Lang lebe der König! Die Krönungen der sächsischen Wettiner am Krakauer Wawel
12. September 2024Lang lebe der König!
Ein Mantel mit Hermelinbesatz, einem Pelz, der nur gekrönten Häuptern vorbehalten war, ein Brustpanzer, den der Fürst in der Schlacht gegen die Osmanen getragen hatte und eine Krone, auf einem Samtkissen ruhend, der feierlichen Prozession vorangetragen: Bei der Krönung des sächsischen Kurfürsten August des Starken 1697 zum König von Polen kam jedem einzelnen Gegenstand eine wichtige, symbolische Bedeutung zu. Zum ersten Mal sind nun die erhaltenen Originalinsignien wieder an ihrem Originalschauplatz zu sehen. Sie sind Highlights einer Ausstellung, die am 20. September 2024 im einstigen Königsschloss auf dem Wawelhügel in Krakau eröffnet wird.
Im Mittelpunkt der Schau steht die Inszenierung der beiden prachtvollen Zeremonien, in denen August der Starke und sein Sohn und Nachfolger Friedrich August 1697 und 1734 zu polnischen Königen gekrönt wurden. Entsprechend dem Brauch der polnisch-litauischen Adelsrepublik fanden die Staatsfeierlichkeiten in der Kathedrale und im Wawelschloss der einstigen Hauptstadt Krakau statt – zum letzten Mal in der polnischen Geschichte. Das sich auf mehrere Tage erstreckende Zeremoniell folgte einer jahrhundertealten Tradition.
Die von den Staatlichen Kunstsammlungen Königsschloss Wawel und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) kuratierte Ausstellung nimmt den zeremoniellen Ablauf beider Krönungen in den Blick. Sie demonstriert, wie die Monarchen sich selbst und ihren Machtanspruch inszenierten.
Nichts unterstreicht diesen Anspruch mehr als die Krönungsinsignien und die erhaltenen Teile der Krönungsornate dieser Herrscher aus dem Haus Wettin. Sie wurden aus der Dresdner Rüstkammer, dem Warschauer Nationalmuseum und dem Krakauer Kathedralmuseum zusammengebracht und werden nun gemeinsam am historischen Schauplatz präsentiert.
Auch in der sich an die Krönung anschließenden Feier entfaltete sich die royale Pracht: Im Senatorensaal im Wawelschloss, dem historischen Ort der Krönungsbankette, werden die Schätze aus mehreren Museen und Sammlungen gezeigt: kostbare Waffen und Reitzeuge, einzigartige Schaugefäße aus dem Silberbuffet Augusts des Starken, Teile des für August III. in der Meissener Porzellanmanufaktur hergestellten Prunkservices, Münzen und Gedenkmedaillen. Über 100 Objekte sind als Leihgaben der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen. Sie stammen aus der Rüstkammer, dem Grünen Gewölbe, der Gemäldegalerie Alte Meister, der Porzellansammlung und dem Münzkabinett.
Nach der Krönung arbeitete August der Starke weiter an der öffentlichen Inszenierung seiner Macht: Bereits zwei Wochen nach der Thronbesteigung ließ er seinen Krönungsornat nach Dresden bringen, um ihn dort auf einer Figurine auszustellen. Mit einer Lebendmaske aus Wachs, einer Perücke und einer Nachbildung der polnischen Königskrone erschuf er ein täuschend realistisches Abbild seiner selbst, das nach der Rückkehr des Herrschers nach Dresden im Oktober 1699 noch um den originalen Krönungsmantel ergänzt wurde. Diese Figurine Augusts des Starken bildet das Zentrum der Ausstellung. Sie zeigt, wie absolutistische Herrscher damals ihr Image definierten und ihren Machtanspruch inszenierten.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Staatlichen Kunstsammlungen Königsschloss Wawel in Krakau (Zamek Królewski na Wawelu) und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Gezeigt wird die Schau vom 21. September 2024 bis zum 9. Februar 2025 auf dem Wawel in Krakau.
Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: „Als direkte Nachbarn in Europa pflegen Sachsen und Polen von je her sehr enge und lebendige Beziehungen. Unsere Länder verbindet mehr als nur die geografische Lage: Wir teilen eine gemeinsame Geschichte und ein kulturelles Erbe, wie sich in der aktuellen Ausstellung eindrucksvoll zeigt. Für die Krönung der Sächsischen Kurfürsten zu Königen von Polen wurde ein Zeremoniell entwickelt, dessen Wirkmacht ganz wesentlich auf den hier gezeigten Exponaten beruht. Die Leihgaben werden zum ersten Mal am historischen Ort der Krönung auf dem Wawel gezeigt. Ich bin fasziniert, welche Strahlkraft die Exponate, die zu den bedeutendsten Objekten der Rüstkammer im Dresdner Residenzschloss gehören, am Originalschauplatz der Krönung auf dem Wawel entfalten.
Mit der Krönungszeremonie haben die Kuratorinnen und Kuratoren aus Krakau und Dresden ein Thema gefunden, das die engen historischen und kulturellen Beziehungen von Polen und Sachsen offenbart und die Menschen in beiden Nationen berührt“.
Marius Winzeler, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: „August der Starke hat zur Erinnerung an seine Krakauer Krönung eine einzigartige Erinnerungsfigurine schaffen lassen, die zu den wichtigsten Exponaten der Rüstkammer im Dresdner Residenzschloss gehört. Sie reist nun erstmals in die alte polnische Königsstadt, wo sie am authentischen Schauplatz der Festlichkeiten von 1697 auf dem Wawel gezeigt wird. Ich freue mich sehr, dass es dazu kommt und wir in enger Kooperation mit unseren polnischen Kolleginnen und Kollegen zum ersten Mal überhaupt alle verfügbaren, hochsymbolischen Kunstwerke zusammenbringen können, die unmittelbar an die Krönung der sächsischen Kurfürsten zu Königen Polens erinnern. Ich verspreche mir davon, dass diese Ausstellung ein neues Licht auf die Geschichte der polnisch-sächsischen Union werfen und eine breite Resonanz erfahren wird.“
Beteiligt sind neben den SKD und dem Wawelmuseum weitere leihgebende Einrichtungen aus Dresden (SLUB, Hauptstaatsarchiv), Warschau (Nationalmuseum, Nationalbibliothek) und Krakau (Kathedralmuseum, Nationalmuseum, Jagiellonische Bibliothek).
Ausstellungskurator*innen: Dr. Marta Golik-Gryglas (Krakau), Dr. Rafał Ochęduszko (Krakau), Dr. Stefano Rinaldi (Dresden)
Projektleitung: Dr. hab. Andrzej Betlej, Dr. Marius Winzeler
Katalog: Parallelausgabe auf Polnisch und Englisch
Pressekonferenz in Krakau am Freitag, den 20. September 2024 um 11 Uhr
Weitere Auskünfte: Urszula Wolak-Dudek, urszula.wolak@wawelzamek.pl, Tel. + 48 513 867 147 oder per Mail an presse@skd.museum