EINZIGARTIG!

22. Juni 2017

Öffnungszeiten

Was macht ein Bild – insbesondere ein vervielfältigtes Bild – einzigartig? Dieser Frage widmete sich der Kunsthistoriker Hans Wolfgang Singer bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Buch „Unika und Seltenheiten im Königlichen Kupferstich-Kabinett zu Dresden“, indem er für seinen Katalog ausnahmslos druckgrafische Werke auswählte. 

  • Laufzeit 30.06.2017—25.09.2017

Mehr als 100 Jahre später richtet die Ausstellung „EINZIGARTIG! Unika und Seltenheiten“ erneut ihre Aufmerksamkeit auf die Einmaligkeit von (druck)grafischen Arbeiten auf Papier. Gezeigt werden rund 60 Werke aus den eigenen Beständen – vom Hausbuchmeister aus dem 15. Jahrhundert bis hin zu Gegenwartskünstlern, wie Günther Uecker, Gerhard Richter und Ursula Sax.

Den Auftakt der Präsentation bildet die Gattung des handgezeichneten Selbstporträts, das den Künstler als individuellen Schöpfer und das eigene Angesicht als einzigartigen Bildgegenstand thematisiert. Gezeigt werden Arbeiten von Otto Dix, der zeitlebens das Selbstporträt als Mittel der kritischen Selbstanalyse nutzte, bis hin zu Caspar David Friedrichs Eigenporträt als selbstvergessener Landschaftszeichner. Die Porträts werden in steter Rotation und unter Einbeziehung des Studiensaals sowohl im Original, als Faksimile und in zoombarer Digitalaufnahme am Monitor präsentiert. Der Betrachter ist eingeladen, seinen eigenen Zugang zu den Werken frei zu wählen und die jeweiligen Grenzen und Möglichkeiten der Präsentationsformen auszutesten.

Ob nach Chronologie, Schulen oder Künstlern – Ordnungssysteme sind für eine Sammlung wie die des Kupferstich-Kabinetts von zentraler Bedeutung. So wird das Prinzip des Ordnens und Auswählens aufgrund von besonderen Eigenschaften in einem zweiten Themenkomplex in den Blick genommen. Dabei zeigt sich deutlich, dass solche Systeme mit ihren Vorstellungen darüber, was selten und einzigartig ist, stets auch dem Wandel von Interessen und zeittypischen Wertevorstellungen unterworfen sind. Die Geschichte eines solchen Bedeutungsumschwungs wird hier unter anderem an einer fotografierten Fotocollage erzählt. Das Bild gehörte dem Industriellen Theodor Bienert (1857–1935), dessen Konvolut bedeutender Bilddokumente der sächsischen Kulturgeschichte und Topografie 1994 in das Kupferstich-Kabinett gelangte.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Papier, das als vielgestaltiger Bildträger die einzigartige Wirkung der Kunstwerke im Kupferstich-Kabinett prägt. So erweist es sich als grundlegend, ob ein Kupferstich etwa auf holzhaltigem Papier, handgeschöpftem Büttenpapier oder hauchfeinem Chine-Collé gedruckt wurde. Bis heute spielen die vielfältigen Qualitäten des Papiers eine bedeutende Rolle, etwa in den Prägedrucken Günther Ueckers, in denen der Abdruck flach gehämmerter Stahlnägel raumhaltig den flexiblen Bildgrund formt.
Ferner ist die unerschöpfliche Welt der reproduktiven Künste mit originellen Bildfindungen in meisterhaften Techniken zu entdecken. Sie reicht vom Holzschnitt des 15. Jahrhunderts bis zum Offsetdruck und zur Fotografie.
Den abschließenden Höhepunkt bildet die monumentale Zeichnung zum Dresdner Fürstenzug (1868–1872). Der vier Meter hohe und über 100 Meter lange, bezeichnete Karton bildete die Produktionsgrundlage für das weltberühmte Fliesenbild an der Augustusstraße und ist heute Inbegriff eines Unikats von höchster Seltenheit. Die raumsprengende Zeichnungsfolge wurde seit ihrer Entstehung in den Dresdner Sammlungen verwahrt. Nun wird eine der insgesamt vier Rollen erstmals öffentlich ausgestellt.

Zum Seitenanfang