Rückgabe von vier identitätsstiftenden Objekten aus dem Museum für Völkerkunde Dresden an die Gemeinschaft der Kaurna, Südaustralien
16. August 2023Rückgabe Australien
Im Rahmen einer Zeremonie in Sydney, Australien gaben die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen (SES) heute am 16. August 2023 vier identitätsstiftende Objekte an die Kaurna Gemeinschaft, vertreten durch Mizi Nam von der Kaurna Yerta Aboriginal Corporation, (KYAC) Ophelia Rubenich von der Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies (AIATSIS) und Jens Hoch von der Deutschen Botschaft zurück. Die Rückgabe fand in Anwesenheit von Dr. Birgit Scheps-Bretschneider, eine Vertreterin der SES statt.
Zurückgegeben wurden vier Alltagsgegenstände: ein Speer, ein Grabstock, eine Keule und ein Netz, die zwischen 1838-39 von den evangelischen Missionaren Clamor Wilhelm Schürmann und Christian Gottlob Teichelmann im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Missionsgesellschaft Dresden gesammelt wurden. Die Missionare arbeiteten in der Region um Adelaide, South Australia, während der Zeit der ersten kolonialen Besiedlung dieses Gebietes, die geprägt war von Vertreibung der indigenen Bevölkerung aus ihrem Land, dem Verlust ihrer Sprachen und ihrer materiellen Kultur. Neben ihrer missionarischen Tätigkeit erforschten sie die Sprache der Kaurna, fertigten Wortlisten an und veröffentlichten diese. Somit trugen sie maßgeblich zu der Dokumentation der Kaurna-Sprache bei.
Die Missionsgesellschaft gab 1840 die Objekte an das Historische Museum Dresden weiter, das diese 1877 dem Königlichen Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museum schenkte. Das heutige Museum für Völkerkunde Dresden ist seit 2004 Teil der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen (SES), die zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) gehören.
Die SES blicken auf eine lange und enge Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinschaft der Kaurna zurück. Der Rückgabeforderung 2019 gingen intensive Provenienzrecherchen voraus. Besonders die Nachforschungen seitens der Gemeinschaft der Kaurna ermöglichte eine gute historische Kontextualisierung dieser Objekte. Anlass für die heutige Rückgabe ist die Anerkennung dieser Objekte als identitätsstiftend für die Gemeinschaft der Kaurna in Anbetracht der Provenienz, ihres historischen Kontextes und ihrer wichtigen Rolle als historische Zeugnisse ihrer materiellen Kultur.
Dank der Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, sowie des Auswärtigen Amtes der Deutschen Botschaft in Canberra und dem Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies (AIATSIS) konnte nun die Rückgabe in Sydney stattfinden.
Damit setzen wir gemeinsam ein Zeichen für kulturelle Vielfalt und die Wahrung indigener Rechte zur kulturellen Selbstbestimmung und Entwicklung.