Das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zu Gast in der bautzner69

13. September 2018

WAHLGANG 1

WAHLGANG
Fotografien von Andreas Rost, Berlin

Laufzeit:
14. September bis 3. November 2018

Ausstellungsort:
bautzner69

Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Samstag 16 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung

Der Eintritt ist frei.

Schwarz-Weiß-Fotografie mit zwei Juroren einer Misswahl
© Andreas Rost 1990/2018
Miss-Wahl, Leipzig, Februar 1990

WAHLGANG

Das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ist vom 14. September bis 3. November 2018 mit dem Projekt WAHLGANG zu Gast im Ausstellungsraum bautzner69. Gastkurator ist Bertram Kaschek.

WAHLGANG erzählt von Frauen und Männern – und von einer Welt im Umbruch. Sachsen, Ende Februar 1990: Die Grenze zur BRD ist seit dem Herbst des Vorjahres offen und die erste freie Volkskammerwahl der DDR für den kommenden Monat angesetzt. Doch erst einmal wird die Miss Leipzig gewählt. Mit dabei: der Fotograf Andreas Rost (*1966 in Weimar), der zu diesem Zeitpunkt nach einer Phase intensiven politischen Engagements in der Bürgerrechtsbewegung sein Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Bildkunst Leipzig (HGB) wiederaufnimmt und nun unermüdlich im öffentlichen Raum fotografiert. Die teils euphorisierenden, teils desillusionierenden Erfahrungen im Feld der Politik haben seinen Blick maßgeblich geprägt. Anders als seine Lehrer Arno Fischer und Evelyn Richter bezieht er nicht mehr die Position des unbeteiligten Beobachters. Vielmehr begibt er sich mitten ins Geschehen und nutzt grelles Blitzlicht, um Situationen mit analytischer Schärfe zu sezieren.

Die Arbeit WAHLGANG verdankt sich dem Rückgang ins Archiv. Bei der Auswertung des Materials von fünf Kleinbildfilmen zur Leipziger Misswahl von 1990 ging es dem Fotografen nicht um das hochverdichtete Einzelbild, sondern um die serielle Entfaltung möglicher Erzählzusammenhänge. Erzählt wird jedoch nicht der Hergang und schon gar nicht der Ausgang der Wahl. Die Bildfolge reproduziert keine chronologische Ordnung und erreicht auch kein triumphales Finale. Die Kür der Miss Leipzig bleibt den Betrachtenden vorenthalten. Stattdessen werden fragmentarische Szenen zu stakkatoartigen Sequenzen montiert. Je nach Fokus und Perspektive treten verschiedene Akteur*innen in den Vorder- oder Hintergrund: die sich zur Wahl stellenden Frauen, die per Blick und Nummernkarte urteilenden männlichen Jurymitglieder, die halb-eleganten Kellner oder auch die schillernden Details der Inneneinrichtung des legendären Hotel Merkur, in dem die Wahl stattfand. Dabei trifft die Unerbittlichkeit des Blicks die Männer härter als die Frauen. Im Gegensatz zu den Juroren erscheinen die Kandidatinnen als gleichermaßen starke wie verletzliche Charaktere. Allenthalben ist der Respekt des Fotografen vor ihrer Selbstbehauptung in einer asymmetrischen Geschlechterordnung spürbar. In dieser spiegelt sich nicht zuletzt auch das Verhältnis der beiden deutschen Staaten zueinander. So gerät Rosts Bildserie unter der Hand zu einer überraschenden Allegorie der deutschen Wiedervereinigung.

Ausstellungsraum bautzner69: Fotografie | Video & Installation sind das Hauptanliegen der im Jahr 2003 gegründeten Produzenten-Galerie in der Dresdner Neustadt. Die Präsentation konzentriert sich häufig auf wenige Arbeiten und Positionen. Da beim Verkauf von Werken keinerlei Provision einbehalten wird, werden die Kosten der Ausstellungen über Sponsoren und Förderungsprogramme sowie über angewandte Projekte im Bereich Grafik-Design, Fotografie und Architektur gedeckt.

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