SKD erforschen Kulturgutverluste in der Zeit der DDR
14. Juli 2022Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) haben im
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) haben im Juni 2022 ein neues Grundlagenforschungsprojekt gestartet. Gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste untersuchen die SKD die geschäftlichen Beziehungen des Museumsverbundes mit Außenhandelsfirmen der DDR. Das Projekt läuft bis Mai 2026.
Nachweisbar seit 1968 bestanden Verbindungen zwischen Import- und Exportfirmen der DDR, die mit Kunst und Antiquitäten handelten, und den SKD. In diesem ersten bekannten Fall wurden Museumsbestände zum Verkauf abgegeben, um den Erwerb des Triptychons „Der Krieg“ von Otto Dix zu finanzieren. In den Folgejahren gingen mehrfach Anweisungen von staatlicher Seite ein, Kunstwerke zur Devisenbeschaffung aus den Museumsbeständen auszusondern. Dabei spielte deren Herkunft, sei es aus dem museumseigenen Sammlungsbestand, aus Nachlässen und Einlagerungen oder Enteignungen, keine Rolle.
Um mit der Ausfuhr von Kunstwerken, Antiquitäten und sonstigen Waren Valuta-Gewinne zu erwirtschaften, wurde 1973 die Kunst und Antiquitäten GmbH (KuA) gegründet, ein Außenhandelsbetrieb der DDR. Durch die Übernahme sowohl privater als auch staatseigener Kunsthandlungen erlangte die KuA das Monopol für den Export und den Import von Antiquitäten, Kunst und kulturellen Gebrauchtwaren. Mit Hilfe des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) sorgte das Unternehmen dafür, dass Sammler*innen und Antiquitätenhändler*innen gezielt kriminalisiert, verhaftet, verurteilt und enteignet wurden, um ihre Sammlungen für den Export nutzbar zu machen. Museen wurden zum Aussondern bestimmter Bestände unter Druck gesetzt.
Die bis 1990 bestehende KuA betrieb ein großes Warenlager in Mühlenbeck nahe Berlin. Im Zuge der Auflösung des Lagers wurde wiederum eine größere Anzahl an Kunstwerken verschiedenster Provenienz in den Bestand der SKD übernommen, davon allein 211 mit dem Herkunftsvermerk „Auflösung Antiquitäten GmbH Mühlenbeck, 1990, Preis…“ in die Sammlung des Kunstgewerbemuseums.
Vor diesem Hintergrund wird das neue Grundlagenforschungsprojekt den zeitlichen Rahmen der Einflussnahme auf die Bestände der SKD ermitteln, die maßgeblichen Akteure und deren Handlungsspielräume erforschen sowie die Formen der Zusammenarbeit mit den Außenhandelsfirmen der DDR und die dahinterliegenden Entscheidungsverläufe erhellen. Es stützt sich dabei auf die Überlieferung in verschiedenen Archiven und nimmt vor allem zwei Sammlungen – das Kunstgewerbemuseum und das Kupferstich-Kabinett – in den Blick.
Thomas A. Geisler, Direktor des Kunstgewerbemuseums: „Die Ergebnisse dieser wichtigen Grundlagenforschung zur jüngeren Provenienz sollen helfen, die Mechanismen der staatlichen Verwertung von Museumsgut in der DDR zu verstehen, um diese Erkenntnisse auf andere Museen und Objektgattungen übertragen zu können. Es freut mich besonders, dass das Kunstgewerbemuseum und das Kupferstich-Kabinett sowie die Forschungsabteilung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden durch die Förderung des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste in Magdeburg Pionierarbeiten leisten dürfen.“
gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste
Gefördert von:
