Kriegsverlust zurück in Dresden - dank internationaler Zusammenarbeit der italienischen und deutschen Behörden

10. März 2022

Kriegsverlust zurück in Dresden - dank internationaler Zusammenarbeit der Behörden

Ein zum Bestand der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) gehörendes Gemälde des Malers David Teniers des Jüngeren (1610–1690), welches infolge des Zweiten Weltkrieges seit 1945 verschollen war, ist nach Dresden zurückgekehrt. Nun wird es dem Museumsverbund vom italienischen Botschafter in Deutschland und dem Leiter des Kommandos für den Schutz des kulturellen Erbes der Carabinieri feierlich übergeben.

Das Gemälde mit dem Titel „Ein Alter umarmt die Magd im Stall“ (1649?) wird dem flämischen Genre- und Landschaftsmaler David Teniers dem Jüngeren und seiner Werkstatt zugeschrieben und zeigt ein beliebtes Sujet der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts. Teniers hatte das Thema mehrfach behandelt. Für den Verkauf auf dem freien Markt wurden populäre Darstellungen dieser Art sowohl innerhalb seines Ateliers als auch durch selbständige Antwerpener Malerkollegen wiederholt.

Als Generalinspekteur der Königlichen Sächsischen Sammlungen hatte Baron Raymond Le Plat das Werk bereits 1727 für die Gemäldesammlung Augusts des Starken erworben; es ist in dem ältesten Galerieinventar von 1722–1728 nachweisbar. Gemäß der überlieferten Akten gelangte das Bild 1931 als Leihgabe an das Ministerium des Inneren in Dresden und ist dort auch 1945 noch nachweisbar. Danach galt es als vermisst und war dementsprechend als Kriegsverlust in der Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste veröffentlicht. Seit 1977 tauchte das Werk mehrfach auf dem internationalen Kunstmarkt auf; die Bemühungen, es für die Galerie zurückzugewinnen, waren jedoch immer wieder gescheitert.

2014 bot ein Kunsthändler aus Neapel den SKD das Gemälde zum Kauf an. Aufgrund des bestehenden Verdachts der Hehlerei – der Beschuldigte soll zumindest billigend in Kauf genommen haben, dass es sich bei dem Werk um den Kriegsverlust einer öffentlichen Kunstsammlung handelte – wurde es nach einem Hinweis der SKD an das Sächsische Landeskriminalamt von den Carabinieri sichergestellt. Gemäß üblicher Abläufe wurde das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Neapel abgegeben und von dieser zu dem bereits dort anhängigen Fall übernommen.

Unter Beteiligung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung in enger Beratung mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dank der Unterstützung der italienischen Carabinieri für den Schutz des kulturellen Erbes gelang es, das Gemälde wieder nach Dresden zurückzuführen.

Der Fall zeigt, dass die Suche nach verlorenen Kunstwerken weltweit immer wieder erfolgreich sein und zur Rückgewinnung wichtiger Werke führen kann. Insbesondere die enge und intensive Zusammenarbeit zwischen den Museen, den Vertretern von Opfern verfolgungsbedingten Kulturgutentzugs, dem internationalen Kunsthandel und zunehmend auch der Strafverfolgungsbehörden in und außerhalb Europas begünstigen diese Erfolge. In diesem Zusammenhang konnten die SKD auf der Basis ihrer langjährigen und intensiven Erforschungen der Herkunft ihrer Bestände immer wieder entscheidende Hinweise liefern.

Aufgrund seines konservatorischen Zustands kann das Genrebild zunächst nur kurzzeitig in der Gemäldegalerie Alte Meister präsentiert werden. Eine Restaurierung ist geplant. 

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