Einladung zum Pressegespräch "Artists' Conquest"
19. Juli 2023MI
Das dritte Jahr infolge erobern in der gemeinsamen Ausstellungsreihe „Artists‘ Conquest“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und der Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG) Künstler*innen das historische Schloss Pillnitz und dessen Parkanlage. Die diesjährige Präsentation zeigt ab dem 29. Juli 2023 zeitgenössische Positionen der Papierkunst, die bereits einen Ausblick auf die im September stattfindende Ausstellung „Paper Alive! – Papierkunst International“ der International Association of Hand Papermakers and Paper Artists (IAPMA) geben. Die raumgreifenden Kunstwerke ermöglichen eine neue Perspektive auf das einmalige Kulturdenkmal und treten in einen Dialog mit den musealen Präsentationen.
So orientiert sich die Druckerpresse „Fortuna Wheel“ an der vorbeifließenden Elbe. Sie entstand unter der Leitung des internationalen Kollektives Futurefarmers im Rahmen der Design Campus Summer School 2022 und wird im Kuppelsaal des Neuen Palais gezeigt. Angetrieben durch die Wasserkraft druckten die Workshop-Teilnehmenden mit der Presse Motive, die vom Schloss und der Parkanlage inspiriert wurden. Dabei beschäftigten sie sich nicht nur mit der Tier- und Pflanzenwelt vor Ort, sondern auch mit dem niedrigen Wasserstand der Elbe und Fragen der Nachhaltigkeit.
Futurefarmers sind eine internationale Gruppe, bestehend aus Künstler*innen, Architekt*innen, Anthropolog*innen und Farmer*innen mit dem gemeinsamen Interesse über ortsspezifische Kunstaktionen und Projekte und unter Einbeziehung der Bevölkerung einen Rahmen der Anteilnahme zu aktuellen Fragestellungen wie dem Klimawandel, Natur- und Artenschutz oder Migration zu schaffen.
Die Künstler*innen und Vermittler*innen des Peace Paper Project, Jana Schumacher und Drew Matott, betreuten kürzlich in Zusammenarbeit mit kolibri e.V. an der Hochschule für Bildende Künste Dresden einen Papierherstellungs-Workshop für vertriebene ukrainische Familien. Diese fertigten individuelle Kunstwerke an, indem sie Kleidungsstücke, die für ihre Gemeinschaft von Bedeutung sind, in Zellstoff und dann in Papier verwandelten. Nach dem Schöpfen der Papierbögen wurden die Teilnehmenden eingeladen, ihre Werke mithilfe des Schablonendruckverfahrens und unter Verwendung von fein verarbeiteten und pigmentierten Baumwollfasern zu verzieren. Der Workshop bot einen kreativen Raum, in dem die ukrainischen Familien die Papierherstellung nutzen konnten, um über ihre Fluchterlebnisse nachzudenken und ihre eigene Geschichte zu erzählen. Die Ergebnisse werden im Hauptsaal des Bergpalais im Dialog mit Richard Wilhelms Glasarbeit „Das große Tor von Kiew“ (um 1984) präsentiert.
Das Peace Paper Project ist eine internationale Initiative, die das traditionelle Verfahren der Papierherstellung unter anderem zur Bewältigung von Kriegs- und Krisentraumata nutzt.
Der ugandische Künstler Sanaa Gateja versteht das prächtig ausgestattete Gelbe Teezimmer im Wasserpalais mit seinem detailreichen Dekor als einen Ort des Überflusses. Er stellt die Verbindung her zu traditionellen Häusern in Afrika mit ihren dekorativen und gepflegten Kornspeichern, die teilweise auch mit Kunstwerken geschmückt waren. Gateja ersetzt den historischen Kronleuchter durch seine Installation „Home of Plenty“ in Form eines Kornspeichers, für die er recycelte Papierperlen auf ugandisches Baumrindenvlies nähte. Sein Lichtobjekt heißt die Menschen am „Tisch des Überflusses“ willkommen, in dem er den Esstisch und den prächtigen Raum erstrahlen lässt und so das Gefühl von Freude und Glück verstärkt. Zudem werden festliche Kleidungsstücke aus Papierperlen präsentiert.
Sanaa Gateja ist ein Mixed-Media-Künstler und Schmuckdesigner, der mit recycelten und nachhaltigen Materialien - vor allem Papierperlen - arbeitet, um großformatige, komplexe Werke zu schaffen, die hoffnungsvolle Botschaften vermitteln sollen.
Thomas A. Geisler, Direktor des Kunstgewerbemuseums: „Dieses Jahr zeigen wir drei sehr eigenständige künstlerische Positionen, die auf die historischen Raumsituationen in Schloss Pillnitz reagieren. Sie eint das Arbeitsmaterial Papier. Mit Blick auf eine nachhaltigere und ressourcenschonendere Kunstproduktion zeigt sich die Vielfalt und die Möglichkeiten dieser traditionellen Kunst- und Kulturpraktiken.“