Archiv der Avantgarden

09. Oktober 2017

Archiv

Endlich ist es soweit: Das Archiv der Avantgarden (AdA) öffnet seine Pforten. Die rund 1,5 Millionen Objekte große Sammlung von Kunstwerken, Designobjekten, Zeichnungen, Plakaten, Architekturplänen, Fotos und Künstlerkorrespondenz aus dem 20. Jahrhundert ist derzeit in einem Interim im Japanischen Palais untergebracht. In wenigen Jahren soll sie im benachbarten Blockhaus ihren eigenen Standort beziehen. Ziel ist es, das AdA als jungen sich stets weiterentwickelnden Raum zu etablieren: Ein Ort der Visionen und Eindrücke, des Nachdenkens und Diskutierens. Ein Ort, an dem Avantgarden zu Hause sind.

  • Laufzeit 10.10.2017—04.11.2017

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Doch schon jetzt präsentiert sich das Archiv der Öffentlichkeit in einer Reihe von Veranstaltungen zunächst unter dem Titel „System AdA: Reprise und Repetition“. Das Produktiv-Provisorische der temporären Unterbringung bestimmt auch das Programm: Studiopräsentationen, Vorträge, Diskussionen und Workshops beleuchten zwischen Oktober 2017 und April 2018 unterschiedliche Aspekte des Phänomens der Avantgarden im 20. Jahrhundert.

Aktuell rücken Archive und Depots immer mehr in den Fokus von Ausstellungsmachern. Objekte und Dokumente gewinnen in Archivausstellungen neue Bedeutung. Aus diesem Anlass lädt das AdA zum Auftakt am Dienstag, den 10. Oktober 2017, um 18.30 Uhr zu einer Diskussionsrunde zum Thema: „Sammeln, Ordnen, Ausstellen. Das Archiv als Antrieb?“. Es diskutieren der Sammler Egidio Marzona und der Direktor des Folkwang Museum Essen, Tobia Bezzola. Moderiert wird die Veranstaltung von Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Im Anschluss eröffnet die Studiopräsentation „Reprise und Repetition“. Sie befasst sich mit der Rolle des Archivs als Verwahrungsort für Erinnerungen aus der Vergangenheit. Gezeigt werden Objekte aus der Sammlung des Archivs, unter anderem von Robert Filliou, Sol LeWitt, Benita-Koch-Otte, Alighiero Boetti, Pierre Restany, Max Bill und dem Deutschen Werkbund, weiterhin Arbeiten von Guy Debord und Charbel-joseph H. Boutros. Aus der Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind Werke von Karl Hermann Roehricht zu sehen.

AUSBLICK auf kommende Veranstaltungen:

Object Talk im AdA: Stahlrohrmöbel

am 25.10.2017, um 18.30 Uhr, Japanisches Palais

Bernd Dicke, Designer, FH Dortmund, im Gespräch mit Rudolf Fischer

Ab Anfang der 1930er Jahre waren sie weltweit populär: „Wohin man nur blickt, überall stehen Stahlstühle bereit“, schrieb Siegfried Kracauer zur Eröffnung der legendären Berliner Bauausstellung 1931. Als Vorzeigeobjekte eines modernistischen Lebensstils waren Stahlrohrmöbel eng mit der Avantgarde verbunden, gelangten aber rasch auch in die Privathaushalte aller Bevölkerungsschichten. Im ersten Object Talk zeigt das Archiv richtungsweisende, historische Möbelobjekte von Marcel Breuer, Mies van der Rohe und anderen und diskutiert ihren Weg zu heutigen Lifestyle-Ikonen. Die Veranstaltung markiert den Beginn einer Reihe.

Das Programm „Reprise und Repetition“

Im Rahmen des Programms „System AdA: Reprise und Repetition“ beschäftigen sich bis April 2018 drei weitere Studioausstellungen mit den Themen: „Methodologien des Lehrens und Lernens“ (Ausstellungseröffnung: 21.11.2017, 18.30 Uhr), „Bedingungen der Arbeit und des Wohnens“ (Ausstellungseröffnung: 17.1.2018, 18.30 Uhr) und „Gemäß der Anleitung“ (Ausstellungseröffnung: 27.2.2018, 18.30 Uhr).

Ein diskursives Programm begleitet die Aktivitäten im AdA kontinuierlich. Es ergänzt und pointiert die thematischen Fragestellungen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen wie lebensweltlichen Perspektiven. Dabei wird die Rolle des Sammelns, Archivierens und Ausstellens kritisch reflektiert. Bestandteile des Programms sind, neben wissenschaftlichen Workshops, vor allem öffentliche Diskussionen, Lesungen und Vorträge.

Geplant sind im AdA zum Beispiel auch Screenings von TV-Serien, die den Arbeitsalltag der 1970er Jahre widerspiegeln, oder Zeitzeugengespräche mit visionären DDR-Designern. Für eine Gesprächsrunde zum Thema „Urbanes Wohnen“ zieht das AdA vorübergehend in den Plattenbau.

Das aktuelle Programm finden Sie unter der Webadresse https://archiv-der-avantgarden.skd.museum . Alle Veranstaltungen sind kostenfrei! 

Das Archiv der Avantgarden

 Das Archiv der Avantgarden (AdA) enthält mit rund 1,5 Millionen Objekten eine der umfangreichsten Sammlungen von Kunstwerken und Objekten der künstlerischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts, die der Sammler Egidio Marzona seit den späten 1960er Jahren zusammentrug. Es umfasst medien- und gattungsübergreifend Kunstwerke und zugehöriges Kontextmaterial zu künstlerischen Prozessen und Ausstellungsaktivitäten, aber auch zu Literatur, Musik und Politik der Zeit. Im Archiv befinden sich Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Skizzen, Drucke, Möbel und Designobjekte. Darüber hinaus dokumentieren in einmaliger Dichte Fotos, Korrespondenzen, Manuskripte und Manifeste, Künstlerschallplatten und Filme, Primär- und Sekundärliteratur sowie weitere Materialien das künstlerische Geschehen des gesamten Jahrhunderts – innerhalb Europas und weit darüber hinaus. Im AdA werden die Spuren der künstlerischen Ideen, der zahlreichen radikalen Utopien und die weitreichende Vernetzung der Künstler untereinander sichtbar. Der Archivbestand des AdA dient zur Information und ist Ausgangspunkt für Forschung. Wissenschaftler und Interessierte aus dem In- und Ausland sind eingeladen, im AdA zu arbeiten und das Archiv zu erforschen.

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