Ausstellung „Café Belarus II: Kassandra Komplex“ im Japanischen Palais
31. August 2023Café Belarus
Ab dem 8. September 2023 zeigen die Staatlichen Ethnografischen Sammlungen Sachsen (SES) der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) die Ausstellung „Café Belarus II: Kassandra Komplex“ im Japanischen Palais. Die Präsentation des belarussischen Künstlerduos 1+1=1, bestehend aus Antanina Slabodchykava und Mikhail Gulin, ist eine Rapid Response auf die aktuelle politische Situation in Belarus. Das „Café Belarus“ entstand bereits 2021 im Kontext der Ausstellung „Sprachlosigkeit – Das laute Verstummen“ und versteht sich auch als Begegnungs- und Diskursort für Exilant*innen und Kulturschaffende aus Belarus und der ganzen Welt.
Die politisch engagierten Künstler*innen Antanina Slabodchykava und Mikhail Gulin sind seit Oktober 2022 im Rahmen des Förderprogramms der Martin Roth Initiative (MRI) als Stipendiat*innen zu Gast im Japanischen Palais. Die MRI wurde 2018 durch das Goethe Institut und das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) gegründet und bietet Künstler*innen, die in ihren Heimatländern aus politischen und/oder sozialen Gründen gefährdet sind, in Kooperation mit Gastorganisationen aus dem Kultur- und Kunstbereich für mindestens zwölf Monate eine Zuflucht und die Möglichkeit zur Neuorientierung.
„Café Belarus II: Kassandra Komplex“ stellt die aktuellen künstlerischen Arbeiten des Duos vor, die von der vehementen Verteidigung freier Kunstausübung erzählen und damit auch die aktuelle sozio-politische Situation in Belarus ins Zentrum rücken. Antanina Slabodchykava gestaltete 2020, noch vor den Wahlen in Belarus, jenes Piktogramm, das zum allgegenwärtiges Symbol der unabhängigen Gegner*innen von Lukaschenkos autokratischem Regime im Wahlkampf wurde: ein Herz, kombiniert mit einer Faust und einem Siegeszeichen.
Der Kassandra-Komplex – der psychologische Effekt, wenn negative Prognosen ignoriert oder abgewiesen werden – wird von den Künstler*innen im Japanischen Palais auf die politische Position von Belarus in seinem geopolitischen Umfeld und der Frage seiner internationalen Anerkennung übertragen.
Mikhail Gulin: „Seit 1994 ist das Land in Europa als die letzte Diktatur bekannt, die in einer Zeit zwischen ‚nicht mehr sowjetisch‘ und ‚noch nicht europäisch demokratisch‘ feststeckt. Tausende von politischen Gefangenen, Entführungen von Menschen, der wachsende Einfluss Russlands, aber die EU und die Nachbarländer zeigen sich in der Regel ‚sehr besorgt‘, aber nicht mehr. Das änderte sich am 24. Februar 2022.“
In ihrer Einzelausstellung in Dresden befragen Slabodchykava und Gulin die inneren Mechanismen der Beziehung zwischen Mythos und Politik, die gerade in autoritären und repressiven Systemen eine wichtige Funktion erfüllt. Welche Rolle spielt die Mythologie und wie werden sogenannte Zeichen des Schicksals im Sinne der Macht interpretiert? Und welche Bedeutung hat ein unbewusst tradierter Glaube an die Macht des Führers als Prophet bzw. Heldenfigur? Wer ist unter diesen Vorzeichen eigentlich ein Held oder eine Heldin?
Die Schau zeigt etwa 26 Werke, darunter Filme, Performances, Zeichnungen und Installationen, die nach 2020 entstanden sind, sowie neue grafische und multimediale Arbeiten, die speziell für die Ausstellung im Japanischen Palais entwickelt wurden.
Für die Berichterstattung werden auf Nachfrage individuelle Ausstellungsführungen angeboten. Vertreter*innen der Presse sind zudem herzlich zur Eröffnung am 7. September 2023, um 18 Uhr eingeladen. Hierfür bitten wir um Anmeldung über presse@skd.museum.