Elfenbeinkunst im Grünen Gewölbe zu Dresden
06. Juli 2017Das Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden verwahrt eine der umfangreichsten, kunsthistorisch bedeutsamen Elfenbeinsammlungen der Welt. Nach Jahren intensiver Forschung kann erstmalig der Bestand an aus Elfenbein geschnittenen Statuetten, Figurengruppen, Reliefs und in Silber gefassten Prunkgefäßen in dem reich illustrierten, wissenschaftlichen Katalogwerk „Elfenbeinkunst im Grünen Gewölbe zu Dresden“ (2017) zusammenfassend vorgestellt werden. Zugleich werden die Geschichte dieser Sammlung, Entwicklungslinien und dynastische Traditionen sichtbar gemacht.
Die frühesten Werke stammen aus byzantinischer Zeit, der Großteil aus dem 17. und 18. Jahrhundert, darunter Arbeiten von Elfenbeinkünstlern wie Jacob Zeller, Melchior Barthel, Balthasar Permoser und Johann Christoph Lücke. Dominiert wird die Dresdner Sammlung von deutschen Elfenbeinwerken aus unterschiedlichen Regionen und Jahrhunderten. Repräsentativ vertreten sind Arbeiten französischer Provenienz. Jeweils kleinere Werkgruppen lassen sich nach Italien, Flandern, Österreich und in die Niederlande verorten. Okimono und Netsuke gelangten erst 1880 als Zeugnisse japanischer Schnitzkunst in die Sammlung, während ein hispano-philippinisches Relief bereits 1725 im Pretioseninventar erwähnt ist.
Die Chronologie des Bestandskataloges basiert auf den Inventaren der Dresdner Kunstkammer und des Grünen Gewölbes. Mit dieser in 6 Kapiteln gegliederten, 376 Katalognummern umfassenden Publikation, ergänzt durch Bibliographie, Quellenverzeichnis, Register zu Personen und Ikonografie, Konkordanzen sowie zahlreichen Anlagen wird eine umfangreiche Forschungsleistung vorgelegt, die die analytische Aufarbeitung einer bedeutenden Bestandsgruppe des Grünen Gewölbes leistet.
Die Publikation ist im Sandstein Verlag erschienen und wurde durch die Reiner Winkler-Stiftung gefördert und finanziert.
Basierend auf den Forschungsergebnissen dieser Publikation zeigt das Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ab dem 12. Oktober 2017 die von Jutta Kappel kuratierte Sonderausstellung „AN-SICHTEN. Barocke Elfenbeinkunst im Dialog der Künste“ im Residenzschloss, zu der neben Leihgaben aus den SKD und namhaften deutschen Museen, auch zwei Leihgaben aus Paris (Louvre) und den Sammlungen von Schloss Versailles, erwartet werden.
Zur Autorin
Dr. Jutta Kappel (*1956 in Dresden), ist Oberkonservatorin des Grünen Gewölbes. Ihre Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Schatzkunst der Renaissance und des Barock vor allem im Kontext der Sammlungsgeschichte des Grünen Gewölbes. Auf diesem Gebiet hat sie in thematischer Vielfalt seit 1990 regelmäßig publiziert. Seit 1995 kuratierte Jutta Kappel verschiedene Ausstellungen, darunter „Elfenbein. Einblicke in die Sammlung Reiner Winkler“ (2001), „Bernsteinkunst aus dem Grünen Gewölbe“ (2005), „Mit Fortuna übers Meer. Sachsen und Dänemark – Ehen und Allianzen im Spiegel der Kunst (2009) und „Johann Christian Neuber à Dresde“ (2012). An Erarbeitung und Umsetzung der Konzeption zur Einrichtung des Neuen und Historischen Grünen Gewölbes im Dresdner Schloss (2004/2006) wirkte sie maßgeblich mit.