Podiumsdiskussion: „Intermedia I“ (1985)

19. Oktober 2017

Podiumsdiskussion: „Intermedia I“ (1985)

Im Rahmen der Sonderausstellung „Geniale Dilletanten. Subkultur der 1980er Jahre in West- und Ostdeutschland“ vom 15. Juli bis 19. November 2017, findet am Donnerstag, den 26. Oktober ab 19 Uhr im Lichthof des Albertinum eine Podiumsdiskussion zum Festival „Intermedia I“ (1985) statt.
In der Dresdner Ausstellung wird die Tournee-Ausstellung des Goethe-Instituts durch einen gleichwertigen Fokus auf die DDR-Szene entscheidend erweitert. Das Intermedia-Festival am ersten Juniwochenende des Jahres 1985 in Coswig bei Dresden war eine der folgenreichsten Kunstereignisse der späten DDR und lotete künstlerisch wie politisch Freiräume aus. Die Praxis der Grenzüberschreitung von einem künstlerischen Medium zum anderen, etwa im Übergang von der bildenden Kunst zur Klangerzeugung, zum Super-8-Film, zur Performance, zum Text und zum Theater, gehörte in der DDR der 1970er und 1980er Jahre zur Strategie der Aufmüpfigen, die gegen die Reglementierungen seitens des SED-Staates und des Künstlerverbandes angingen. Daher bildet das Festival inhaltlich den Dreh- und Angelpunkt der Dresdner Ausstellung. Bisher gab es noch keine öffentliche Debatte zur weichenstellenden Bedeutung. Nun geben Expert*innen, Zeitzeug*innen und Akteur*innen Einblicke in die noch immer lebendige Vergangenheit der Kunstrebellen.
Anders als im Westen, verfügten unangepasste Künstler*innen im Osten Deutschlands nicht über Möglichkeiten, medial bekannt zu werden. Tonträger entstanden in privaten Tonstudios, Konzerte fanden in Kirchenräumen oder Kellern statt, die Szene bestand aus einem nur lose verbundenen, regionalen Netzwerk. Daher hatte besonders dieses Festival für die autonome Kunst in der DDR Bedeutung: Etwa vierzig Maler, Musiker der Freejazz- und Punkszene, Super-8-Filmer, Performer, Tänzer und mehr als 1.200 Eingeweihte trafen sich im alten Ballsaal des Klubhauses in Coswig. Dort hatte es in den Jahren zuvor bereits viel besuchte Jazzkonzerte gegeben. Nun versammelten unter dem Motto „Intermedia. Klangbild/Farbklang“ die Organisatoren Christoph Tannert und Micha Kapinos Künstler*innen aus Schwerin, Magdeburg, Leipzig, Erfurt, Dresden und Berlin. Mit wilden Gesten, infernalischen Auftritten, aber auch subtil-merkwürdigen künstlerischen Erkundungen avancierte das Festival zu einem aufregenden Kunstereignis, über das auch Medien der BRD berichteten.
Die zuständigen Partei- und Kulturfunktionäre hatten das Festival zunächst ohne Einschränkungen genehmigt. Zwei Monate nach der Veranstaltung jedoch wurde der Leiter des Klubhauses fristlos von seinem Posten entbunden. Auch andere Künstler*innen hatten unter den nachfolgenden Reglementierungen zu leiden. So blieb, anders als anfangs gedacht, „Intermedia I.“ das einzige Festival dieser Art.

Der Eintritt ist frei. Am Donnerstag, den 26. Oktober in der Zeit von 18 bis 19 Uhr ist die Sonderausstellung zudem kostenfrei für alle Besucher*innen geöffnet.


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