Moderne Frauen / Women’s Art Rising. Künstlerinnen des Fin de Siècle
06. November 2024Für die Sonderausstellung
Für die Sonderausstellung „Moderne Frauen / Women’s Art Rising. Künstlerinnen des Fin de Siècle“ (12.11.2024-09.03.2025) hat sich das Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) auf eine ebenso faszinierende wie fortdauernde Spurensuche begeben. Zwanzig Werke, darunter Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Grafiken von Frauen aus der Zeit um 1900, wurden im Rahmen wissenschaftlicher Forschung in den eigenen Beständen der SKD (wieder-)entdeckt und in die Sammlungspräsentation integriert. Dort begegnen sie den Werken männlicher Zeitgenossen auf Augenhöhe.
Das Fin de Siècle, also die Zeit um 1900, war von politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Um- und Aufbrüchen geprägt. Die „Modernen Frauen“, wie sich einige von ihnen bereits damals bezeichneten, wandten sich von althergebrachten Konventionen ab und beteiligten sich an Emanzipations- und Lebensreformbewegungen. Viele Künstlerinnen wünschten sich, gleichberechtigt an Akademien studieren zu können und in Ausstellungen repräsentiert zu sein. Sie trafen allerdings noch auf viele Vorurteile und Hürden, die ihre Ausbildung und Teilhabe am Kunstmarkt ebenso sehr beeinflussten wie ihre öffentliche Wahrnehmung und Anerkennung. Dennoch verschafften sie sich zunehmend Gehör und begannen sich im männlich dominierten Kunstbetrieb zu etablieren, indem sie sich sowohl privat als auch in Vereinen engagierten und vernetzten. In Dresden wurde um 1895 etwa von einem männlichen Kunstkritiker eine überdurchschnittlich hohe Anzahl weiblicher Kunstschaffender konstatiert und die Malerin Hermione von Preuschen (1854-1918) bemerkte ein Jahr später voller Zuversicht: „Wenn aber jetzt schon in der Kunst ein so starkes Sprießen und Wachstum des weiblichen Talents zu bemerken ist, da noch so viele Schwierigkeiten uns hemmen, wie wird es erst heut in über hundert Jahren bei uns ausschauen?“
Seit einiger Zeit rücken die Künstlerinnen des Fin de Siècle immer stärker in den Fokus der internationalen Forschung. In der übergreifenden Sammlungspräsentation setzt das Albertinum nun die Werke von elf Frauen in Szene, die vor allem in Dresden, Leipzig oder Berlin tätig waren und verschiedene Kunstströmungen repräsentieren, insbesondere den Jugendstil und Symbolismus. Die Malerin Julie Wolfthorn (1864-1944) griff mit ihrer „Waldhexe“ etwa das Mythisch-Romantische der Epoche auf, Emilie Mediz-Pelikan (1861-1908) schuf märchenhafte, stille Landschaften und die Künstlerin Hildegard von Mach (1873-1950) bediente sich an tradierten Bildmotiven und entwarf Plakate von großer Eindringlichkeit. Das Hochdekorative dieser Zeit äußert sich hingegen in verspielten Werken wie Mathilde Ades (1877-1953) Illustration „Eine moderne Küche“, während Gemälde wie das „Selbstbildnis als stehender Akt“ von Paula Modersohn-Becker (1876-1907) sinnliche Körper- und Weiblichkeit zelebrieren. Gezeigt werden zudem Arbeiten von Jenny von Bary-Doussin (1874-1922), Marianne Fiedler (1864-1904), Julie Genthe (1869-1938), Marie Gey-Heinze (1881-1908), Cornelia Paczka-Wagner (1864-wohl 1943) und Lilli Wislicenus-Finzelberg (1872-1939).
Die Sammlungspräsentation wird durch Leihgaben der US-amerikanischen Jack Daulton Collection, des Kupferstich-Kabinetts der SKD und aus Privatbesitz ergänzt. Den Künstlerinnen werden männliche Zeitgenossen wie Arnold Böcklin (1827-1901), Otto Greiner (1869-1916), Max Klinger (1857-1920) und Oskar Zwintscher (1870-1916) gegenübergestellt.
Verschiedene Veranstaltungen, etwa zu Julie Wolfthorn’s „Waldhexe“ (16. November 2024, 19 Uhr), zu den Netzwerken der Künstlerinnen (4. Dezember 2024, 16 Uhr) und Grabskulpturen von Bildhauerinnen (12. Februar 2025, auf dem Johannisfriedhof Dresden), laden dazu ein, die „Modernen Frauen“ und ihr Schaffen näher kennenzulernen. Begleitend zur Präsentation erscheint zudem der Katalog „Moderne Frauen. Künstlerinnen des Fin de Siècle“ im Sandstein Verlag, herausgegeben von den SKD und Andreas Dehmer, 80 Seiten, 16 €, ISBN: 978-3-95498-841-9.
An die Sammlungspräsentation knüpft im ersten Halbjahr 2026 die Sonderausstellung „Paula Modersohn-Becker und Edvard Munch. Die großen Fragen des Lebens“ an, die zum 150. Geburtstag von Paula Modersohn-Becker (1876-1907) im Albertinum eröffnet wird und in Kooperation mit dem Munch Museet in Oslo entsteht.
Für die Berichterstattung werden auf Nachfrage individuelle Ausstellungsführungen angeboten. Hierfür bitten wir um Anmeldung unter presse@skd.museum.