Presseeinladung zur Eröffnung der Sonderausstellung „Heinrich von Kleist. Hegenbarth und Baumhekel“

15. November 2018

Heinrich von Kleis 1

1810/11 veröffentlichte Heinrich von Kleist (1777–1811) zwei Bände mit Erzählungen, die zu Lebzeiten des Autors formal und inhaltlich auf Unverständnis stießen, heute hingegen zur Weltliteratur gehören.

  • Laufzeit 18.11.2018—14.04.2019

Heinrich von Kleist 2

Bis heute besitzen seine Texte gesellschaftspolitische Sprengkraft und Schriftsteller*innen und Künstler*innen setzen sich mit diesen Texten auseinander, darunter auch Josef Hegenbarth (1884–1962) und Thomas Baumhekel (*1963). Neben Kleist verbindet beide das Interesse an ostasiatischer Kunst.

Josef Hegenbarth, dem als Illustrator keine Textvorlage zu dramatisch oder grotesk erschien, forderten Kleists eigenwillige sprachliche Bilder bereits 1943 zu einer 33 Tuschezeichnungen umfassenden Folge heraus. Diese Illustrationen, die erst 1988 veröffentlicht wurden, sind nicht nur Visualisierungen der Handlungen, sondern lassen bereits in den frühen 1940er-Jahren Hegenbarths Streben nach Kompositionen erkennen, die den Sprachrhythmus des Textes aufgreifen. Es ist vor allem der souveräne Umgang mit dem Zeichengerät, der Hegenbarth als einen Kenner der fernöstlichen Kunsttechniken ausweist.

Seinen 24 vignettenhaften Pinselzeichnungen stehen Thomas Baumhekels zwölf großformatige Schriftblätter aus dem Jahr 2014 gegenüber, die auf japanischen Übersetzungen des ersten Satzes jeder Erzählung Heinrich von Kleists basieren. Bereits seit den 1990er-Jahren setzt sich der Künstler schreibend mit der Form und Bildhaftigkeit von sprachlichen Zeichen auseinander. Das dichte Schriftbild dieser bisher nur in Japan gezeigten Arbeiten spiegelt Kleists gedrängte Satzkonstruktionen, der Duktus variiert entsprechend der Assoziationen, die seine Wortwahl bei Baumhekel hervorruft.

Kleists Erzählungen werfen grundlegende Fragen zum Verhältnis von Individuum und Staat, zu Rassismus und Geschlechterbeziehungen auf. Von literarischen Aussagen, mit denen er in „Die Verlobung in St. Domingo“ Rassenstereotypen wiedergibt, distanziert sich das Kupferstich-Kabinett der SKD jedoch ausdrücklich.

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