Die Transkulturelle Akademie Towards a Worlded Public 2022 im Japanischen Palais der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) befasste sich mit Forschungsfragen und öffentlichen Artikulationen transdisziplinärer Prozesse in Museen. Sie erforschte, wie künstlerische Praxis und Kuratieren ein Museumspublikum unterschiedlicher Perspektiven, Stimmen und Positionierungen ansprechen und mobilisieren. Den Begriff „worlded“, und was eine „Worlded Public“ ausmachen kann, galt es in diesem Rahmen auszuhandeln.
Die Gründung der SKD geht auf das Jahr 1560 als höfische Kunstkammer von Kurfürst August und Kurfürstin Anna zurück. Später, in der Zeit des Heiligen Römischen Reiches, von August II. (auch bekannt als „August der Starke“, 1670-1733) erweitert, ist die Kosmogonie der SKD untrennbar mit dem Spannungsverhältnis zwischen imperialem Besitz und künstlerischer Virtuosität verbunden; bis heute ist die SKD in Strukturen der Kolonialität und die Kraft der Imagination verstrickt. In dieser Hinsicht verkörpert sie auch einen exorbitanten Reichtum an „potenzieller Geschichte“ (Ariella Aïsha Azoulay), die über Generationen hinweg durch Formen des Wissens über Widerstand, Fürsorge und das Undokumentierte weitergegeben wird. Die Transkulturelle Akademie 2022 griff diese komplexe Geschichte auf. Sie fragte weiter: Welche perspektivischen Verschiebungen können in den bestehenden Kategorien der musealen Klassifizierung herbeigeführt werden? Wie würde eine echte Anerkennung unterschiedlicher Positionierungen aussehen? Können Geschichten, die in der Vergangenheit gewaltsam verdrängt wurden, in der Gegenwart eine „worlded Public“ widerspiegeln? Wie unterscheidet sich der Begriff „worlding“ von „transkulturell“, „kosmopolitisch“, „diasporisch“ oder „international“? Genauer gesagt, was bedeutet „worlded“ im Kontext eines Museumskomplexes wie den SKD mit einer 500-jährigen Geschichte? Wo liegen die Grenzen des Museums bei der Schaffung einer „Worlded Public“? Und vor allem: Wer ist ein solches Publikum?
Diese Fragen stützen sich auf den Begriff der „radikalen Kopräsenz“ (Bonaventura De Sousa Santos), in der unterschiedliche Erinnerungskulturen, Kunstverständnisse und kulturelle Praktiken genutzt werden, um eine vielschichtige Öffentlichkeit zu konzipieren. Im Rahmen einer öffentlichen Versammlung wurde gemeinsam mit den Fellows und Gästen der Transkulturellen Akademie versucht, transkulturelle Lernprozesse zu vertiefen, künstlerisches Handeln einzuüben und Methoden zur Schaffung eines gerechteren Museums im 21. Jahrhundert am Beispiel der SKD zu diskutieren.
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