Foto mit Palmen hinter einem Gitter
© Eberhard Havekost, Galerie Gebrüder Lehmann Dresden/Berlin

Sightseeing Trip. Eberhard Havekost in India

Die Stadt ist für Eberhard Havekost ein zentraler Lebens- und Erfahrungsraum. Hier findet er Motive und Situationen, in denen sich urbane Lebenswelten einer aufstrebenden Konsumgesellschaft phänotypisch spiegeln. Aber wie sieht eine Stadt überhaupt aus? Was prägt unsere Vorstellung von einer Stadt? Jenseits ihrer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen ist die Stadt eine Schnittstelle zwischen gesellschaftlicher Ordnung und individuellen Bedürfnissen.

  • Ausstellungsort Dr. Bhau Daji Lad Museum, Mumbai
  • Laufzeit 19.02.2012—01.04.2012

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Im vorgegebenen Raster bewegt sich der Einzelne als Teil der Masse, aber individueller Beobachter durch die Stadt. Auch Havekost benutzt die Stadt auf seine Weise. Die komplexen Strukturen nimmt er in Ausschnitten wahr: Fassaden, Straßen, Autos, Schaufenster, Passanten. Medial gefiltert und bildnerisch transformiert, verdichten sich diese Ansichten des Alltags zu einer allgemeingültigen Bestandsaufnahme gegenwärtiger Erscheinungen von Architektur, Design, Mobilität, Kommunikation, Konsum und Freizeit. Als Zeichen moderner Zivilisation sind diese Bilder universell codiert.

Foto mit der beschädigten Front eines Autos
© Eberhard Havekost, Galerie Gebrüder Lehmann Dresden/Berlin
Eberhard Havekost, Injektion, 2007 4-colour manual offset print, 20 x 28,6 auf 26 x 33 cm

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Die Stadt ist stets ein Indikator gesellschaftlicher Entwicklungen. Phasen der Progression und der Regression wechseln einander ab und hinterlassen Spuren. Havekosts Arbeit ist auch geprägt von den Folgen des durchgreifenden, politischen, ökonomischen und kulturellen Wandels im Zuge der deutschen Wiedervereinigung. Geboren und aufgewachsen in der DDR, wurde er Zeuge des umfassenden System- und Wertewechsels in allen Bereichen der Gesellschaft. Nirgends war und ist dies so spürbar wie in Berlin, wo der Künstler lebt. Sein Werk steht damit mustergültig für das Bemühen der Kunst, die Zeichen der Zeit  in einer der Zeit angemessenen Sprache zu vergewissern.

© Eberhard Havekost, Galerie Gebrüder Lehmann Dresden/Berlin
Eberhard Havekost, Gate, 2010 4-colour manual offset print, 24,9 x 16,1 auf 26,5 x 17,1 cm

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Die über Jahrhunderte gewachsene Eigenart der Stadt alten Typs wird in unserer Zeit immer mehr von einem globalisierten Schema „Stadt“ abgelöst. Das gilt für die in atemberaubendem Tempo entstehenden Megacities in Asien genauso wie für den Umbau und die Erweiterung europäischer Metropolen. Damit verändern sich auch unsere Vorstellungen und Bilder städtisch geprägten Lebens. In Indien vollzieht sich diese Entwicklung mit ungeheurer Intensität und setzt eine Reflexion über die sozialen und kulturellen Folgen dieses Wandels in Gang. Havekosts Bilder sind beispielhaft formulierte Resonanzräume, die sich mit eigenen Erfahrungen urbaner Lebensweise aufladen lassen. Die medial „internationalisierte“ Bildsprache gibt dem indischen Publikum die Möglichkeit, die Wahrnehmung des eigenen Lebensumfeldes durch die Betrachtung einer ungewohnten, aber zugänglichen Bildwelt vergleichend zu aktivieren.

In der Ausstellung werden sowohl großformatige Ölgemälde als auch das grafische Werk Eberhard Havekosts der letzten 10 Jahre präsentiert. Die Ausstellung wird in Indien an zwei Orten stattfinden: Mumbai und Kochi. Beide Städte waren in den letzten Jahrzehnten Schauplätze gewaltiger, urbaner Planungen und Entwicklungen. Vor diesem Hintergrund stimulieren die Beobachtungen des Künstlers einen assoziativen, wechselseitigen Transfer zwischen Kunst und Realität.


Urban Changes and Culture

Aus Anlass des Jahres Deutschland und Indien 2011-2012 fand unter dem Titel Urban Changes and Culture. Konferenz der Begegnungen eine Experten- und eine Jugendkonferenz zum Thema Stadtentwicklung und Kultur vom 8.-11. Februar 2012 in Kalkutta statt. Mehr zu diesem Thema können Sie in unserem Forschungsbereich nachlesen.


Der Künstler Eberhard Havekost

Eberhard Havekost gehört weltweit zu den wichtigsten Künstlern seiner Generation. Er wurde 1967 in Dresden geboren und studierte von 1991 bis 1996 Malerei an der traditionsreichen Dresdner Akademie. Seine Bilder sind das Ergebnis einer permanenten Analyse der äußeren Erscheinung unserer Welt. Seine Bildsprache ist an die klassische Malerei gebunden, weist aber gleichermaßen Parallelen zu modernen Bildmedien wie Fotografie, Film und Computer auf. Seit über zehn Jahren finden seine Arbeiten international Beachtung. Bedeutende Museen und wichtige Privatsammlungen (z.B. Tate Modern, MOCA L.A., Essl Museum, Sammlung Frieder Burda und viele mehr) haben seine Werke erworben. 2010 wurde er zum Professor an der renommierten Kunsthochschule in Düsseldorf berufen.

weitere Ausstellungen

Weitere Ausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
24.10.2014 —25.01.2015
eine rote Koralle, an der unterschiedliche Gegenstände hängen
17.05.2013 —26.08.2013
17.05.2012 —18.08.2012

Xu Jiang: Re-Generation

im Kunsthalle im Lipsiusbau

Gemälde mit verdorrten Sonnenblumen
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