Aufgeschlossen! Vom ersten Kunstkämmerer zur Online Collection

27 June 2022

Aufgeschlossen! Vom ersten Kunstkämmerer zur Online Collection

Vom ersten Kunstkämmerer zur Online-Collection

Eine Ausstellung des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes

  • DATES 30/06/2022—31/10/2022

Aufgeschlossen! Vom ersten Kunstkämmerer zur Online Collection

Schlüssel sind hochsymbolische Objekte. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Magie, Volksfrömmigkeit und im höfischen Zeremoniell. So erhielten Kammerherren am Dresdner Hof der Barockzeit einen vergoldeten Schlüssel als Würdezeichen. Schlüssel haben aber auch einen ganz praktischen Nutzen: Nicht nur zum Auf- und Zuschließen von Räumen, Truhen, Schränken und Behältnissen aller Art, sondern auch zum Aufziehen von Automaten oder zum Spannen von Waffen sind sie bis heute unverzichtbar.

Die Ausstellung „Aufgeschlossen! Vom ersten Kunstkämmerer zur Online Collection“ in der Zeit vom 30. Juni bis 25. September 2022 im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes knüpft an diese Vielfalt von Funktionen und Bedeutungsebenen von Schlüsseln an. Sie schlägt den Bogen von der ersten Schlüsselübergabe der Dresdner Sammlungsgeschichte bis in die Gegenwart, in der die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), etwa mit der Online Collection, auch digital Zugang zu ihren Objekten gewähren.

1572 ernannte Kurfürst August von Sachsen (1526–1586) seinen ersten Kunstkämmerer und übergab eine enorme Zahl an Handwerkszeugen, Instrumenten, Automaten und Uhren in professionelle Hände. Damit trat die bislang als private Angelegenheit des Herrschers geltende Sammlung ins Licht der Öffentlichkeit: Sie wurde zu einer Institution des Hofes, die zusehends auch für Besucher*innen zugänglich war. Der Kurfürst übertrug dem versierten Schreiner und Schraubenmacher David Uslaub (1545–1616) die Verantwortung für die Pflege und Ordnung der Bestände und beauftragte ihn, ein Inventar anzulegen. In einem gleichsam symbolischen Akt übergab er ihm den Schlüssel. Die dazu aufgesetzte Urkunde machte den Namen „Kunstkammer“ für Dresden erstmals aktenkundig. Uslaub erhielt eine ausgesprochen lukrative Anstellung und neben einer Jahresbesoldung von 100 Gulden auch eine Unterkunft, Essensverpflegung und Kleidung. Den Posten übte er unter vier Kurfürsten bis zu seinem Tod aus.

David Uslaub und seine Ernennung zum ersten Kunstkämmerer bilden den Ausgangspunkt der Kabinettausstellung, in der Schlüsselgeschichten aus den Dresdner Schatzkammern erzählt werden. Zu den insgesamt 14 Exponaten gehört ein aufwendig hergestelltes Schloss als Schaustück mit zwei Schlüsseln, geschaffen vom weit gereisten Nürnberger Kunstschlosser Bartholomäus Hoppert (1648–1715), das 1677 in die Dresdner Kunstkammer einging. Eine Eisentruhe und ein fein verziertes Kästchen, das vermutlich als Geschenk von Zar Peter dem Großen nach Dresden gelangte, faszinieren durch ihren raffinierten Schließmechanismus. Neben weiteren kostbaren Schlüsselobjekten aus dem Grünen Gewölbe, der Rüstkammer und der Porzellansammlung, die ein kurioses Porzellangefäß in Schlüssel-Gestalt beisteuert, dessen Inhalt hohe Gäste bei ihrem Besuch in der Porzellanmanufaktur austrinken mussten, ist auch die zeitgenössische Kunst vertreten. So regt eine Arbeit von Tilman Hornig (*1979) aus dem Kunstfonds zum Nachdenken über die komplexe Bedeutung von Computern an, die als Informationsträger mittlerweile für den Zugang und die Teilhabe in unserer Welt unabdingbar sind. Und so erscheint es nur folgerichtig, dass sich die Besucher*innen über einen QR-Code zu jedem Exponat Informationen direkt auf ihr Smartphone laden können.

Die Ausstellung wurde ermöglicht dank großzügiger Unterstützung durch die Freunde des Grünen Gewölbes e. V. Es erscheint ein kostenloses Begleitheft in deutscher und englischer Sprache.

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