 1979“ ist ein kleinformatiges Ölgemälde auf Holz. Es entstand unmittelbar nach Stötzers Freilassung aus dem DDR-Frauengefängnis Hoheneck, wo sie ein Jahr wegen „Staatsverleumdung“ einsaß. Die Künstlerin reagierte einzigartig visuell auf die historische Unterdrückung und gleichzeitig auf die Zustände des sogenannten real existierenden Sozialismus. Der einengenden und patriarchalen Lage in der DDR zum Trotz hielt sich Stötzer nicht mit Klageformeln und Opferrollen auf. Sie definierte geschlechtliche Identität als feierliche, auch spielerische und subversive Größe. 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution ist es an der Zeit, Kunst aus der DDR in ihrer ganzen Bandbreite für zukünftige Generationen museal abzubilden. Für das Albertinum ist daher eine rückwirkende Erweiterung des Bestandes besonders wichtig. Hier wird die Neuerwerbung ab 2025 präsentiert.
Das Kunstgewerbemuseum ist um ein ungewöhnliches Sitzobjekt reicher. „Tree Trunk Bench" (1999) wurde von Jurgen Bey für Droog Design, Niederlande, entworfen und ortsspezifisch als Unikat neu angefertigt für die Ausstellung „WasserSchule. Eine Spekulation in vier Jahreszeiten" (2024, Schloss Hubertusburg). Die Neuauflage durch das Studio Makkink & Bey selbst zeigt die fortlaufende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und dem Umgang mit Ressourcen. Das Objekt aus rohem, teils bearbeitetem Baumstamm und stilistischen Rückenlehnen in Bronzeguss ist zugleich Schaustück und Bindeglied zwischen Natur und Kultur.
In der Ausstellung „Battleground Studio: Adrian Ghenie - Arbeiten auf Papier“ wird das Kupferstich-Kabinett noch bis 16.3.2025 als erstes Museum die Zeichnungen und Collagen von Adrian Ghenie umfassend vorstellen. Gern folgte der Freundeskreis dem Ankaufswunsch, dafür die Collage „Study for 'Darwin and the Satyr‘“ (2014) zu erwerben. Sie zeigt mit Charles Darwin einen von Ghenies zentralen und wiederkehrenden Bildprotagonisten. Darwin steht hier für die Ambivalenzen des Fortschritts, da er mit seiner Theorie auch die Herausbildung des „wissenschaftlichen“ Rassismus im 20. Jahrhundert beförderte. 2015 war die Collage in Ghenies Auftritt im Rumänischen Pavillon auf der Biennale von Venedig zu sehen.
Das Münzkabinett konnte sich dank des Freundeskreises an einer Auktion im Dezember beteiligen und 13 sächsische Talermünzen sowie eine Medaille aus dem frühen 16. Jahrhundert für das Museum erwerben. Das Konvolut umfasst wichtige Varianten erzgebirgischer Prägungen, die der Sammlung bislang fehlten. Mit diesen neuen Objekten bereichert das Münzkabinett seinen natürlichen Schwerpunkt der sächsischen Numismatik, ein Desiderat innerhalb der frühen Talerprägung. Zu sehen sein werden die Neuzugänge im Raum der sächsischen Münzkunde in der Dauerausstellung des Münzkabinetts im Residenzschloss.
Marion Ackermann, Generaldirektorin der SKD: „Die so großzügige Unterstützung der Freunde von MSU ist für die SKD unverzichtbar geworden und beweist, wie sehr sich die sächsische Bürgerschaft für unsere Sammlungen engagiert. Die vielen Freunde der SKD, deren Anzahl stetig wächst, haben uns zu ihrer Herzensangelegenheit gemacht, wie ich bei zahlreichen Begegnungen erfahren durfte. Ich danke auch Petra von Crailsheim für ihr unermüdliches Streben danach, dass wir so hochrangige Kunstankäufe für die SKD gewinnen konnten. Diese Unterstützung ist eine Wertschätzung für das, was wir bewahren und weitergeben möchten. Und sie ist eine Investition in die Zukunft.“
Petra von Crailsheim, Vorstandsvorsitzende MSU: „Über 4 Millionen Euro investierten die Freunde der SKD schon in die Sammlungen; Ankäufe, Forschungsprojekte und Restaurierungen wurden möglich. Kunstwerke von Marlene Dumas, Lucas Cranach, Otto Dix, Alberto Giacometti, Paul Klee, Henry Moore, Ai Weiwei, Wolfgang Tillmans, Edmund de Waal oder Hito Steyerl und viele andere mehr gehören dadurch den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die jüngsten Ankäufe offenbaren das Zusammenspiel zwischen Museumsverbund und Freundeskreis auf das Lebendigste.“